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Hoellenglanz

Hoellenglanz

Titel: Hoellenglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Tränen liefen mir trotzdem übers Gesicht.
    Ich hätte mir mehr Mühe geben müssen, Rae zum Mitkommen zu überreden. Ich hätte früher zurückkommen sollen.
    Rae war tot. Und Tori würde als Nächste an der Reihe sein. Ihre Mutter hatte den Wachmann ermordet und es Tori in die Schuhe geschoben. Das Maß an Bösartigkeit, das nötig war, um so etwas zu tun, konnte ich nicht wirklich erfassen, aber ich verstand, was es bedeutete. Diane Enright wollte ihre Tochter tot sehen. Tori war zu einer Belastung geworden, einer Bedrohung.
    Tori würde sterben, und wenig später würde ich an der Reihe sein. Und was war mit Simon? Und Derek? Ich wischte mir die Tränen vom Gesicht und setzte mich auf. Ich hatte zwei Möglichkeiten: zu entkommen oder mein Schicksal zu akzeptieren. Und ich akzeptierte es nicht. Jetzt nicht und überhaupt niemals.
    Also schaute ich mich um und suchte nach etwas, das mir hilfreich sein könnte. In der einen Woche hatte sich im Zimmer aber nichts verändert. Und was mich selbst anging, so hatte ich nichts als die Kleider, die ich trug – das neue T-Shirt und die Jeans, die noch mit Andrews Blut befleckt war. Ich versuchte, nicht darüber nachzudenken. In der Hoffnung auf das Schnappmesser klopfte ich die Taschen ab. Es war weg.
    In einer Tasche allerdings knisterte etwas. Papier. Ich zog es heraus und faltete es auseinander. Als mir wieder einfiel, dass dies das Zeichenblockblatt war, das ich Derek von Simon hatte geben sollen, wollte ich es schon wieder zusammenlegen, aber ich hatte bereits gesehen, was er gezeichnet hatte. Es war eine Skizze von mir, in der Hocke neben einem schwarzen Wolf, den Arm um seinen Hals gelegt, und ich erinnerte mich auch, was Simon dazu gesagt hatte. »Gib ihm das da und sag ihm, es ist okay.« Meine Augen brannten. Ich faltete die Botschaft mit zitternden Fingern zusammen und schob sie wieder in die Tasche. Dann schüttelte ich heftig den Kopf, um wieder klar denken zu können. Ein Ass hatte ich noch im Ärmel. Ich zog die Füße aufs Bett, schloss die Augen und rief nach der Quasi-Dämonin.
    Ich war mit der Beschwörung kaum fertig, da strich ein warmer Luftzug kitzelnd über meinen Scheitel.
    »Na so was«, flüsterte die klingelnde Stimme, »das sieht ja höchst vertraut aus.«
    »Ich brauche deine Hilfe.«
    »Das dagegen ist neu. Und sehr willkommen, sollte ich vielleicht hinzufügen. Das Erste, was du tun musst, ist, mich freizugeben. Und dann werden wir die Feuer der Hölle auf alle niederregnen lassen, die uns unrecht getan haben.«
    »Ich gebe dich frei,
nachdem
du mir geholfen hast. Und das mit dem Höllenfeuer überspringen wir.«
    »Oh, aber gerade das macht doch so viel Spaß! Feuer und Schwefel und Ströme von Lava. Dämonen, die mit zerfetzten Flügeln die Glut anfachen.« Eine Pause, dann ein tiefer Seufzer. »Sarkasmus ist an die Jungen und Naiven verschwendet, was? Ich habe das im übertragenen Sinn gemeint. Dann sage ich eben, Chaos und Zerstörung verursachen, wenn dir das lieber ist? Unsre gemeinsamen Feinde vernichten.«
    »Keine Vernichtungen.«
    »Du willst mir wirklich den gesamten Spaß verderben, richtig? Schön. Gib mich frei, und dann …«
    »
Nachdem
du mir geholfen hast.«
    »Immer diese unwichtigen Details. Ich nehme an, du willst wieder fliehen. Ich bin mir nicht ganz sicher, warum, in Anbetracht der Tatsache, dass du diesen Ort wirklich zu mögen scheinst. Du kommst schließlich immer wieder.«
    Ich warf einen wütenden Blick in die Richtung, in der ich sie vermutete. »Ja, ich will fliehen, aber wir werden außerdem Simon und Tori befreien, und wenn Derek hier ist, kommt er auch mit.«
    »Falls du damit den Werwolfjungen meinst, der ist nicht mehr durch diese Pforten gekommen, seit er vor Jahren verschwunden ist. Aber wenn sie ihn noch herbringen, werde ich ihn in den Plan mit einschließen. Ich lege bei meinen Abmachungen mit Sterblichen den größten Wert auf Fairness.«
    Ich hatte genug Horrorfilme vom Typ »dumm gelaufener Dämonenpakt« gesehen, um zu wissen, dass ich hier ein wirklich wasserfestes Abkommen brauchte. Das Problem war, dass ich nicht wusste, was genau sie für mich tun sollte. Mich hier rausholen, ja sicher. Nur wie?
    Es überraschte mich nicht, dass sie eine Idee hatte. Ebenso wenig überraschend war es, dass die Idee mir nicht gefiel.
    »Gibt es keine andere Möglichkeit?«
    »Es gibt immer eine Alternative. Ich persönlich würde ja diese Hexe bevorzugen, Diane Enright. Ich habe eine Schwäche für Hexen –

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