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Höllenflut

Höllenflut

Titel: Höllenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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schaffen. Die Wand um das Schloß
bröckelte weg wie nasser Lehm, worauf sie langsam, ganz
langsam den Deckel hochklappte.
Im oberen Fach der Feldkiste lagen etliche feinsäuberlich in
nassen Verbandsmull eingewickelte Gegenstände, jeder für sich
in einem kleinen Fach verstaut. Vorsichtig, so als lege sie den
heiligen Gral bloß, nahm sie das größte Stück in die Hand und
entfernte das schützende Tuch. Als sie den letzten Gazestreifen
gelöst hatte, hielt sie es hoch. Es sah aus wie eine runde,
gelbbraune Schale.
»Ein Schädeldach«, sagte sie ehrfürchtig. »Vom
Pekingmenschen.«
53
    Seit dreißig Jahren fuhr Chen Jiang, der Kapitän der Jade
Adventurer, schon zur See, davon zwanzig in Diensten der Qin
Shang Maritime Limited. Er war groß und schlank, er hatte
glatte weiße Haare und war ein ruhiger Mann und
hervorragender Schiffsführer. Er rang sich ein Lächeln ab und
wandte sich an seinen Arbeitgeber.
    »Da ist Ihr Schiff, Qin Shang.«
»Ich kann kaum glauben, daß ich sie nach all den Jahren doch
noch zu sehen bekomme«, sagte Qin Shang, der wie gebannt auf
den Monitor blickte, als die ersten Videoaufnahmen des
Tauchroboters zu sehen waren, der über das Wrack hinwegglitt.
»Wir haben großes Glück. Hier ist das Wasser nur
einhundertdreißig Meter tief. Wenn das Schiff tatsächlich vor
der chilenischen Küste untergegangen wäre, hätten wir in
dreitausend Metern Tiefe arbeiten müssen.«
»Der Schiffskörper ist anscheinend entzweigebrochen.«
»Daß ein Schiff, das auf den Großen Seen in einen Sturm
gerät, auseinanderbricht, ist durchaus nicht ungewöhnlich«,
erklärte Chen Jiang. »Die Edmund Fitzgerald, ein berühmter
Erzfrachter, wurde buchstäblich zerrissen, als sie sank.«
Während der Suchaktion war Qin Shang unablässig im
Ruderhaus auf und ab gegangen. Nach außen hin, auf den
Kapitän und die Besatzung mochte er trotzdem kühl und
leidenschaftslos gewirkt haben, doch insgeheim hatte er vor
Erregung gefiebert. Qin Shang war kein geduldiger Mensch.
Auf diese mühselige, quälende Sucherei, dieses ewige Auf- und
Abfahren hätte er gern verzichten können. Er hatte dieses
tatenlose Abwarten kaum ausgehalten, bis sie endlich auf das
Wrack der Princess Dou Wan gestoßen waren. Jedenfalls hoffte
er, daß sie es war.
Die Jade Adventurer sah nicht wie ein herkömmliches
Erkundungs- und Bergungsschiff aus. Durch die schnittigen
Aufbauten und den Doppelrumpf wirkte sie eher wie eine teure
Jacht. Nur der dem übrigen Baustil angepaßte A-förmige Kran
am Heck deutete darauf hin, daß sie kein Luxusschiff war. Der
Doppelrumpf war hellblau gestrichen, mit einem roten Streifen
um die Anschnittkanten. Die Aufbauten schimmerten strahlend
weiß.
Sie war ein großes Schiff, hundert Meter lang und mit
mächtigen Maschinen bestückt, ein Wunderwerk der Technik
und vom Kiel bis unter das Oberdeck mit den allerfeinsten und
modernsten Instrumenten und Geräten ausgerüstet. Sie war Qin
Shangs ganzer Stolz und nach seinen Vorgaben eigens zu
diesem Zweck entworfen und gebaut - der Bergung der Princess
Dou Wan.
Das Schiff war am frühen Morgen vor Ort eingetroffen und
hatte anhand der ungefähren Positionsangaben, die Zhu Kwan
von St. Julien Perlmutter erhalten hatte, mit der Suche
begonnen. Qin Shang war erleichtert gewesen, als er im
Umkreis von zwanzig Meilen nur zwei andere Schiffe gesehen
hatte. Das eine war ein Erzfrachter, der in Richtung Chicago
fuhr, beim anderen, das nur drei Meilen entfernt war, handelte es
sich nach Auskunft von Chen Jiang um ein Forschungsschiff,
das ihnen die Steuerbordseite zugekehrt hatte und mit langsamer
Fahrt auf Gegenkurs lief.
Die Jade Adventurer, auf der man nach der gleichen Methode
und mit dem gleichen Gerät arbeitete wie auf der Diveraty, hatte
noch keine drei Stunden lang gesucht, als der Mann am Sonar
einen Fund meldete. Nach vier weiteren Suchstrecken, auf
denen immer schärfere Bilder vom Seegrund aufgezeichnet
wurden, war sich der Mann am Sonar seiner Sache sicher: Unter
ihnen lag ein Schiff, das, obwohl auseinandergebrochen, in
Größe und Abmessungen der Princess Dou Wan entsprach.
Daraufhin wurde ein in China hergestellter Tauchroboter zu
Wasser gelassen und zum Wrack gelotst.
Nachdem er eine weitere Stunde lang gespannt auf den
Bildschirm geblickt hatte, wandte sich Qin Shang unwirsch um.
»Das kann nicht die Princess Dou Wan sein!« stieß er aus. »Wo
ist die Fracht? Ich sehe nirgendwo die Holzkisten, die den

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