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Höllenflut

Höllenflut

Titel: Höllenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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illegale Einwanderer
gefangengehalten werden. Weshalb, weiß ich nicht. Sagen Sie
ihnen, daß Hunderte, wenn nicht Tausende von Leichen am
Grunde des Sees liegen. Sagen Sie ihnen, daß das Gelände
erstklassig abgesichert ist und von schwerbewaffneten Männern
bewacht wird. Und sagen Sie ihnen, daß sie sich beeilen sollen,
wenn sie ihr Belastungsmaterial und die Augenzeugen retten
wollen. Danach bestellen Sie ihnen, daß sie Admiral James
Sandecker bei der National Underwater and Marine Agency
anrufen und ihm ausrichten sollen, daß sein Leiter für
Spezialprojekte nach Hause möchte und ein Taxi braucht.«
Julia schaute Pitt prüfend und mit weit aufgerissenen Augen
an, versuchte im trüben Licht der Sterne sein Gesicht zu
erkennen. »Sie erstaunen mich immer mehr, Dirk Pitt«, sagte sie
langsam. »Ein Projektleiter der NUMA. Darauf wäre ich nie
gekommen. Seit wann bildet man bei uns Meeresforscher zu
Profikillern und Brandstiftern aus?«
»Seit Mitternacht«, sagte er kurzerhand, drehte sich um und
brach zur Hütte auf, »Außerdem bin ich kein Forscher. Ich bin
Techniker. Nun rufen Sie schon an, und zwar schleunigst. Ich
bin hundertprozentig überzeugt, daß wir bald Besuch
bekommen.«
    Pitt zog sich in aller Eile um und begab sich mit einem
kleinen Karton voller Lebensmittel und zehn Decken zum
Bootshaus. Die beiden aus einer schallgedämpften Pistole
abgegebenen Kugeln, die in den Kühler seines Mietwagens
schlugen, hörte er nicht, aber er sah die große Kühlwasserlache
unter der vorderen Stoßstange, die das Licht der Lampen auf der
Veranda spiegelte.
    »Wegfahren können wir nicht mehr«, sagte er leise zu Julia,
als sie die wenigen Nahrungsmittel und Decken aus der Hütte an
die bibbernden Chinesen verteilten.
»Was meinen Sie damit?« fragte sie.
    »Ihre Freunde haben meinen Kühler durchlöchert. Bevor wir
auf der Hauptstraße sind, läuft der Motor heiß, und wir bleiben
mit einem Kolbenfresser liegen.«
»Ich wünschte, Sie würden diese Leute nicht als meine
    Freunde bezeichnen«, versetzte sie schnoddrig.
»Ist lediglich eine Floskel.«
»Ich sehe trotzdem keine Schwierigkeiten. In spätestens einer
    Stunde wimmelt es hier von INS- und FBI-Agenten.«
»Zu spät«, erwiderte Pitt. »Bevor die eintreffen, sind Shangs
Männer längst über uns hergefallen. Sie haben meinen Wagen
    außer Gefecht gesetzt, weil sie Zeit gewinnen wollen, bis sie
einen Stoßtrupp aufgestellt haben. Während wir hier rumstehen,
riegeln die vermutlich die Straße ab und umstellen die Hütte.«
    »Sie können nicht erwarten, daß diese Menschen hier
kilometerweit im Dunkeln durch den Wald marschieren«, sagte
Julia entschieden. »Das stehen sie nicht mehr durch. Es muß
eine andere Möglichkeit geben, wie man sie in Sicherheit
bringen kann. Sie müssen sich etwas einfallen lassen.«
    »Warum muß immer ich derjenige sein?«
»Weil Sie der einzige sind, den wir haben.«
Weibliche Logik, dachte Pitt. »Haben Sie Sinn für
Romantik?«
     
»Romantik?« Sie war völlig verdutzt, »In einem solchen
    Augenblick? Sind Sie verrückt?«
»Eigentlich nicht«, versetzte Pitt ungerührt. »Aber Sie müssen
zugeben, daß es eine zauberhafte Sternennacht für eine
Bootsfahrt ist.«
    Kurz vor der Morgendämmerung kamen sie, um Pitt zu töten.
Sie näherten sich leise und bedacht, umstellten die Hütte und
rückten dann von allen Seiten gleichzeitig vor. Kung Chong, der
den Vorstoß leitete, sprach leise in ein Walkie-Talkie. Er hatte
mit so etwas Erfahrung, denn als Agent des chinesischen
Geheimdienstes hatte er so manche Razzia auf die Häuser von
Dissidenten durchgeführt. Doch der Anblick der Hütte gefiel
ihm ganz und gar nicht. Die Flutlichter rund um die Veranda
waren eingeschaltet und raubten seinen Männern jegliche
Nachtsicht. Außerdem brannte in sämtlichen Zimmern Licht,
und aus einem Radiogerät dröhnte Countrymusik. Sein
zwanzigköpfiger Trupp hatte sich im Wald und entlang der
Straße gesammelt und war zur Hütte vorgestoßen, nachdem sein
vorgeschobener Kundschafter per Funk gemeldet hatte, daß der
Kühler am Wagen des Bewohners zerschossen war. Kung
Chong war davon überzeugt, daß sämtliche Fluchtwege
abgeriegelt waren und niemand an seinen Männern vorbeikam.
Der Bewohner dieser Hütte mußte irgendwo in der Nähe sein.
Und doch hatte Kung Chong das Gefühl, daß nicht alles nach
Plan verlief.
    Eine helle Außenbeleuchtung rund um ein ansonsten dunkles
Haus deutete

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