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Höllenflut

Höllenflut

Titel: Höllenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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bekamen. Sie untersuchten die beiden geborstenen
Rumpfteile und die unschätzbar wertvolle Fracht aus jedem
erdenklichen Blickwinkel. Erst als sie der Meinung waren, daß
es nichts mehr zu sehen gab, holte Hall den MiniRover ein.
Niemand konnte sich vom Bildschirm losreißen, auch als der
MiniRover längst aufgetaucht und die Princess Dou Wan wieder
in der schwarzen Tiefe verschwunden war. Das Schiff ruhte jetzt
wieder friedlich am Grund des Sees, allein bis auf das
unbekannte Segelschiff eine Meile entfernt. Doch die
Einsamkeit würde nicht mehr lange währen. Bald würden
Schiffe mit Männern und Geräten auftauchen, die in seine
Eingeweide vordrangen und die kostbare Fracht entfernten, die
es einmal um die halbe Welt befördert und eifersüchtig gehütet
hatte, seit es von Schanghai aus in See gestochen war.
Die unglückselige Fahrt der Princess Dou Wan war nicht zu
Ende, noch nicht. Das Nachwort mußte erst noch geschrieben
werden.
51
    Der Historiker Zhu Kwan saß an einem Schreibtisch, der auf
einem Podest inmitten eines riesengroßen Büros stand, und las
die Berichte, die eine Heerschar von Rechercheuren im Auftrag
von Qin Shang weltweit zusammengetragen hatte. Das Projekt Princess Dou Wan nahm inzwischen eine halbe Etage des
Verwaltungsgebäudes der Qin Shang Maritime Limited in
Hongkong in Anspruch. Man hatte keinerlei Kosten gescheut.
Doch trotz des gewaltigen Aufwands war man bislang auf nichts
Konkretes gestoßen. Der Verbleib des verschollenen Schiffes
blieb Zhu Kwan ein Rätsel.
    Zhu Kwan und seine Leute durchforsteten sämtliche
Seefahrtsarchive und werteten alle nur erdenklichen Quellen
aus, während Quin Shangs Erkundungs- und Bergungsschiff vor
der chilenischen Küste seine Suche nach dem verschwundenen
Passagierdampfer fortsetzte. Das auf Shangs Werft in Hongkong
gebaute Schiff war ein Wunderwerk der
Unterwassertechnologie, um das ihn die
meereswissenschaftlichen Institute in aller Welt beneideten. Die Jade Adventurer, wie Shang das Schiff getauft hatte, weil ein
englischer Name den Umgang mit ausländischen Behörden
erleichterte, und ihre Besatzung hatten zuvor im
Südchinesischen Meer eine Dschunke aus dem sechzehnten
Jahrhundert entdeckt und ihre Fracht, Porzellan aus der MingDynastie, geborgen.
    Zhu Kwan las die Beschreibung eines im Jahr 1948
Verschwundenen Kunstwerks, einst Bestandteil einer
Privatsammlung, die einem reichen Händler in Peking gehört
hatte. Der Händler war ermordet worden, aber Zhu Kwan hatte
seine Erben aufgespürt, die ihm wiederum eine Auflistung der
verschollenen Artefakte überlassen hatten. Er musterte gerade
eine Zeichnung von einem kostbaren Weingefäß, als die Stimme
seines Assistenten aus dem Lautsprechertelefon schallte.
    »Herr Professor, ein Anruf aus den Vereinigten Staaten für
Sie. Mr. St. Julien Perlmutter.«
Zhu Kwan legte die Zeichnung beiseite. »Stellen Sie ihn bitte
durch.«
»Hallo, Zhu Kwan, sind Sie dran?« meldete sich Perlmutter
aufgeräumt.
»St. Julien. Welch eine Überraschung. Ich fühle mich geehrt,
daß mich mein alter Freund und Kollege anruft.«
»Sie werden sich noch viel mehr geehrt fühlen, wenn Sie
hören, was ich Ihnen zu erzählen habe.«
Der chinesische Historiker war verwundert. »Es ist mir stets
eine große Freude, wenn Sie mir von Ihren neuesten
Entdeckungen in den Archiven berichten.«
»Sagen Sie mal, Zhu Kwan, interessieren Sie sich immer noch
für ein verschollenes Schiff namens Princess Dou Wan?«
Zhu Kwan atmete scharf ein. Einen Moment lang wurde ihm
bang. »Suchen Sie ebenfalls danach?«
»O nein, nein, nein«, versetzte Perlmutter leichthin. »Das
Schiff interessiert mich nicht im geringsten. Aber bei
Nachforschungen nach einem anderen verschollenen Schiff,
einer Autofähre auf den Großen Seen, bin ich auf ein
Schriftstück gestoßen. Es stammt von einem mittlerweile
verstorbenen Schiffsingenieur, der darin seine schrecklichen
Erlebnisse an Bord eines Schiffes namens Princess Dou Wan schildert.«
»Sie haben einen Überlebenden gefunden?« fragte Zhu Kwan,
der sein Glück kaum fassen konnte.
»Ein gewisser Ian Gallagher. Seine Freunde nannten ihn
›Hongkong‹. Er war Chefmaschinist auf der Princess Dou Wan, als sie untergegangen ist.«
»Ja, ja, ich besitze eine Akte über ihn.«
»Gallagher war der einzige Überlebende. Er ging aus
verständlichen Gründen nicht nach China zurück und tauchte in
den Vereinigten Staaten unter.«
»Die Princess Dou Wan«, stieß Zhu Kwan aus, der

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