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Höllenflut

Höllenflut

Titel: Höllenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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hohen Doppeltür aus Rosenholz
hinaufführte. Er stellte das Fernrohr schärfer und betrachtete das
herrlich geschnitzte Drachenmotiv an der Holztäfelung. Das
pagodenartige, mit goldenen Ziegeln gedeckte Dach paßte
hinten und vorne nicht zu dem Unterbau mit den kupferrot
getönten Sonnenschutzfenstern. Das dreistöckige Haus stand auf
einer weitläufigen Lichtung etwa einen Steinwurf vom Seeufer
entfernt.
    Er senkte das Fernrohr und musterte den Bootsanleger, der
rund fünfzig Meter weit in den See hinausragte. Zwei Boote
waren daran vertäut. Das kleinere machte nicht viel her. Ein
gedrungener Doppelrumpf, auf dem eine große, kastenartige
Kabine ohne Bullaugen oder Fenster thronte, darüber das
Ruderhaus. Das ganze Schiff war schwarz wie ein
Leichenwagen gestrichen, eine eher ungewöhnliche Farbe für
die Aufbauten eines Bootes. Das andere sah schon eher nach
einem Schiff aus. Es war eine schmucke Motorjacht, rund
fünfunddreißig Meter lang, mit einer rundum verglasten Kabine,
kurzum, eine Augenweide. Vermutlich mit allem Luxus und
Komfort ausgestattet, dazu ein klassischer Schnitt - ein
Meisterwerk der Schiffsbaukunst. Wahrscheinlich entweder in
Singapur oder in Hongkong gebaut, vermutete Pitt. Selbst wenn
sie verhältnismäßig wenig Tiefgang hatte, war ein guter
Steuermann nötig, um sie durch den Fluß in offenes Fahrwasser
zu lotsen.
    Dann sah er, wie Dieselqualm aus dem Schornstein des
gedrungenen Arbeitsbootes stieg. Kurz darauf löste die
Besatzung die Belegleinen, und das Schiff tuckerte quer über
den See auf die Einmündung in den Fluß zu. Ein ausgesprochen
seltsames Gefährt, dachte Pitt. Es sah aus, als hätte man einen
hölzernen Frachtcontainer auf zwei Pontons gestellt. Er konnte
sich beim besten Willen nicht vorstellen, was sich der
Schiffsbauer dabei gedacht hatte.
    Das Grundstück selbst wirkte nach wie vor verlassen, von
dem Dienstmädchen und den beiden Golfspielern einmal
abgesehen. Keinerlei Wachposten, die das Gelände
durchstreiften, es sei denn, sie konnten sich unsichtbar machen.
Nirgendwo waren Alarmanlagen oder Videokameras zu sehen,
doch Pitt wußte, daß es welche geben mußte. Auffällig waren
lediglich mehrere fensterlose Holzbauten, die nicht recht zu der
übrigen Anlage paßten. Sie ähnelten den Blockhütten für Jäger
und Bergwanderer und waren an strategisch günstigen Stellen
rund um den See verteilt. Pitt zählte insgesamt drei, vermutete
aber, daß im Wald noch mehr verborgen waren. Die mittlere, die
wie ein kleines Bootshaus wirkte und am Ende des Anlegers im
Wasser stand, kam ihm besonders merkwürdig vor. Genau wie
das seltsame schwarze Boot hatte sie weder Fenster noch Türen.
Er betrachtete sie eine volle Minute lang, während er zu
ergründen versuchte, welchem Zweck sie dienen mochte und
was sich darin befinden könnte.
    Dann ein leichter Schwenk mit dem Fernrohr, und er wurde
prompt belohnt. Es ragte zwar nur die Spitze hinter einem
Nadelgehölz auf, aber das genügte. Pitt suchte nicht mehr weiter
nach Alarmanlagen, als er den sorgfältig getarnten Campingbus
entdeckte, dessen Dach mit Funkantennen und
Empfangsschüsseln gespickt war. Auf einer Lichtung dahinter
befand sich ein kleines Gebäude, offenbar eine Art
Flugzeughangar, der neben einer schmalen, nur etwa fünfzig
Meter langen Rollbahn stand. Ein Hubschrauberlandeplatz war
das auf keinen Fall. Ultralights vielleicht? überlegte Pitt. Kleine,
superleicht gebaute Flugzeuge, das könnte die Lösung sein.
»Eine Anlage vom Allerfeinsten«, murmelte er leise vor sich
hin.
    Die Technik war in der Tat vom Allerfeinsten. Der
Campingbus war ein mobiler Kommandostand, der gleiche Typ,
so stellte er fest, den auch der Secret Service einsetzte, wenn es
galt, den Präsidenten bei Überlandreisen zu bewachen.
Allmählich verstand Pitt auch, welchen Zweck die Blockhütten
erfüllten. Jetzt mußte er nur noch eine Reaktion provozieren.
    Doch aus purer Neugier einen derartigen Aufwand zu treiben
kam ihm albern vor. Noch hatte er Yeagers Bericht nicht
vorliegen. Er wußte überhaupt nichts über Shang - er könnte
ebensogut ein Philanthrop sein, ein Menschenfreund, ein Quell
geistiger Inspiration, jemand, den er achten könnte. Pitt war kein
Kriminalist, er war Meerestechnologe. Der Großteil seiner
Arbeit fand unter Wasser statt. Warum also kümmerte er sich
überhaupt darum? Andererseits konnte er sich auf seine Intuition
so gut wie immer verlassen, und eine innere Stimme

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