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Hoellenflirt

Hoellenflirt

Titel: Hoellenflirt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
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tun.« Kati klingt genervt.
    »Du musst sofort nach Hause kommen. Verstehst du, sofort. Es geht um Leben und Tod.«
    »Ist was mit Mama oder... Schwallfi?«
    »Nein, aber mit mir. Bitte, Kati, komm jetzt gleich.«
    Ihre Stimme wird ganz ruhig. Sie stellt keine weiteren Fragen. »Okay, ich bin in einer halben Stunde da«, sagt sie. »Mach keinen Scheiß in der Zwischenzeit, ja?«
    »Versprochen, beeil dich.«
    Eine halbe Stunde, das ist eine Ewigkeit, da wird Mama wieder zurück sein, es wird nicht leicht sein, an ihr vorbeizukommen. Aber trotzdem fühle ich mich unendlich erleichtert.
    Kati wird kommen. Ich werde nicht mehr allein mit alldem sein!
    Hastig ziehe ich mich wieder an, hole mir in der Küche etwas zu trinken und zwinge mich, an einem Knäckebrot zu nagen. Ich muss dringend ein bisschen Kraft sammeln.
    Anschließend starre ich aus dem Fenster, auf den asphaltierten Weg und warte auf Kati. Die Küchenwanduhr muss kaputt sein, die Zeiger bewegen sich gar nicht.
    Ich beobachte eine Papiertüte von Interspar, die durch die Luft gewirbelt wird, Blätter, die sich dazugesellen, und wie schließlich alles in einer Ecke in sich zusammensackt und zu Boden sinkt. Ich sehe den Tauben am Springbrunnen beim Kacken zu, betrachte ein kleines Mädchen, das die Tauben mit seiner Baby Born verjagt, einen altersschwachen schmutzig beigen Pudel, der sein Bein an jedem Strauch am Weg hebt, was sein noch viel älteres Frauchen zum Schimpfen bringt.
    Und endlich sehe ich Kati, wie sie zum Haus rennt, der Wind bläst ihr Haar auf zu einer brennenden Fackel, ihr Gesicht ist vom Laufen gerötet. Sie späht hoch zum Fenster, winkt mir, ich drücke den Türsummer, dann ist sie da. Und anstatt ihr zu erklären, was los ist, falle ich in ihre Arme und schluchze.
    Sie lässt mich eine Weile weinen, doch danach will sie jedes Detail wissen, und weil sie meine Schwester ist, glaubt sie mir alles, sogar das, was sich völlig schwachsinnig anhört.
    Dann schlägt sie vor, zur Polizei zu gehen.
    »Spinnst du?«
    Sie mustert mich, betrachtet die Briefe, das Foto und den Schlüssel, die einzigen Beweise, die wir haben. Dann seufzt sie tief. »Du hast recht, die Polizisten würden uns für bekloppt halten.« Sie schaut mich fragend an. »Hast du dir überlegt, was wir sonst tun könnten?«
    »Wir müssen herausfinden, wo Valle ist. Was, wenn sie ihn umbringen wollen, so wie seinen Bruder?«
    »Bis jetzt wissen wir gar nicht, dass der Bruder wirklich umgebracht wurde.«
    »Du hast doch die Briefe gelesen.«
    Kati nickt. »Aber Leon drückt sich ziemlich unklar aus. Wahrscheinlich wollte er kein Risiko eingehen. Aber der Tonfall ist schon ziemlich verrückt. Am Ende glaubt er sogar an eine Macht, die schuld an seiner Krankheit ist.«
    Kati stöhnt und überlegt einen Augenblick. »Wir müssen mit Thor und Giltine anfangen, eine andere Wahl haben wir gar nicht. Auch wenn sie Valle bestimmt nicht in Giltines Wohnung gebracht haben. Aber vielleicht können wir sie vor der Haustür abfangen und ihnen von dort aus folgen!« Die Augen meiner Schwester leuchten auf.
    »Kati, das hier ist nicht irgendein Film, sondern bitterer Ernst! Wenn du Valle gesehen hättest...« Vielleicht liegt es an meiner Übermüdung, aber ich könnte schon wieder heulen.
    »Was glaubst du denn, wer von den beiden gefährlicher ist – Giltine oder Thor?«
    Definitiv Giltine. Schließlich war sie die Priesterin bei der Messe. Aber Thor ist mir auch unheimlich.
    Natürlich möchte Kati jetzt jedes Detail von dieser Messe wissen, aber ich will, dass wir verschwinden, bevor Mama nach Hause kommt. »Lass uns gehen«, dränge ich. »Ich erzähl dir alles unterwegs, okay?«
    Statt einer Antwort zieht Kati ihren kamelhaarfarbigen Wollmantel an, dann setzt sie eine riesige Sonnenbrille auf. »Was soll das denn?«, frage ich.
    Kati grinst. »Undercover . . .«, wispert sie.
    Ich möchte ihr das Ding am liebsten von der Nase reißen. »Mann, Kati, ich sag’s dir noch mal! Wir spielen hier nicht TKKG! Diese Satanisten, das ist eine Sekte. Die Vivat Imperium Satanas sind gefährlich und schrecken vor nichts zurück! Und von wegen undercover! Mit der Brille bist du so auffällig wie ein Nashorn beim Minigolf.«
    Kati zieht die Brille kommentarlos wieder ab, pfeffert sie auf den Garderobenschrank und dann machen wir uns auf den Weg. Aber wir kommen nur bis zur Haustür, denn dort treffen wir auf Mama, die zwei große Einkaufstüten heran schleppt, die Taschen mit einem Plumps abstellt und

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