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Höllenflut

Höllenflut

Titel: Höllenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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nicht umgekehrt, wie man
das heute allgemein annimmt.«
»Wie sind die Überreste des Pekingmenschen
verschwunden?« fragte Julia Sandecker.
»Im Dezember 1941 stießen japanische Truppen auf Peking
vor«, berichtete Sandecker. »Die Leitung des Peking Union
Medical College, wo die unersetzlichen Knochen aufbewahrt
und untersucht wurden, beschloß, daß man sie an einen sicheren
Ort bringen sollte. Außerdem zeichnete sich schon damals ab -
wenn auch in China deutlicher als im Westen -, daß ein Krieg
zwischen Japan und den Vereinigten Staaten bevorstand.
Amerikanische und chinesische Wissenschaftler kamen daher
überein, die Knochen in die USA zu schicken, wo sie bis nach
dem Krieg verwahrt werden sollten. Nach monatelangen
Verhandlungen sorgte der amerikanische Botschafter in Peking
schließlich dafür, daß sie von einer Abteilung der USMarineinfanterie, die bereits den Marschbefehl zu den
Philippinen erhalten hatte, abtransportiert werden sollten.
Die alten Knochen wurden vorsichtig in zwei Feldkisten des
Marine Corps verpackt und zusammen mit den
Marineinfanteristen auf einen Zug zur Hafenstadt Tientsin
verladen, wo sich die Soldaten mit ihrer kostbaren Fracht an
Bord der S. S. President Harrison begeben sollten, eines
Passagierschiffes, das der American President Lines gehörte.
Der Zug traf nie in Tientsin ein. Er wurde unterwegs von
japanischen Soldaten angehalten und geplündert. Mittlerweile
war der 8. Dezember 1941 gekommen, der Tag, an dem die
Japaner Pearl Harbour angriffen, und die Marineinfanteristen,
die sich für Neutrale hielten, wurden bis Kriegsende in ein
japanisches Gefangenenlager gesteckt. Man kann nur vermuten,
daß die Überreste des Pekingmenschen, nachdem sie gut eine
Million Jahre unter der Erde ruhten, auf den Reisfeldern neben
den Bahngleisen verstreut wurden.«
»Und seither hat man nichts mehr von ihnen gehört?«
erkundigte sich Harper.
Sandecker schüttelte den Kopf und lächelte. »Nach dem Krieg
schossen allerlei Legenden ins Kraut. Unter anderem sollten die
Fossilien in einem geheimen Gewölbe unter dem Museum of
Natural History in Washington versteckt sein. Die
Marineinfanteristen, die die Fracht bewacht und den Krieg
überlebt hatten, tischten mindestens zehn verschiedene
Versionen der Geschichte auf. Einmal hieß es, die Feldkisten
seien mit einem japanischen Lazarettschiff untergegangen, das
in Wahrheit Waffen und Truppen geladen hatte. Ein andermal
wurde behauptet, die Marineinfanteristen hätten die Kisten in
der Nähe der amerikanischen Botschaft vergraben. Dann hieß es
wieder, sie wären in einem Gefangenenlager versteckt worden
und nach Kriegsende verschollen. Angeblich werden sie in
einem Lagerhaus in der Schweiz aufbewahrt, in einem
Banktresor in Taiwan, in der Kleiderkammer eines
Marineinfanteristen, der sie in die Heimat geschmuggelt hat.
Keiner weiß, was wirklich aus den Knochen des
Pekingmenschen geworden ist. Und wie sie in die Hände von
Tschiang Kaischek und auf die Princess Dou Wan geraten sein
sollen, das kann man nur raten.«
»Das klingt ja alles sehr verlockend«, sagte Julia, während sie
eine Teekanne und für jeden eine Tasse auf den Tisch stellte.
»Aber was nützt uns das, wenn sich die Princess Dou Wan nicht
auffinden läßt?«
Pitt lächelte. »Eins muß man den Frauen lassen - sie kommen
sofort zur Sache.«
»Wissen wir etwas Näheres über die Umstände ihres
Verschwindens?« fragte Sandecker.
»Am 28. November setzte sie einen Notruf ab, der in
Valparaiso in Chile aufgefangen wurde. Der Bordfunker gab an,
sie befinde sich zweihundert Meilen westlich der
südamerikanischen Küste. Er behauptete, im Maschinenraum sei
Feuer ausgebrochen und sie mache rasch Wasser. Man schickte
etliche Schiffe, die sich in der Nähe aufhielten, zu der
angegebenen Position, fand aber außer einigen leeren
Schwimmwesten keine Spur. Auch auf wiederholte Funkrufe
aus Valparaiso erfolgte keine Antwort mehr, und eine
umfassende Suche wurde nicht durchgeführt.«
Gunn schüttelte nachdenklich den Kopf. »Selbst mit den
modernsten Tiefsee-Erkundungsgeräten der Navy könnte man
jahrelang suchen, ohne irgend etwas zu finden. Bei einer derart
ungenauen Positionsangabe müßte man ein Gebiet von tausend
Quadratmeilen abgrasen.«
Pitt goß sich eine Tasse Tee ein. »Kennt man ihren
Bestimmungsort?«
Perlmutter zuckte die Achseln. »Offenbar wurde weder einer
genannt noch festgelegt.« Er schlug einen weiteren Aktenordner
auf und

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