Hoellenflirt
Verfassung ist, und auch sonst deutet nichts auf eine Gehirnerschütterung hin, wie auch. Trotzdem entlässt man mich nur widerwillig. Mama ist mit Schwallfi im Eiltempo in die Klinik gekommen und will genau wissen, von welcher Treppe ich wann, wie und wo gefallen bin. Ihr Gesicht ist so blass, dass ihre Falten stärker als sonst hervortreten. Sie nimmt mich stürmisch in den Arm und betrachtet mich wie einen Schatz, den sie beinahe verloren hätte.
Und das ist mein Glück, denn als Schwallfi davon anfangen will, dass genau so etwas eben passiert, wenn man sich über Verbote hinwegsetzt, bittet ihn Mama, den Mund zu halten. Sie stellt sogar die Theorie in den Raum, dass alles nur geschehen ist, weil sie zu streng mit mir waren.
»Aber jetzt gehst du duschen und dann bleibst du erst mal im Bett!«, ordnet sie an, als wir in der Wohnung ankommen, und ich nicke, weil ich mir genau das wünsche.
Schließlich habe ich bestimmt schon seit vierundzwanzig Stunden nicht mehr geschlafen und fühle mich zittrig und bleischwer.
Doch kaum liege ich dann im Bett, sehe ich Valle vor mir und mir wird klar, dass ich unter keinen Umständen schlafen kann.
Mama und Schwallfi kommen herein, um mit mir zu reden. Ich muss versprechen, im Bett zu bleiben und mich nicht von der Stelle zu rühren.
Schwallfi muss wieder zurück in die Kanzlei und Mama fragt, ob sie noch etwas einkaufen kann, ohne dass ich gleich wieder abhaue. Zutaten für Hühnersuppe, die kocht sie immer, wenn jemand krank ist.
Ich verspreche alles, damit sie mich endlich alleine lassen, denn ich muss irgendwie herausfinden, wohin sie Valle gebracht haben.
Die beiden gehen, aber sie sehen nicht glücklich dabei aus.
»In einer halben Stunde bin ich zurück, ja?«, ruft Mama, bevor sie die Haustür hinter sich zuzieht.
Okay. Was habe ich für Optionen?
Polizei? Keine Chance. Die werden genauso reagieren wie die Sanitäter. Die Leute aus meiner Band? No way! Selbst wenn sie mich nicht gleich für völlig verrückt erklärten, hieße das, Robert würde von der Sache erfahren. Und darauf kann ich gut verzichten.
Im Grund genommen gibt es nur einen Menschen, der mir glauben wird und dem ich vertraue: Kati. Ganz egal, ob sie sich mit Robert trifft oder nicht, sie ist die beste Schwester der Welt und sie wird mir helfen!
Ich greife nach meinem Handy und rufe sie an.
Mailbox. Ich spreche ihr drauf und schicke ihr gleich noch eine SMS hinterher, die ich mit Lilsis unterschreibe, damit sie weiß, wie dringend es ist. Das heißt Little Sister. Wenn Kati dringend meine Hilfe oder eine Antwort braucht, unterschreibt sie immer mit Bigsis.
Die Wartezeit verbringe ich damit, mir eine Liste zu ma chen, wo Valle sein könnte. Es tut gut, etwas schwarz auf weiß vor sich zu haben, denn mein Kopf scheint nur noch aus tapetenkleistergetränkter Watte zu bestehen.
1. Noch in der Kirche?
Nein, das will ich nicht glauben. Andererseits, wer weiß, ob es dort nicht weitere Räume gibt? Vielleicht existiert ein unterirdischer Gang zur U-Bahn. Das streiche ich gedanklich wieder durch. Schwachsinn. Ich muss mich konzentrieren.
2. Giltines Wohnung?
Ja, das würde ich gern glauben, denn ich weiß, wo sie wohnt. Aber wie sollen sie Valle von Schwabing nach Giesing transportiert haben?
Manchmal bist du ziemlich beschränkt, Toni, nur weil du noch keine achtzehn bist! Ist doch ganz klar: mit dem Auto!
3. Thors Wohnung?
Wenn ich nur wüsste, wo er wohnt. Kann ich das irgendwie herausfinden?
4. XY – ein unbekannter Ort
Ja, das scheint mir am wahrscheinlichsten. Warum sollten sie so blöd sein, ihn zu sich nach Hause mitzunehmen? Mir wird wieder ganz flau. Warum sollten sie ihn überhaupt irgendwohin mitnehmen? Vielleicht liegt er schon tot in ihrem Kofferraum. »Er wird nie wieder reden«, hat Giltine gesagt.
5. Der Schlüssel
Wenn ich herausfinde, wozu der passt, dann weiß ich zumindest, was hinter alldem steckt.
6. Was weiß ich noch?
Valles Bruder ist tot. Und Leon ist nicht eines natürlichen Todes gestorben, zumindest nimmt Valle das an. Er wollte herausfinden, was mit seinem Bruder geschehen ist. Und mir ist inzwischen klar, dass er sich deswegen in die Gruppe eingeschlichen hat.
Wenn er die Beweise in dem Wandaltar mit dem satanistischen Abbild versteckt hat, dann muss ich vielleicht an ähnlichen Stellen nach weiteren Hinweisen suchen.
Was ist zum Beispiel mit der satanischen Bibel in Valles Wohnung?
Mein Handy klingelt.
»Was ist denn los? Ich hab hier echt zu
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