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Hoellenengel

Hoellenengel

Titel: Hoellenengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thráinn Bertelsson
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mehr Drogen verlangte. Ein
Drogensüchtiger mit Drogen ist ein Kranker mit einer
Krankheit, die ihn dazu bewegt, Gesetze zu brechen, und wer einem
solchen Kranken hilft, macht sich des gleichen Vergehens
schuldig.
    Seiner Ehefrau nicht zu helfen, wenn sie krank ist und nicht
weiß, was sie tut, ist falsch und gemein.
    Er betätigte die Toilettenspülung, sodass das Pulver und
die Pillen verschwanden. Mit einem Handgriff hatte er
Beweismaterial vernichtet, das seine Frau und ihn die Anstellung
hätte kosten können.
    Korruption?
    In der Not bricht man Gesetze ...
    *****
    Morgens erwachte Þórhildur noch vor Víkingur,
stand vorsichtig auf, um ihren Ehemann nicht zu wecken, und begab
sich ins Bad. Sie sah sofort, dass ihre Medikamente aus der
Handtasche entfernt worden waren. Was hatte sie sich nur dabei
gedacht, die Tasche einfach herumliegen zu lassen?
    Sie ging wieder in den Flur, lauschte an der Tür des
Schlafzimmers und versicherte sich, dass ihr Mann im Tiefschlaf
lag. Zog eine Schublade in der Küche heraus, die Mehl, Zucker
und verschiedene Backzutaten enthielt.
    Tastete an ihrer Unterseite nach etwas und riss ein
Plastiktütchen ab, das mit Klebeband am Boden der Schublade
befestigt war. Sie ging wieder ins Bad und schloss hinter sich
ab.
    Þórhildur schüttete den Inhalt des Tütchens
in ihre offene Hand. Nahm sich vier Ritalin-Tabletten. Steckte sie
in den Mund und spülte mit einem Schluck Wasser aus dem Kran
nach.
    Dann nahm sie eine Dusche.
    Víkingur war aufgewacht, als Þórhildur in der
Schlafzimmertür erschien. Sie hielt eine Kaffeetasse und einen
kleinen Teller, auf dem zwei Toastscheiben lagen, in der
Hand.
    »Das ist eine offizielle Entschuldigung«, sagte
sie.
    »Kaffee und Frühstück im Bett. Nur schade, dass wir
nichts anderes dahaben als Marmelade. Kein Käse. Der
Kühlschrank ist völlig leer. Einer von uns muss heute zum
Bónus gehen.«
    »Wie geht es dir?«, fragte Víkingur.
    »Ich weiß es eigentlich nicht«, sagte
Þórhildur. »Mir geht es wahrscheinlich besser,
als ich verdient habe.«
    »Hör mal«, sagte Víkingur. »Wir
müssen miteinander reden. Ich habe mir gestern Nacht, als ich
nach Hause kam, deine Handtasche angeschaut.«
    »Das habe ich gesehen«, sagte sie. »Ich stand
neben mir.«
    »Offensichtlich«, sagte Víkingur. »Du
weißt doch, was es bedeutet hätte, wenn du beim Zoll mit
Drogen im Gepäck erwischt worden wärst? Für uns
beide?«
    »Ja, ich weiß. Es ist nicht zu entschuldigen.«
Þórhildur ergriff seine Hand. Sie war den Tränen
nahe. »Ich verstehe nicht, was mit mir los war. Ich habe
einfach plötzlich alles aufgegeben. Konnte nicht
mehr.«
    »Wann?«
    »In Amsterdam. Gestern, nein, vorgestern. Es war, als
würde die Welt über mir
zusammenbrechen.«
    Víkingur schaute sie an. Im nächsten Moment würde
sich zeigen, ob sie vorhatte, die Wahrheit zu sagen, oder ob sie
das Täuschungsspielchen fortführen wollte.
    »Hattest du denn vor dem Zeitpunkt vorgestern nicht daran
gedacht, Drogen zu nehmen?«
    »Nicht, um mich in einen Rausch zu versetzen«, sagte
Þórhildur. »Ich weiß nicht, ob du das
für Drogenkonsum hältst, wenn man Schmerzmittel nimmt, um
einschlafen zu können, denn das habe ich ein paarmal
gemacht.«
    »Und sonst nichts?«
    Þórhildur schaute ihrem Mann in die Augen. Die Freude
war aus ihrem Gesicht gewichen. Sie nahm einen verletzten Ausdruck
an. Traurig darüber, Misstrauen zu begegnen, wo sie doch
gekommen war, um offenherzig über die Dinge zu
sprechen.
    »Du musst doch verstehen, warum ich frage. Es ist nicht so,
als wäre nichts passiert. Erst dieser Vorfall in Amsterdam.
Dann dieser erstaunliche Aussetzer deines Urteilsvermögens,
dass du mit Drogen in der Handtasche nach Island
heimkehrst.«
    »Was soll ich sagen?«, fragte sie. »Ich habe
bereits um Entschuldigung gebeten. Ich verstehe nicht, wie das
passieren konnte. In meinem Leben sind halt einige Dinge
vorgefallen, wegen dieser Sache mit Magnús, aber ich
weiß, dass das keine Entschuldigung sein kann. Mir ist es so
unendlich schlecht gegangen. Menschen nehmen Medikamente ein, damit
es ihnen nicht so schlecht geht, und ich habe das genommen, was ich
brauchte, um einschlafen und mich tagsüber
zusammenreißen zu können. Natürlich habe ich in der
letzten Zeit Tabletten genommen, aber ich habe keine Medikamente
missbraucht. Nicht bis vorgestern. Da bin ich rückfällig
geworden.«
    »Ist das nicht ein Hinweis dafür, dass es unachtsam von
dir ist, Beruhigungs- oder

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