Hoellenfluestern
ihr den Arm um die Schulter. Sie lehnte sich an ihn. Manche Dinge änderten sich nie, auch wenn er nicht länger zu den Lebenden gehörte.
Mort räusperte sich. »Ich habe deinen Wagen in meine Garage gestellt«, sagte er und deutete auf ihre Schlüssel auf dem Tisch. »Falls die Jäger in den Straßen patrouillieren, ist er außer Sicht.«
Daran hatte sie gar nicht mehr gedacht. »Danke.«
»Die neueste Nachricht lautet, dass Lord Ozymandias fuchsteufelswild ist, weil jemand ihm deinen Vater vor der Nase weggeschnappt hat«, fügte Mort hinzu.
Als mächtigster Totenbeschwörer von Atlanta war Ozymandias von dem Moment an hinter ihrem Vater hergewesen, in dem er starb. Während ihrer Totenwache auf dem Friedhof hatte der Nekromant fiese Zaubertricks angewendet, um sie dazu zu bringen, den geweihten Kreis zu zerstören, der das Grab ihres Vaters schützte. Er hatte keinen Erfolg gehabt, und der Leichnam ihres Vaters war geblieben, wo er war. Bis Luzifer ihn geholt hat.
»Tja, Pech gehabt«, sagte sie, hoch erfreut über die Neuigkeit. Dann verschwand das Glücksgefühl. »Wird Ozy hierherkommen?«
Mort zuckte zusammen, als sie den ranghöchsten Nekromanten mit so einem respektlosen Spitznamen bedachte. »Wird er, wenn er herausfindet, dass dein Vater bei mir ist.«
Unangenehmes Schweigen breitete sich aus. Ihr Dad trank kleine Schlucke aus einer Flasche mit einer leuchtenden Flüssigkeit, die wie Orangensaft mit bunt schimmernder Kohlensäure aussah.
»Stabilisator«, erklärte Mort, ehe sie fragen konnte. »Ein einfacher Zaubertrank, mit etwas Magie aufgepeppt. Darum riecht er nach Zedernholz und Orangen. Er muss eine Menge davon trinken. Die Stimmbänder eines Reanimierten sind schwer feucht zu halten.«
Riley wollte eigentlich keinen Unterricht über die Physiologie der Untoten, aber jetzt war es zu spät. Das blieb nicht aus, wenn man sich im Haus eines Totenbeschwörers versteckte.
»Während du geschlafen hast, haben wir uns unterhalten. Wir sind beide der Meinung, dass Meister Stewart dir bei den Jägern am besten helfen kann«, fügte Mort hinzu. »Ihm werden sie zuhören.«
»Ja klar«, erwiderte Riley. »Sie werden mich als Ketzerin beschimpfen und mich auf glühenden Kohlen rösten. Ich weiß, wohin das führt.«
Ihr Vater berührte ihre Hand. »Ich würde dich nicht … in Gefahr bringen.«
Aber das hast du. Du hast einen Handel mit der Hölle geschlossen, und nachdem du tot warst, kamen sie zu mir . Riley wagte nicht, irgendetwas davon auszusprechen, also nagte sie stattdessen an der Innenseite ihrer Lippen.
»Ich besorge etwas Geld, und dann gehen wir woanders hin«, schlug sie vor.
»Aber wohin? Paul sagt, du hättest eine Tante in Fargo, aber die Jäger werden auch dort suchen. Du kannst nicht auf der Straße leben. Es ist nicht sicher für ein Mädchen in deinem Alter.«
Sie sah ihren Vater an. »Ich kann dich nicht hierlassen, Dad. Mort kann keine Scherereien mit den Jägern oder den anderen Totenbeschwörern gebrauchen. Wir müssen irgendwo anders hin.«
»Das musst du entscheiden, Riley«, sagte der Nekromant ernst, »aber ich rate dir, Paul hier bei mir zu lassen. Hier ist er sicherer. Ich kann mich um ihn kümmern, damit er in gutem Zustand bleibt.«
»Und ich kann das nicht?«, fragte sie, zu müde, um sich über seinen Vorschlag zu ärgern.
»Dir fehlt die Magie«, lautete die sanfte Antwort. »Für die Pflege deines Vaters sind bestimmte Zaubersprüche nötig, dazu Zaubertränke und eine ganze Menge Übung. Wenn ich nicht auf ihn achtgebe, wird sein Körper in ein paar Wochen anfangen, sich zu zersetzen, während sein Verstand weiterarbeitet. Bei mir ist er sicherer als bei irgendjemand anderem.«
Das war ein triftiges Argument, obwohl Riley wünschte, es wäre nicht der Fall. Neben ihr begann ihr Dad, schneller zu blinzeln.
»Was ist los? Bist du müde?«, fragte sie.
Mort antwortete ihr. »Reanimierte haben wenig oder gar keine Lebenskraft in sich, und sie sind rasch erschöpft. Er wird gleich ein wenig inaktiv werden. Nach einer Ruhepause ist er wieder da.«
»Oh. Kann Meister Stewart die Jäger dazu bringen, mich in Ruhe zu lassen?«
»Nein«, erwiderte Mort, »aber er kann mit ihnen verhandeln und dabei als Repräsentant der Zunft auftreten.«
Der Schotte war hierfür eine bessere Wahl als Meister Harper, der Dämonenfänger, bei dem sie ihre Ausbildung machte. Harper hasste Riley und ihren Dad. Wenn er die Gelegenheit hätte, sie beide zu erledigen, würde er es
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