Höllenfeuer (German Edition)
dieser Nacht . Zumal er soeben diesen Zettel mit dem Todesdatum von Anna zugesteckt bekam. Er brauchte dringend eine Abwe c hslung, um auf andere G e danken zu ko m men.
A bsichtlich machte Johannes einen kleinen Umweg , dachte unentwegt an die junge Frau, die ihn im Gasthaus provo z ierte. Dann kam er auf die Idee etwas zu tun, was er noch nie in seinem Leben tat . Er spazierte durch eine G e gend, in der er kein einziges Mal zuvor war, obwohl sie in der gleichen Gemeinde lag , in welcher er seit frühester Kindheit wohnte. Seine Schritte führten ihn zur ‚ Villa R o se ’ . Nur vom Höre n sagen wusste er, dass man dort Frauen für Geld kaufen konnte. Solch ein a n zügliches Haus war in kleinen Gemeinden, wie dieser, eher ungewöhnlich. Doch hier rechnete sich solch ein Etablissement a n scheinend . Nur wenige Hundert Meter entfernt befand sich eine Kaserne der Bu n deswehr . Die Mädchen in der Villa kamen ausnahmslos aus der nahe gelegenen Stadt. Niemand hier in dem kleinen Ort, z u mindest die Frauen, kannte ihre Identität .
In Höhe der Villa wurde n Johannes Schritt e langsamer. Dann blieb er stehen, hielt einen Moment inne und fasste schließlich den notwendigen Mut. Zögerlich klingelte er an der Tür. Sekunden später hörte er das leise Summen des Türöffners. Mit der rechten Hand drückte er an die Tür, sie öffnete sich und er betrat den Flur.
Augenblicklich wurde Johannes in eine scheinbar andere Welt versetzt. Das Innere der Villa wurde durch dunke l rote Glühlampen nur schwach erleuchtet. Die Wände waren mit lilafarbener, leicht verstaubter Velours-Tapete verkleidet und gaben dem großzügigen Flur eine n etwas antiquierte n Charakter . Frivole Gemälde, eingefasst in goldene barocke Rahmen, die an das Kamasutra eri n nerten, begleiteten den Besucher auf seinem Weg durch den gesamten Flur. Ein eigenartiger, für ihn ungewö h nlicher, Geruch stieg ihm in die Nase. E in seltsames Gemisch von billigem Parfum, ka l tem Rauch und Alk o hol. Es war ungewöhnlich still im Flur. Etwas fiel ihm ganz besonders auf: In unregelmäßigen A b ständen waren an den Wänden Rosen angebracht. Rosen mit hellgrünen Blütenblättern.
Johannes wartete einen Augenblick, dann vernahm er Schritte, die immer näher kamen. Eine nicht mehr ganz ta u frische Dame mit schwarzen langen Haaren empfing ihn. Es war die Chefin des Hau ses, wie Johannes später erfuhr.
„Oh, ein neues Gesicht. Guten Abend der Herr . Ich bin Lola. Was kann ich für d ich tun?“ , fragte Lola mit rauchiger Stimme.
Johannes w urde etwas verlegen, denn er war noch nie in einem Haus, wo man für Sex bezahlen muss. Er ve r suchte sich zu fangen und brachte nur die üblichen Begrüßung s worte heraus.
„Guten Abend. Ich möchte …“
Dann fehlten ihm die passenden Formulierungen. E s schien, als schämte er sich für sein Kommen. Außerdem jagte ihm Lola, die eher die Aura einer magischen Wahrs a gerin auf einem kleinen Jahrmarkt hatte , etwas Angst ein. Wie ein Bettler kam er sich vor, klein, ohne Selbstbewuss t sein, wie ein Versager oder Taugenichts. Dabei hätte er es gar nicht nötig. Er konnte eine hübsche Frau sein eigen ne n nen , die ihm jeden Wunsch von den Lippen ablesen und darüber hinaus auch auf dem Hof kräftig zupacken konnte.
Lola versuchte, Johannes etwas von seiner Befangenheit zu nehmen.
„Du bist sicher das erste Mal hier. Ich freue mich , mal wieder einen neuen Gast begrüßen zu können. Stell d ich doch mal vor!“
„Johannes, ich bin der Johannes“ , antwortete er schüc h tern.
„Wie reizend, Johannes. Johannes, d u kennst unsere Damen ja noch nicht. Ich werde sie d ir vorstellen. Es sind alles hü b sche un d sehr liebe Mädchen, eine wie die andere. Du wirst es gleich selbst feststellen können .“
Lola klatschte dreimal in die Hände.
„Kinderchen kommt schnell, hier ist ein netter junger Mann, der möchte e uch gern kennenlernen . Stellt e uch doch bitte mal dem Johannes vor!“
Die Damen kamen, eine nach der anderen, aus einem S a lon, der ihnen als Aufenthaltsraum diente. Das Licht war schummrig, die Damen waren leicht bekleidet und trugen sowohl einen weißen oder schwarzen Schleier und eine A u genmaske .
„Das ist Susi, unsere Jüngste “ , deutete Lola auf ein zie r liches blondes Mädchen von vielleicht gerade mal achtzehn Jahren in reizvollen roten Dessous. Etwas ve r legen und mit nach unten gesenktem Blick, verriet sie, dass sie noch nicht lange in diesem „Geschäft“
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