Höllenflut
Einwanderungswelle kein Einhalt
geboten wird«, sagte Laird, »wird die Welt in den nächsten
hundert Jahren Umwälzungen unterworfen sein, deren Ausmaß
sich überhaupt nicht abschätzen läßt.«
»Das klingt ja, als unterstellten Sie der Volksrepublik China,
daß sie durch List und Tücke die Weltmacht an sich reißen
will«, sagte Sandecker.
Monroe nickte. »Die chinesische Regierung steckt da bis über
beide Ohren drin. China zählt bereits heute 1,2 Milliarden
Menschen - das sind zweiundzwanzig Prozent der
Weltbevölkerung -, und jedes Jahr kommen einundzwanzig
Millionen hinzu. Chinas Anteil an der gesamten Landmasse
macht hingegen nur sieben Prozent aus. Hungersnöte sind an der
Tagesordnung. Die Gesetze zur Geburtenregelung, wonach pro
Ehepaar nur ein Kind erlaubt ist, sind nur ein Tropfen auf den
heißen Stein. Armut führt zu Kinderreichtum, trotz aller
Strafandrohungen. Für die chinesische Führung stellt
Auswanderung eine ebenso einfache wie kostengünstige Lösung
ihres Bevölkerungsproblems dar. Sie profitiert gleich doppelt,
wenn sie organisierte Schlepperbanden genehmigt. Die Gewinne
sind fast so hoch wie im Drogenhandel, und gleichzeitig
entledigt man sich der überzähligen Menschen, die eine
immense Belastung für die chinesische Wirtschaft darstellen.«
Gunn blickte die beiden Vertreter der Einwanderungsbehörde
INS an, die ihm am Tisch gegenübersaßen. »Ich hatte immer
den Eindruck, daß der organisierte Schmuggel von
Verbrechersyndikaten betrieben wird.«
Monroe nickte Harper zu. »Darauf soll Peter antworten.
Immerhin ist er unser Experte für organisiertes Verbrechen und
internationales Bandenwesen im asiatischen Raum.«
»Bei diesem Schlepperunwesen haben wir es mit zwei Seiten
zu tun«, erklärte Harper. »Zum einen mit einem Kartell
organisierter Banden, die sich nebenbei auch mit
Drogengeschäften, Erpressung, Prostitution und dem
Verschieben gestohlener Wagen befassen. Auf deren Konto
gehen nahezu dreißig Prozent aller Ausländer, die nach Europa
und in die Neue Welt geschleust werden. Im zweiten Fall
handelt es sich um vermeintlich ehrenwerte Geschäftsleute,
zumindest nach außen hin, die mit Billigung und Unterstützung
ihrer Regierung an diesen Machenschaften beteiligt sind. Auf ihr
Konto gehen etwa siebzig Prozent aller Ausländer, die weltweit
eingeschleust werden.
Zwar kommen auch viele chinesische Einwanderer mit dem
Flugzeug, aber die große Masse wird per Schiff in fremde
Länder verfrachtet. Auf Flughäfen muß man Pässe vorlegen und
hohe Schmiergelder zahlen. Daher greift man bei der
Beförderung illegaler Ausländer zunehmend auf den
Schiffsverkehr zurück. Der Kostenaufwand ist geringer, man
kann viel mehr Personen auf einmal transportieren, was
wiederum die Planung vereinfacht und den Profit steigert.«
Admiral Ferguson räusperte sich. »Als dieser Zustrom noch
ein dünnes Rinnsal war, hat man die Einwanderer auf alten,
heruntergelitterten Trampschiffen befördert und sie in lecken
Booten und Flößen vor der Küste abgesetzt. Vielen hat man
einfach eine Schwimmweste angezogen und sie ins Wasser
gestoßen. Hunderte sind ertrunken, bevor sie das Festland
erreichen konnten. Heutzutage stellen sich die Schlepper
raffinierter an. Sie bringen die Einwanderer immer häufiger auf
Handelsschiffen unter, die einfach ihren Zielhafen anlaufen und
sie an Land schleusen, bevor die Agenten der
Einwanderungsbehörde zur Stelle sind.«
»Wie geht es weiter, wenn die Einwanderer sicher im Inland
sind?« fragte Gunn.
»Dann sind die hiesigen asiatischen Banden an der Reihe«,
antwortete Harper. »Wenn die Einwanderer genügend Geld
haben oder Verwandte, die bereits in den Vereinigten Staaten
leben, werden sie direkt an ihren Bestimmungsort gebracht. Die
Mehrzahl jedoch kann die Einreisekosten nicht bezahlen.
Folglich sind sie gezwungen, auch weiterhin im verborgenen zu
leben, hauptsächlich in abgelegenen Lagerhäusern. Dort werden
sie wochen- und monatelang eingesperrt, und man droht ihnen,
daß man sie beim geringsten Fluchtversuch den amerikanischen
Behörden überstellt, die sie wegen illegaler Einreise ins
Gefängnis stecken werden. Häufig greifen die Banden auch zu
Foltermethoden. Sie schlagen und vergewaltigen die
Unglücklichen, bis sie sich zu jeder Sklavenarbeit bereit
erklären. Sobald die Einwanderer klein beigeben, werden sie zur
Zusammenarbeit mit den Verbrechersyndikaten gezwungen, sei
es im Drogenhandel, als
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