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Höllen-Mädchen

Titel: Höllen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Rosen brauchen das Dokument nicht.«
    Sie steckte die Rolle in ihre Rocktasche und schritt neben ihrem Mann zum fliegenden Teppich hinüber.
    Rose ließ sich vor Humfrey nieder. Das magische Gewebe des Teppichs verlieh ihnen Schutz. »Zum Schloß Zombie«, befahl Humfrey.
    Der kleine Teppich hob sich sanft kreisend empor. Rose rannen Tränen über das Gesicht, als sie auf das Schloß hinabblickte. Fast zweieinhalb Jahrhunderte war es ihr Zuhause gewesen und hatte sie immer gut behütet! Doch jetzt lag das wirkliche Leben vor ihr. »Leb wohl, liebes Schloß«, rief sie und winkte ihm zu. »Hab Dank für alles!«
    Ein Wimpel flatterte – merkwürdig, denn kein Lufthauch wehte. Der Teppich flog in Windeseile zum Schloß Zombie. Der Anblick des Gebäudes mit seinem schmutzigen Schloßgraben und dem verfallenden Pflanzenbewuchs erschreckte sie. Die Zombies waren entweder fort oder sicher begraben. Das Gut ließ sich mit einigen Mühen wieder in einen ansehnlichen Zustand bringen. Der Zombiemeister war vor über sieben Jahrhunderten gestorben; damit lag das Schloß sogar noch länger verlassen dar als Roogna. Sein heruntergekommenes Aussehen trog, denn es war von solider Bauart und konnte leicht instand gesetzt werden.
    Humfrey landete den Teppich im rückwärtigen Teil des Schlosses. Sie stiegen ab und näherten sich einem Zaun. Humfrey stieß die Gartenpforte aus Treibholz auf. Vor ihnen lag ein kleiner, versteckter Garten. Langsam folgte Rose Humfrey auf dem schmalen Steinweg. Jedes Kraut war mit winzigen Spinnenweben bedeckt, und Mäuse raschelten unter dem Laub. Ein modriger Geruch stieg ihr in die Nase. »Hier könntest du deinen Rosengarten anlegen«, schlug er ihr vor.
    Rose war gerührt, daß er ihr diesen Teil des Grundstücks zuallererst gezeigt hatte. »Ja, das ist traumhaft!« rief sie begeistert. An dieser Stelle sollte ein neuer Rosengarten blühen! Rosen hellten diese traurige Gegend bestimmt auf.
    Daraufhin führte Humfrey sie zum Vordereingang. Er nahm sie auf die Arme, trug sie galant über die Schwelle und setzte sie im Haus ab. Rose wurde beklommen zumute – nicht ein einziges Möbel gab es hier. Schließlich brachte Humfrey sie jedoch in ein großes, beinahe ovales Zimmer, das auf Rose den Eindruck einer Kapitänskabine machte. Die prächtige Einrichtung ließ darauf schließen, daß sie nicht von einem Menschen zusammengestellt worden war. Ein mit Malachit verkleideter Kamin prunkte im Raum. Den Stein zierte eine Schnitzerei, die grünes Efeu darstellte. Große, goldene, geflügelte Löwen trugen den Kaminsims auf ihren Köpfen. Darüber hing ein versilberter magischer Spiegel. Auf dem Sims stand ein Paar magischer Zinnkandelaber, die leuchteten, ohne daß die feinen Fremdwelt-Bienenwachskerzen herunterbrannten. Über dem Kopfende des Bettes durchbrach eine Fensterrosette die Wand nach Westen, wodurch der Raum mit Licht durchflutet wurde. An den Wänden hingen drei wertvolle Wandteppiche aus Wollstickerei, deren Motive sich ständig in Bewegung befanden. Die Dämonen mußten das Zimmer über Nacht hergerichtet haben. Die Überraschung war Humfrey gelungen. Was für eine Freude!
    Humfrey stand in der Mitte des neuen Schlafzimmers. Auf dem weitläufigen Holzfußboden lag ein dicker, kostbarer, antiker Teppich. Im Kamin brannte das Feuerunkraut, und in der Luft hing der Duft von Weihrauch. »Wir werden hier sehr glücklich sein, meine geliebte Frau«, sprach Humfrey feierlich.
    Für Rose gab es da keine Zweifel.
     
    In den nächsten Tagen richteten sie sich in ihrem Eheleben ein. Humfrey sorgte sich um die Dinge, die er noch nicht gelernt hatte, und nahm sein ehrgeizigstes Projekt in Angriff: er stellte ein Buch der Antworten zusammen. Auf jede nur erdenkliche Frage sollte das Buch Antwort geben können. Zunächst legte er eine Übersicht der Erfahrungen und Einschätzungen an, die er in früheren Jahren bei der Begutachtung der magischen Talente gesammelt hatte. Dabei kam eine ganze Menge zusammen. Er vervollständigte die Zusammenstellung durch Texte der Bibliothek von Schloß Roogna, die das Gebäude ihm immer nur stückweise auslieh. Ergänzt wurde seine Aufstellung durch Feldstudien, bei denen er sich reichlich Notizen gemacht hatte. An manchen Tagen war Humfrey so beschäftigt, daß Rose ihn kaum zu Gesicht bekam. Da sie jedoch lange allein gelebt hatte, machte es ihr nicht viel aus. Außerdem konnte sie ihn zu jeder Zeit über den magischen Spiegel erreichen. Er kam sofort, wenn sie darum

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