Höllenfracht
auf Countdown«, sagte Luger.
»Sechs Uhr, zwei Meilen.« Brakes Stimme klang nervös.
»Flugkörper zwei los«, fuhr Luger ruhig fort. »Bombenschächte geschlossen. Fertig für Wegflug.«
»Pilot, Tempo weg, was geht!« brüllte nun Brake. »Wir saugen den Wichser ein!«
Houser reagierte sofort und drosselte die Energiezufuhr.
Gleichzeitig stellte Martin die Bremsklappen auf Maximum und fuhr die Fahrwerke aus. Die Geschwindigkeit fiel fast augenblicklich von dreihundertfünfzig auf zweihundert Knoten und der Heckschütze sah auf seinem Radarschirm erfreut das Ergebnis. Für den Jagdflugzeug-Piloten wurde allerdings ein Alptraum wahr.
Die F-15, die hinter ihnen her war, flog fast zweihundert Stundenmeilen schneller als sie, um von hinten her schnell auf sie zu stoßen und in die ideale Schußposition zu gelangen. Und nun war es plötzlich, als sei der riesige Bomber mit einem Schlag mitten in der Luft stehengeblieben. Der Jägerpilot schoß mit einer Geschwindigkeit von fast sechshundert Metern pro Sekunde auf ihn zu. Vor seiner Kabinenhaube wuchs der Bomber blickfeldfüllend an.
Es war ein derart lähmender Anblick, daß ihm der Finger am Abzug gefror, während er in die Mündungen von vier Bordkanonen vom Kaliber fünfzig starrte, die genau auf ihn zielten.
»Sechs Uhr, zwei Meilen«, rief Brake durch und nahm kein Auge vom Radar.
»Zwei Meilen und hält... verdammt noch mal! Eine Meile, halbe Meile ... Fox vier ... Alle Rohre feuern! Rufe Fox vier!«
In der Position der Angriffsbeobachtung, ziemlich hoch oben und rechts vom Bomber, beobachtete der Flügelmann des Jägers einen perfekten IR-Raketenabschuß. Aber plötzlich passierte irgend etwas.
Luftklappen, Bremsklappen, Landeklappen, Fahrgestellklappen wuchsen wie aus dem Nichts aus dem riesigen Rumpf des Bombers heraus, und schneller, als ein Lidschlag dauert, schrumpfte die Entfernung zwischen den beiden Flugzeugen auf Null zusammen.
Der Flügelmann glaubte bereits, im nächsten Sekundenbruchteil seine erste Luftkollision zu erleben.
Aber im buchstäblich allerletzten Moment tauchte der Jäger unter dem Rumpf des Bombers weg und raste keine hundert Meter über den Hügeln von Wyoming dahin. Die Bordkanonen des Buff mit ihrem Kaliber fünfzig ließen ihn freilich nicht entkommen. Der Flügelmann sah deutlich, wie die Rohre Feuer spuckten und die 12-mm-Geschosse in den Rumpf und die Treibstofftanks einschlugen.
Und wie die F-15 in Millionen Stücke barst, die auf die grünen Hügel hinabregneten.
»Fox vier, Fox vier für Sabre drei-drei, Glasgow«, rief Martin die Bodenstation.
»Roger. Drei-drei. Lösen Fox vier ab.« Der junge Operator am Verfolgungsradar der Bodenstation sah seinen Vorgesetzten verblüfft an.
»O du Scheiße«, murmelte dieser. »Dieser Buff hat soeben eine F-15 abgeschossen.«
»Es ist eine Entenjagd«, sagte der Operator, »aber wer schießt hier eigentlich wen ab?«
»Der ist im Eimer«, stellte der F-15-Flügelmann halblaut fest, während er sich abkippen ließ, um nun seinerseits Jagd auf die B-52 zu machen. Aber er blieb in respektvollem Abstand zu den fünfzigkalibrigen Bordkanonen, die, wie er gut wußte, nun auf ihn warteten.
Luger und McLanahan konnten das Triumphgebrüll der Abwehrleute oben selbst durch das Röhren der acht Düsentriebwerke ihres Flugzeuges gut hören.
McLanahan stellte die Automatik auf »Ziel Bravo« und drückte einen kleinen Knopf auf einer Konsole neben seinem rechten Schenkel. Über Bordfunk meldete er: »Hallo, Pilot, bin in BOMBEN-Modus. Zentrieren Sie. Denen bomben wir jetzt die Haare vom Kopf. Dave, paß auf meine Schalter auf.«
»Verstanden.« Luger verglich den Countdown des Bombencomputers auf seiner zusätzlichen Zeitnehmeruhr mit der noch verbleibenden Zeit. »Auf meiner Uhr zwei Minuten bis Abwurf.«
»Stimmt überein mit FCI, Nav«, bestätigte Houser, der aufmerksam beobachtete, wie Martin, der Kopilot, die B-52 wieder auf Normalflug korrigierte.
»Hallo, Pilot, Jäger auf zwei Uhr, fünf Meilen«, gab Hawthorne durch. »Nach rechts ziehen.«
»Hallo, Radar«, fragte Houser. »Soll ich drehen? Das ist euer Spielchen!«
»Sekunde«, erwiderte McLanahan. »Da blockieren ein paar Ärsche mein System.« Er beugte sich so weit zu seinem papierblattgroßen Radarbildschirm vor, daß seine Sauerstoffmaske diesen fast berührte, und versuchte seine Fadenkreuzeinstellung zu verbessern. Luger konnte nicht erkennen, wie sein Kollege überhaupt irgendwelche Radarsignale
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