Höllenflut
sich
vernehmen.
Giordino schüttelte den Kopf. »Sie enttäuschen mich, Mr.
Pitt. Abziehbilder. Jeder Anfänger sieht doch schon von weitem,
daß er Abziehbilder auf der Haut hat«
»Asche über mein Haupt.«
Der Fahrer mochte nicht mehr länger schweigen. »Ihr zwei
Hübschen haltet euch wohl für besonders schlau?« blaffte er
nach hinten.
»Wir geben unser Bestes«, erwiderte Pitt leichthin.
Nachdem sie solcherart kundgetan hatten, daß sie nicht auf
den Kopf gefallen waren, schwiegen Pitt und Giordino. Der Bus
war unterdessen auf das Hafengelände gefahren. Smith kurvte
um etliche hohe Kräne und Frachtgutstapel herum und hielt
schließlich am Rand eines Piers, genau gegenüber von einem
Anlegeplatz.
Wortlos stieg er aus dem Wagen und begab sich über eine
Gangway auf eine Barkasse, die an einem kleinen
Schwimmdock vertäut war. Die beiden Männer von der NUMA
folgten ihm gehorsam. Der Matrose, der am Heck der Barkasse
stand und das Ruder bediente, war ganz in Schwarz gekleidet-
schwarze Hose, schwarzes T-Shirt und schwarze Strickmütze,
die er trotz der schwülen Tropenhitze bis über beide Ohren
heruntergezogen hatte.
Die Barkasse legte ab und nahm Kurs auf ein Schiff, das etwa
fünfhundert Meter vom Frachtterminal entfernt vor Anker lag.
Rundherum sah man die Lichter anderer Schiffe, die darauf
warteten, daß sie unter den Kränen anlegen und ihre Fracht
löschen konnten. Die Luft war kristallklar, und die bunten
Positionslampen der Fischerboote draußen auf der Manila Bay
funkelten wie Edelsteine vor dem dunklen Himmel.
Vor ihnen zeichneten sich die Umrisse des Schiffes ab. Pitt
erkannte sofort, daß es sich nicht um einen typischen
Trampdampfer handelte, wie sie zwischen den Inseln der Südsee
verkehrten, sondern um einen Holzfrachter von der Pazifikküste,
allerdings ohne Ladung. Mittschiffs waren keinerlei Aufbauten
zu sehen. Der Maschinenraum befand sich unter den
Mannschaftsunterkünften am Achterdeck. Unmittelbar hinter
dem Ruderhaus am Heck ragten der Schornstein und ein hoher
Mast auf. Ein zweiter, kleinerer Mast stand an der Back. Pitts
Schätzung nach war das Schiff knapp neunzig Meter lang, etwa
fünfzehn Meter breit und hatte zwischen vier- undfünftausend
Bruttoregistertonnen. Ein Frachter dieser Größe konnte
annähernd drei Millionen Kubikfuß Holz transportieren. Doch
seine Zeit war längst abgelaufen. Seine Kollegen, die einst die
Bretter und Balken von den großen Sägemühlen zu den
Verbrauchern befördert hatten, waren schon vor fünfzig Jahren
auf den Abwrackwerften gelandet und durch modernere
Schlepp- und Schubkähne ersetzt worden.
»Wie heißt das Schiff?« fragte Pitt Smith, »Das ist die Oregon.«
»Meiner Meinung nach hat sie einst jede Menge Holz
transportiert.«
Smith schaute Pitt von der anderen Seite der Barkasse aus an
und musterte ihn eingehend. »Woher willst du das denn wissen,
mein Hübscher?«
»Mein Vater hat als junger Mann auf einem Holzfrachter
angeheuert. Bis er mit dem Studium fertig war, ist er zehnmal
zwischen San Diego und Portland hin- und hergefahren. In
seinem Büro hängt ein Bild von dem Schiff.«
»Die Oregon ist fast fünfundzwanzig Jahre lang zwischen
Vancouver und San Francisco verkehrt, bis sie ausgemustert
wurde.«
»Ich frage mich, wann sie gebaut wurde.«
»Lange bevor ich zur Welt gekommen bin«, sagte Smith.
Der Rudergänger steuerte die Barkasse längsseits neben den
Rumpf des großen Schiffes. Im Schein der Lichter am Mast und
der Positionslampe an Steuerbord war zu erkennen, daß es einst
dunkelorange gestrichen, jetzt aber vom Rost verfärbt war. Nur
eine Strickleiter mit Holzsprossen hing herab.
»Nach euch, ihr Hübschen«, sagte Smith und deutete nach
oben.
Pitt kletterte zuerst los, gefolgt von Giordino. Unterwegs
strich Pitt mit den Fingern über eine Roststelle. Sie fühlte sich
erstaunlich glatt und sauber an. Sämtliche Luken an Deck waren
verschlossen und die Ladebäume nachlässig vertäut. Etliche
Holzkisten standen kreuz und quer in der Gegend herum. Allem
Anschein nach nahm es die Besatzung mit ihren Pflichten nicht
allzu genau. Weit und breit war niemand zu sehen, aber
irgendwo lief über Radio ein Strauß-Walzer, der ganz und gar
nicht zum äußeren Eindruck des Schiffes paßte. Die Sea Dog II konnte Pitt nirgendwo entdecken.
»Ist unser Tauchboot schon eingetroffen?« fragte er Smith.
»Das ist in der großen Kiste unmittelbar hinter der Back
verstaut.«
»Wo geht's zur
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