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Höllenflut

Höllenflut

Titel: Höllenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Schuhe
schieben konnte.
    Seit Chu Deng ihn gebeten hatte, das Licht einzuschalten, war
keine vernünftige Verbindung mehr zustande gekommen. Waren
die etwa alle besoffen? Das war die einzige Erklärung. Warum
sollten sie sonst Selbstmord begehen? Daß ein Außenstehender
hinter dieser Katastrophe stecken könnte, kam ihm zuallerletzt
in den Sinn.
    Zwei Wachen rannten auf ihn zu. Als sie näher kamen,
erkannte Lo Han, daß es sich um die beiden Männer von seiner
Seepatrouille handelte.
    »Lo Han«, keuchte einer der Männer atemlos, nachdem sie
fast vierhundert Meter bis zum Bootshaus und wieder zurück
gerannt waren.
    Wütend funkelte er sie an. »Wang Hui, Li San, warum sitzt
ihr nicht auf euren Jet-Skis und sucht das Wasser ab?«
»Wir sind nicht rangekommen«, erklärte Wang Hui. »Die Tür
war verschlossen. Bevor wir sie aufbrechen konnten, stand die
Hütte in Flammen. Wir mußten uns wieder zurückziehen, sonst
wären wir verbrannt.«
»Die Tür war verschlossen?« brüllte Lo Han. »Unmöglich.
Ich persönlich habe befohlen, daß kein Schloß angebracht
wird.«
»Ich kann es bezeugen, Lo Han«, sagte Li San. »Die Tür war
von innen verriegelt.«
»Vielleicht hat sie sich bei der Explosion verklemmt«, meinte
Wang Hui.
»Unsinn -« Lo Han verstummte, als sich jemand über WalkieTalkie meldete. »Ja, was gibt's?« blaffte er.
Aus seinen Kopfhörern tönte die ruhige, besonnene Stimme
von Kung Chong, seinem Stellvertreter. »Die beiden Männer,
die nicht zur Wachablösung im Zellenblock erschienen sind...«
»Ja, was ist mit ihnen?«
»Man hat sie in einer abgelegenen Ecke im zweiten Stock
entdeckt. Gefesselt und bewußtlos.«
»Gefesselt und bewußtlos«, stieß Lo Han aus. »Kein Irrtum
möglich?«
»Es sieht so aus, als wäre da ein Profi am Werk gewesen«,
versetzte Kung Chong.
»Soll das heißen, daß jemand in unsere Sicherheitszone
eingedrungen ist?«
»Es sieht ganz so aus.«
»Lassen Sie unverzüglich das Gelände absuchen«, herrschte
Lo Han ihn an.
»Ich habe bereits den Befehl dazu erteilt.«
Lo Han schob das Funkgerät wieder in seine Tasche und
starrte auf den Bootssteg, der immer noch in hellen Flammen
stand. Irgendwie, dachte er, muß es einen Zusammenhang geben
zwischen den beiden Männern, die im Zellentrakt überwältigt
worden waren, und dem wahnwitzigen Rammanöver des
Katamarans. Er hatte keine Ahnung, daß die zum Tode
verurteilten Einwanderer gerettet waren. An einen verdeckten
Einsatz amerikanischer Sicherheitsbehörden, die Qin Shangs
Organisation zerschlagen wollten, mochte er nicht recht
glauben. In Anbetracht der Umstände war das mehr als
unwahrscheinlich: Chu Deng und seine Besatzung waren eiskalt
ermordet worden, und so etwas taten Agenten des FBI oder INS
nicht. Nein, wenn die amerikanische Polizei auch nur den
leisesten Verdacht hegte, daß am Orion Lake nicht alles mit
rechten Dingen zuging, wären längst schwerbewaffnete
Spezialeinheiten auf dem Gelände ausgeschwärmt. Es war völlig
offensichtlich, daß es sich hier nicht um einen minutiös
geplanten Angriff durch einen Trupp bestens ausgebildeter
Bundesagenten handelte. Diese Schweinerei war von einem,
allenfalls zwei Männern angerichtet worden.
Aber in wessen Diensten standen sie? Wer bezahlte sie?
Gewiß keine der konkurrierenden Schlepperbanden und mit
Sicherheit auch keins der hier niedergelassenen Syndikate. Die
waren nicht so dumm und zettelten einen Revierkrieg an, nicht
solange Qin Shang Rückendeckung von der Regierung der
Volksrepublik China hatte.
Han ließ den Blick über den brennenden Pier schweifen, über
die Öllache auf dem Wasser, wo die beiden Schiffe gesunken
waren. Dann schaute er hinaus über den See. Wie gebannt stand
er da, als er an die Hütte auf der anderen Seite und an den
eingebildeten Angler dachte, der gestern mit seinem Fang
geprotzt hatte. Vielleicht war er gar kein unbedarfter
Geschäftsmann auf Angelurlaub. Wie ein Agent der
Einwanderungsbehörde oder des FBI hatte er sich aber auch
nicht verhalten. Welche Gründe der Angler auch haben mochte,
für Lo Han war er jedenfalls der einzige Verdächtige weit und
breit.
Nun, da er zu der Überzeugung gelangt war, daß es sich nicht
um den großen Ernstfall handelte, atmete Lo Han allmählich
wieder ruhiger. Er nahm das Funkgerät zur Hand und rief seinen
Stellvertreter. Kung Chong meldete sich.
»Wurden verdächtige Fahrzeuge gesichtet?« fragte Lo Han.
»Die Straßen sind frei. Auch am Himmel tut sich

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