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Höllen-Mädchen

Titel: Höllen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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an den Haken befestigt waren. Diese verfingen sich dann in ihren Mäulern, und die Fischmenschen zogen sie zu sich herunter ins Wasser. Es mutete Rose grausam an, seinen Lebensunterhalt auf diese Weise zu bestreiten. Sie hielt sich jedoch zurück, die Lebensweise eines anderen Volkes zu kritisieren.
    Dann entdeckte sie eine altersschwache Greisin, die vorbeihumpelte. Die Fischmenschen hatten sie ebenfalls bemerkt und zogen sich ins Wasser zurück. Offensichtlich verabscheuten sie ihre Gesellschaft. Rose ärgerte das, denn sie konnte es nicht ertragen, wenn irgend jemand ausgeschlossen wurde. Deswegen ging sie zu der buckligen Frau, die eine schwere Tasche trug. »Kann ich Euch helfen?« erkundigte sich Rose.
    Die Frau blickte zu ihr auf. Ihr Anblick war aus der Nähe noch erschreckender, und sie roch nach allem anderen als nach Rosen. Ihre Kleidung war aus Lumpen und irgendwelchen Fetzen zusammengesetzt, die sie sich von Abfallhaufen geholt hatte. »Das könnt Ihr, meine Dame«, keuchte sie. »Ihr würdet mir sehr helfen, wenn Ihr mir mein schweres Gepäck nach Hause tragt.«
    »Ja, natürlich! Das tue ich gern«, strahlte Rose und ergriff die Tasche. Sie staunte, denn die Tasche war voll von Elfenbeinhörnern und Zähnen. Die Frau sammelte Elfenbein! »Wie ist Euer Name, wenn ich fragen darf? Ich heiße Rose.«
    Die perlgrauen Augen der Alten schielten zu Rose. »Mein Geburtsname ist Pericula, aber die Fischgesichter nennen mich Seevettel.«
    Rose war regelrecht entsetzt. »Wie herzlos von ihnen! Ich werde Euch ganz bestimmt Perla nennen.«
    »Mein Name ist Pericula, Rosen-Hagebutte!« verbesserte die Frau sie ungehalten. Rose hätte damit schon etwas über das Wesen der Frau erfahren können, wenn sie nicht so vertrauensselig gewesen wäre.
    So entschuldigte sie sich jedoch nur für ihren Irrtum. Es war immer unangenehm, einen Namen falsch zu verstehen, denn Namen sagten etwas über den Charakter aus. Das wußte doch jeder.
    Unerwartet schnell humpelte die alte Frau weiter. Rose war gezwungen, mit ihr Schritt zu halten, weil der Geruch hinter ihr kaum zu ertragen war. Sie gingen den Strand hinunter bis zu einem Platz unmittelbar vor dem halbfertigen Elfenbeinturm. »Oh, sie haben mein Haus wieder zerstört!« schrie sie empört. Ihre Stimme erinnerte an das Kreischen einer Harpyie.
    Rose blickte auf einen Haufen aus Treibholz, angetriebenen Wrackteilen, Strandgut und Seegras. Es war kaum vorstellbar, daß das je ein Haus gewesen war. Aber es war natürlich unhöflich, das Wort der Alten in Zweifel zu ziehen. »Habt Ihr noch irgendeine andere Bleibe?«
    »Doch, es gibt einen Ort, den die Fischgesichter nicht erreichen können«, antwortete Pericula. Sie humpelte bis an den Rand des Waldes. Dort stand ein riesiger, toter Baumstamm, der weit über Roses Kopf hinausragte. Pericula kletterte erstaunlich behende für ihr Alter hinauf. Sie quetschte sich durch ein Loch im Baumstamm und verschwand darin. Dann kam ihr Gesicht wieder zum Vorschein. »Komm schon rauf, Dummkopf!« herrschte sie Rose an.
    Rose hatte schwer damit zu kämpfen, den Stamm mit der schweren Tasche voll Elfenbein empor zu klettern. Sie kannte solche Dinge nicht, denn Prinzessinnen kletterten eben nicht auf Bäume. So etwas schickte sich einfach nicht. Irgendwie brachte sie es schließlich doch zustande. Sie zwängte sich in das Loch hinein und zog den Sack hinter sich her.
    Im Baum wurde sie nach unten gezogen, denn die Tasche lastete schwer auf ihrem Rücken. Dabei wurde ihr hübsches Kleid arg beschmutzt. Ihre Füße verloren schließlich den Halt, sie schrie zu ihrem Kummer auf äußerst undamenhafte Art und stürzte herunter.
    Platschend fiel Rose ins Wasser. Die Tasche klatschte neben ihr auf. Erschreckt schlug sie mit den Armen um sich. Einen Augenblick später ertasteten ihre Füße einen schräg ansteigenden Felsen, an dem sie sich aus dem Wasser zog. Hier unten sah man seine Hand vor Augen nicht.
    Ihr erster Gedanke galt der alten Frau. »Pericula!« schrie Rose. »Ist mit Euch alles in Ordnung?«
    Die Antwort war ein widerhallendes Kichern. »Mir geht’s schrecklich, doch bald wird es mir viel besser gehen«, kam die Stimme der Hexe von oben.
    »Bald? Was heißt das?« fragte Rose verwirrt.
    »Sobald ich mich umbringe.«
    »Das verstehe ich nicht!«
    Erneut war ein schreckliches Kichern zu vernehmen. »Wen kümmert es! Ruh dich aus, du Dummkopf, bis ich dich holen komme.« Dann schwieg die Stimme.
    Rose wandte ihr Gesicht nach oben. Weit

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