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Hoellenfeuer

Hoellenfeuer

Titel: Hoellenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Conrad
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Dämon sich des Tags nicht.
     
    28.01.1941
    Die ersten Brüder sind fortgelaufen. Sie haben sich des Nachts fortgeschlichen, um ihrem Leben hier zu entkommen. Ich kann es ihnen nicht verdenken. Wir alle haben in unseren Träumen die Botschaft empfangen, innerhalb eines Tages das Kloster zu verlassen. Während ich dies schreibe, höre ich auf dem Hof die Mönche mit dem Abt streiten. Keiner will noch hierbleiben. Allein unser Abt widersetzt sich dem Dämon noch. Ich habe Angst vor der kommenden Nacht. Ich habe Angst vor dem kommenden Tag.
     
    Eleanor schloss das Buch. Mehr hatte der Mönch Huang nicht aufgeschrieben. Was war hier hinter den Mauern dieses Klosters geschehen? Huangs Beschreibung deckte sich mit dem Aussehen eines Engels, so viel wusste Eleanor. Doch welcher Engel mochte so bösartig gegen die Mönche vorgegangen sein? Und zu welchem Zweck?
    Ele anor sah sich um. Sie konnte den Schatten des Geistes, der sie hierher geführt hatte, nicht länger sehen. Und dennoch hatte sie Angst! Die eisigen Finger des Grauens packten sie und ließen sie erzittern. Ein kalter Schweißfilm bildete sich auf ihrer Stirn, sie atmete unwillkürlich schneller und die feinen Härchen in ihrem Nacken stellten sich auf.
    „Hallo, Eleanor Menschenkind!“, erklang eine Stimme hinter ihr. Eleanor schrie vor Schreck auf und fuhr herum. Dort stand Samael und lächelte sie kalt an.

Samaels Palast
     
    „Wie bist du hier hereingekommen?“, hauchte Eleanor, während sie unwillkürlich vor Samael zurückwich.
    „Hast du das nicht längst erraten?“, fragte Samael. „Du hast das kleine Tagebuch gelesen. Ich war es, der den Mönchen befohlen hat, das Kloster zu verlassen.“
    „Warum?“
    „Weil dieses Kloster für mich das ist, was für Samael Stratton Hall ist. Es ist der Ort, an dem mein Körper wohnt.“
    Eleanor starrte Samael ungläubig an. „Ich… ich verstehe nicht…“, stammelte sie.
    Samael verdrehte ungeduldig die Augen. „Wir Engel haben Körper, die sich von euren unterscheiden. Das hast du doch mittlerweile mitbekommen. Und wir haben Fähigkeiten, die uns weit über die Menschen erheben. Aber da wir uns den Menschen gegenüber nicht einfach offenbaren können, müssen wir unsere Existenz geheim halten. Ein jeder von uns tut das auf seine Weise. Raphael konnte in Stratton Hall unter Menschen leben, weil er bis zu deinem Auftauchen so apathisch war, dass er ohnehin nur an die Wand starren konnte. Andere Engel hingegen leben ihre Fähigkeiten aus. Denk an deine Freunde Naral und Uriel. Damit man ihre Identität nicht aufdeckt, leben sie von den Menschen getrennt. Sie halten sich fern von ihnen und können so sicher sein, dass man ihnen nicht auf die Schliche kommt.“
    Samael hatte sich in Zorn geredet. Er war immer lauter und zorniger geworden und Eleanor befürchtete beinahe, dass er sie jeden Augenblick schlagen würde. Nun endlich hielt er einen Augenblick inne und atmete tief durch.
    „ Bei mir ist es nicht anders“, fuhr er fort. „Ich habe vor siebzig Jahren auf der Suche nach einem neuen Ort, an dem ich von den Menschen unerkannt leben könnte, dieses Kloster entdeckt. Es ist perfekt. Niemand würde mich hier je finden!“
    Wieder hielt Samael inne und blickte unruhig durch den Raum.
    „Es ist entwürdigend!“, fauchte er schließlich. „Dass gerade wir Engel, die Krone in Gottes Schöpfung, unerkannt unter euch Menschen leben müssen. Dass wir uns verbergen müssen und unser wahres Wesen nicht zeigen dürfen. Aber so ist es nun einmal. Würdet ihr um unsere Existenz wissen, könnten wir unserem göttlichen Auftrag nicht nachkommen. Würde alle Welt um unsere Aufgabe wissen, könnten wir niemanden mehr zur Sünde verleiten.“
    Samaels Blick heftete sich voll Bösartigkeit auf Eleanor. „Und hier kommst du ins Spiel!“, schloss er.
    Wieder wich Eleanor einige Schritte zurück. „Du wirst mir nichts tun!“, flüsterte sie voll Angst.
    „Nicht?“, grinste Samael.
    „Wenn du mich tötest, gelange ich direkt zu Gott!“, sagte Eleanor mit zitternder Stimme.
    „Und?“, lauerte Samael.
    „Ich weiß von den Menschen, deren Leben du genommen hast. Es waren verzweifelte Menschen, die nichts mehr zu verlieren hatten. Du hast ihnen eingeredet, du würdest nur zu ihrem Besten handeln und dann hast du sie getötet, damit sie von Gott erneut zur Erde gesandt werden. Sie sollten sich für dich bei Gott verwenden.“
    Samael stutzte und sah Eleanor verwirrt an.
    „Wenn du mich auf diese Weise zu Gott

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