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Höllenbote Angela

Höllenbote Angela

Titel: Höllenbote Angela Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schwindelte. Er wußte, daß er aufstehen und die Polizei anrufen mußte, aber das war ihm unmöglich. Ihm fehlte einfach die Kraft. Sein Handy lag im Wagen, und dorthin wollte er nicht gehen.
    So blieb er sitzen, noch immer den Blick ins Leere gerichtet. Auf seiner Haut zeichnete sich die zweite ab. Seine Hände waren steif und kalt geworden. Er fühlte sich mehr tot als lebendig.
    Wieder kam ihm das Telefongespräch mit seiner Schwester in den Sinn. Sie hatte von einer Angela gesprochen. Barnes kannte nur eine Angela, eben diejenige, die er getötet hatte. Ja, sie war tot gewesen, doch das hier sah so aus, als wäre sie zurückgekommen, um einen schrecklichen Rachefeldzug zu beginnen.
    Sie – die Tote?
    Er konnte nicht daran glauben und suchte nach einer anderen Lösung. Vielleicht hatte sie Freunde, die ihr zur Seite standen und die Aufgabe der Rache übernommen hatten.
    Sollte dies tatsächlich so gewesen sein, dann war sie sogar noch im Tod gefährlich.
    Er wußte es.
    Die anderen nicht.
    Die verdammte Brut von der NSA ahnte ja nicht, was sie ihm damit angetan hatte. Barnes geriet in einen Zustand hinein, in dem er sich bemitleidete. Daß er selbst zu einem Killer geworden war, daran dachte er nicht. Was tun?
    Keine Polizei. Der Arm der Firma war lang genug. Sie mußte die Sache erledigen. Denn auch die Morde in seinem Bistro waren nicht von der Londoner Polizei untersucht worden. Niemand dort wußte, daß diese Taten überhaupt passiert waren.
    Er dachte auch daran, was man ihm eingetrichtert hatte. Wenn es Schwierigkeiten gab, dann durfte auf keinen Fall die örtliche Polizei hinzugezogen werden.
    Raoul Barnes wollte aufstehen. Dazu brauchte er Kraft, denn sein Körper schien noch schwerer geworden zu sein. Er stemmte die Heinde auf die Lehnen und kam sich selbst vor wie ein schwacher Greis.
    In diesem Augenblick hörte er das Geräusch!
    Barnes vereiste in der Bewegung. Sein Körper schwebte schon einige Zentimeter über der Sitzfläche des Sessels. Zuerst dachte er, daß sich im Zimmer etwas bewegt hätte und seine Verwandten doch nicht tot waren.
    Aber das Geräusch wiederholte sich, und diesmal wußte er, woher es kam. Von draußen, vom Flur her. Die Tür stand offen, deshalb hatte er es so deutlich hören können.
    Es war noch jemand im Haus.
    I )er Killer? Die Killerin?
    Raoul Barnes drehte den Kopf so zur Seite, daß er am Sessel vorbei auf die Tür schauen konnte. Er sah dort das offene Viereck, aber niemand stand auf der Schwelle. Nur der Ausschnitt war zu sehen, und das Geräusch war weiter im Flur aufgeklungen.
    Ein Hüsteln? Oder schleichende Schritte? Vielleicht auch ein zu lautes Atmen?
    Möglich war alles. Genau wie eine Mischung aus diesen drei Geräuschen. Er wartete ab. Die Spannung in ihm stieg wie Fieber hoch und zugleich die Furcht, die er empfand, obwohl er noch immer seine Waffe umklammerte.
    Dieses Geräusch kam näher. Über den Boden wehte es hinweg. Es war jetzt dicht an der Tür, und Barnes hielt den Atem an. Er sah keinen Schatten, er hörte auch kein Atmen, es war tatsächlich nur das Schleifen der Sohlen gewesen.
    Ein Bein erschien.
    Ein Frauenbein!
    Es war unter dem Stoff einer dunklen Hose verborgen, einer grauen Jeans möglicherweise. Eine Hand sah er ebenfalls. Schlanke Finger umklammerten den Türpfosten.
    Eine Frauenhand.
    Nicht einmal zwei Sekunden später erschien die Person, und sie blieb wie gemalt im offenen Türviereck stehen.
    Es war tatsächlich eine Frau, aber nicht irgendeine. Es war die tote Angela Sarti!
    ***
    Raoul Barnes glaubte, verrückt zu werden. Er fühlte sich aus der normalen Welt und der normalen Gegenwart herausgerissen und eingetaucht in etwas, für das er keinen Ausdruck hatte.
    Er starrte die Person an, die tatsächlich eine Hose trug, darüber ein schwarzes, dünnes Oberteil, einen breiten Gürtel und sich die Fetzen eines Leichenhemds noch um den Körper gewickelt hatte. Sie trug auch keine Perücke mehr. Das braune Haar mit den graublonden Strähnen hing wirr um ihren Kopf. Das kleine, etwas runde Gesicht ähnelte mehr dem eines Teenagers. Die kleine Nase, die dunklen Augen, der schön geformte Mund, dessen Lippen so aussahen, als wäre dort scharlochroter Lippenstift verlaufen. Tatsächlich aber waren es Blutspritzer, die sich um den Mund herum festgeklebt hatten.
    Es war Angela. Daran gab es nicht den geringsten Zweifel. Er wollte auch nicht mehr an eine Zwillingsschwester glauben. Sein tiefes Gefühl sagte ihm überdeutlich, daß er es mit

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