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Höllen-Mädchen

Titel: Höllen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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es schade ist, noch eine weitere Unschuldige zu verlieren«, bemerkte Rose zerknirscht. »Ihr müßt wissen, daß eine Heirat so etwas mit sich bringt; man opfert ihr seine Unschuld.« Bevor sie hierher kam, war sie keine zwanzig Jahre alt gewesen, und deswegen hatte sie sehr lange gebraucht, die ihr noch unbekannten Regeln der Verschwörung der Erwachsenen zu ergründen. Immerhin konnte der Wandteppich ihr einiges davon berichten – nun, das konnte man schon als Mittel aufklärender Erziehung bezeichnen. Auch waren ihr nicht die kleinen Tricks entgangen, die die Dämonin Metria bei Humfrey angewendet hatte. Zwar hatte sie damit keinen Erfolg erzielt, doch vermochte Rose die grundlegende Zielrichtung dieser Tricks zu durchschauen. Solche Tricks hatten für Rose nur symbolischen Wert und kamen für sie überhaupt nicht in Frage, denn schließlich hatte sie ja auch die damit verbundene Gefühllosigkeit und Tragik miterlebt.
    Rose wusch sich ihr langes, seidenes Haar. Für das warme Wasser verwendete sie einen bauchigen Zinnkrug, von dem sie noch nicht einmal ahnen konnte, daß er eines Tages von einem Dämon aus dem Schloß gestohlen werden sollte, damit er als Grundlage für ein schrecklich bösartiges mechanisches Ding, Com-Puter genannt, diente. Com-Puter sollte zu einer ständigen Bedrohung für alle halbwegs anständigen Dinge in Xanth werden. Davon konnten unschuldige Mädchen jedoch nichts wissen. Mag reichte ihr ein Stück Seifenstein, der nach natürlichem Rosenöl duftete. Nachdem Rose ihr Bad beendet hatte, gab Mag ihr ein riesiges, frisches Baumwollhandtuch.
    Sauber von Kopf bis Fuß war Rose jetzt bereit, eines jener prachtvollen Kleider anzulegen, die sie aus diesem Anlaß vom Kleiderbaum im Obstgarten gepflückt hatte. Nach und nach reichte Mag ihr einen Seidenschlüpfer aus feiner Gaze, ein rosencremefarbenes Hemd, weiche Strümpfe, durchwirkt mit goldenen Fäden, und einen langen, raschelnden Seidenunterrock. Danach folgten der Überrock und das Mieder des Gewandes. Die Einsatzstreifen in der Mitte des Kleides waren bestickt mit winzigen Saatperlen, Kristallen und Rauchtopasen auf einem Untergrund, den gelbe Rosen aus kostbarer, goldverzierter Seide bildeten. Wenn sie umherging, glänzte das Kleid in zart rosarot scheinendem Gold. Ihr lebender goldener Frosch saß in der Mitte der Rosette auf ihrem Ärmel. Das Gewand, das bis auf den Fußboden reichte, hatte einen so tiefen Ausschnitt, daß es Mag in matronenhafter Mißbilligung den Atem verschlug. Roses Augen weiteten sich, als sie entdeckte, daß ihre rosigen Brustwarzen fast völlig freigelegt waren. Sie hatte nämlich bisher nicht bemerkt, daß das Dekollete derart gewagt war. Das Kleid war einfach wundervoll! Mit diesem herrlich tiefen Ausschnitt konnte Rose sogar mit jenen barbusigen Nixen und all den anderen reizvollen Mädchen wetteifern, die ihr der Wandteppich gezeigt hatte. Ganz zu schweigen von der schrecklichen Dämonin Metria!
    Es wurde Zeit, mit der Hochzeitszeremonie zu beginnen, die im großen Ballsaal des Schlosses stattfand. Ihr wollte nicht in den Kopf, daß die Hochzeit nicht das Ereignis des Jahrhunderts sein würde. Die Dämonen kamen mit ihrer ganzen Sippe, denn sie wollten die seltene Einladung zum Feiern voll auskosten. Aus irgendeinem Grunde sah man sie in der Regel nur ungern auf einer Hochzeit. Doch sie machten einen soliden Eindruck: Alle Dämonenmänner trugen Frack und ihre Frauen wallende Gewänder. Außerdem benahmen sie sich tadellos. Beauregard machte den Trauzeugen, während Millie das Gespenst Brautjungfer war und kleiner Knopfgeist Geisterblumen trug. Die Autorität, mit der Professor Zwölferschlag die Zeremonie leitete, hätte weder Mann noch Dämon jemals in Frage gestellt. Natürlich war Metria anwesend, schließlich konnte man sie von dieser Feierlichkeit nicht wegdenken. Sie gefiel sich in der Rolle der Ex-Freundin. Recht eindrucksvoll trug sie ihren Ärger über das Geschehen zur Schau. Fast meinte man sogar ein wenig menschliches Gefühl unter all der dämonischen Dickfelligkeit zu erkennen.
    Trotz aller Ausgelassenheit hatte Rose nur Augen für Humfrey, der mit seinen fast vierzig Jahren im adretten Anzug stattlich wirkte. Mit Erleichterung registrierte sie, daß er sich aufrichtig freute, hier zu sein. Nicht jeder Bräutigam war am Hochzeitstag so ungetrübt froh wie Humfrey.
    Erst als plötzlich ein erwartungsvolles Schweigen eintrat, bemerkte Rose, daß sie gerade ihr Gelübde getan hatten. Humfrey

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