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Höllenbote Angela

Höllenbote Angela

Titel: Höllenbote Angela Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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vorweihnachtliche Zeit, das alles hatte dazu beigetragen, daß er mehr Zeit gebraucht hatte, als ihm lieb gewesen war. Aber er konnte nicht fliegen. Nur hatte er das Gefühl, daß mit jeder Sekunde, die verging, sich seine Schwester immer weiter von ihm entfernte.
    Mit Roger, dem Schwager, hatte er nicht gesprochen. Er war von Denise auch gar nicht erwähnt worden. Es war ihr einzig und allein um die Frau namens Angela gegangen, deren Nachnamen sie allerdings nicht genannt hatte.
    Hieß sie Sarti?
    Raoul wollte es nicht glauben. Wenn er daran dachte, stieg die Wut in ihm hoch. Zugleich kam ihm die eigene Unzulänglichkeit zu Bewußtsein. Er befürchtete, zu spät zu kommen und für seine Schwester nichts mehr tun zu können.
    Raoul erschrak über seine Gedanken. Sie hatten sich angehört, als wäre Denise schon tot, und das wollte er auf keinen Fall akzeptieren.
    In seinem Magen flatterten Schmetterlinge. Ab und zu sah er sein Gesicht im Spiegel. Vom Typ her glich er einem Franzosen. Seine Haut zeigte sich immer wie frisch gebräunt. Dunkle Augen. Auf der Oberlippe wuchs ein ebenfalls dunkler Bart, dessen Schatten sich sogar auf den Wangen abzeichneten. Das Besondere an seinem Gesicht war die schräge Narbe auf der Stirn. Sie stammte von einer Glasscherbe, die unglücklicherweise den Weg dorthin gefunden hatte, als bei chemischen Experimenten eine Flasche explodiert war.
    Das lag allerdings schon mehr als zwanzig Jahre zurück. Da war Raoul noch jugendlich gewesen.
    Er fuhr weiter. Die unsichtbare Peitsche hieb immer wieder gegen den Rücken und den Nacken. Die Großstadt London lag hinter ihm. Die Straße führte durch die Flußlandschaft nahe der Themse. Er sah hin und wieder wie gewaltige Spiegel die kleinen Seen und auch künstlich angelegten Wasserreservoire wie Fettaugen auf der Suppe in der tristen Winterlandschaft liegen.
    Die Bäume trugen nur wenige Blätter, so daß das Grün der Nadelbäume besonders auffiel.
    Barnes fuhr schneller, als es erlaubt war. Ihm war es egal; der Drang, seine Schwester zu sehen, verstärkte sich immer mehr. Bei Longford fuhr er von der A4 ab in Richtung Süden auf Stanwell zu. Es war der nächste Ort, an dessen Südende sich zwei Seen ausbreiteten, deren Ufer bewaldet waren.
    Eine wunderschöne Gegend, um bei Spaziergängen frische Luft zu tanken und die Seele baumeln zu lassen. Nicht im Winter, da war die Gegend einsam und verlassen.
    Raoul hatte seine Schwester schon des öfteren besucht. Er brauchte nicht durch den Ort zu fahren, um die kleine Siedlung im Westen zu erreichen. Dort hatte die Gemeinde Grundstücke verkauft, auf denen die Wochenendhäuser standen.
    Die meisten waren nur im Sommer belegt. Im Winter wirkten sie wie eingemottet. Doch mittlerweile zog es immer mehr Menschen weg aus dem Moloch London zurück in die Natur, und so waren die Quaines nicht mehr allein in ihrer kleinen Siedlung.
    Die Häuser flankierten eine normale Straße und auch zwei Stichstraßen, die als Sackgassen endeten. In einer dieser Straßen stand das Haus der Quaines.
    Als Barnes einbog, schlug sein Herz schneller. Er stand noch stärker unter Druck, schaute nach links, dann nach rechts und suchte nach irgendwelchen Anzeichen darauf, daß seine Schwester und deren Mann bedroht wurden.
    Er sah nichts.
    Leere. Wolken am Himmel. Ein trüber Tag. Keine Sonne, aber auch kein Dunst. Es war zu sehen, welche 1 läuser bewohnt waren. Da standen in den Gärten die beleuchteten Tannen, deren Zweige mit kleinen Glühbirnen geschmückt waren.
    Auch bei den Quaines war ein Baum vor dem Haus geschmückt. In seiner Höhe stoppte Raoul seinen kleinen Jeep, stellte den Motor ab und blieb in den folgenden Sekunden erst einmal hinter dem Lenkrad sitzen. Er wollte noch nicht sofort aussteigen und sich erst einmal erholen, um wieder zu sich selbst zu finden.
    Das Haus der Quaines war mit einem Anbau versehen worden. Aus irgendeinem Grunde war er grün angestrichen. Das flache Dach besaß eine Lichtkuppel, die wie eine große, ovale Eierschale in die Höhe schaute.
    Dort schrieb Roger seine Drehbücher, und er hatte sich dieses Büro nach seinem Geschmack gebaut und auch eingerichtet.
    Für Notfälle hatte Raoul von seiner Schwester einen Schlüssel für das Haus bekommen. Den trug er in seiner rechten Hosentasche, holte ihn aber nicht hervor. Er wollte zunächst klingeln und hoffte, daß man ihm auch öffnete.
    Bei früheren Besuchen hatte ihn seine Schwester oder sein Schwager schon vom Haus aus gesehen. An

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