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Hoellenglanz

Hoellenglanz

Titel: Hoellenglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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es wäre Derek, aber dann stieß Tori die Tür auf, kam ins Zimmer, ging zu ihrem Bett hinüber und ließ sich draufplumpsen.
    »Keine Lektion heute«, sagte sie.
    »Was ist passiert?«
    »Andrews Version? Die Gruppe hat beschlossen, das Training erst mal auszusetzen, bis sie eine klarere Vorstellung von unseren Fähigkeiten haben. Mit anderen Worten, wir haben die alle in komplette Panik versetzt.« Sie schüttelte den Kopf. »Andrew ist ein netter Kerl, aber … zu nett, weißt du?«
    »Wie ich?«
    »Du bist eine andere Art von nett. Ich weiß schon, Andrew versucht zu helfen, aber ich wünschte wirklich, er hätte ein bisschen mehr …« Sie suchte nach dem Wort.
    »Rückgrat?«, platzte ich heraus und merkte sofort, wie mein Gesicht heiß wurde. »Ich … ich meine damit nicht …«
    »Siehst du, und das ist deine Version von ›zu nett‹. Du willst nie irgendjemandes Gefühle verletzen, nicht mal, wenn er gar nicht da ist. Rückgrat, das ist genau das, was ich sagen wollte.« Sie legte sich hin. »Na ja, genug zu dem Thema. Simon sucht nach dir wie üblich. Geh spielen, Chloe, ich halte dir die Grübelecke warm.«
     
    Und ja, Simon suchte wirklich nach mir. Offenbar hatten die Jungs am Vormittag keine Gelegenheit gehabt, sich den Keller näher anzusehen – Andrew hatte darauf bestanden, ihnen Gesellschaft zu leisten, und sie hatten im Freien Ball gespielt.
    Aber jetzt hatte Andrew sich mit seinem Laptop im Arbeitszimmer verschanzt, und so war Derek in den Keller hinunter verschwunden. Simon stand Schmiere, und es war einfacher, dies unauffällig zu bewerkstelligen, wenn er dabei Gesellschaft hatte. Wir waren in einem der ungenutzten Räume und sahen uns eine Wand voller Fotos an, als Andrew draußen vorbeiging und uns entdeckte.
    »Die sind alle noch von dem Vorbesitzer«, sagte er im Hereinkommen. »Keine von uns, ihr seht’s ja.«
    »Ihr müsst ja wahrscheinlich schnell und spurlos verschwinden können«, mutmaßte Simon.
    Andrew nickte. »Paranormale müssen das immer im Hinterkopf behalten, Chloe – all die Möglichkeiten, sich zufällig zu verraten oder Aufmerksamkeit zu erregen. Es kann sogar gefährlich sein, öffentlich mit anderen Paranormalen zu verkehren. Damit will ich nicht sagen, dass du keine paranormalen Freunde haben kannst. Du wirst welche haben, und das hilft, aber wir bleiben immer auf der Hut.«
    Ich versicherte ihm, dass ich das verstand.
    »Und die da – das sind Familienfotos von dem Mann, dem das Haus gehört hat. Todd Banks. Der Begründer des Genesis-Projekts. Die ursprüngliche Idee stammte von Dr. Lyle, aber er ist gestorben, bevor es die Möglichkeit der genetischen Modifikation gab. Todd – Dr. Banks – war derjenige, der diese Ideen übernommen und mit dem Experiment begonnen hat. Er war auch der Erste, der wegen der möglichen Gefahren Alarm geschlagen hat. Er hat die Edison Group gewarnt, aber sie waren zu begeistert von den Möglichkeiten, um zuzugeben, dass sie Fehler gemacht hatten. Daraufhin ist Dr. Banks ausgestiegen und hat diese Gruppe von besorgten Ehemaligen gegründet. Bei seinem Tod vor ein paar Jahren hat er uns dieses Haus hinterlassen.«
    Während Andrew sprach, bemerkte ich ein Foto von Dr. Banks und einem dunkelhaarigen Jungen neben ihm. Auf dem Foto sah er aus, als wäre er etwa dreizehn, aber ich erkannte das Gesicht trotzdem. Es war der Volo-Halbdämon, den ich als Geist gesehen hatte.
    »Ist das Dr. Banks’ Sohn?«, fragte ich so beiläufig, wie ich konnte.
    »Sein Neffe. Das ist …« Andrews Stirn legte sich in Falten. »Kann mich an den Namen nicht erinnern. Ich bin ihm nie begegnet. Ich weiß, dass er eine Weile hier bei seinem Onkel und seinem Cousin gelebt hat. Er war der Ältere von den beiden Jungen, und ich erkenne ihn nur deshalb, weil ich weiß, dass der Jüngere blond war.«
    Der Körper im Bett fiel mir wieder ein. Der fürchterlich zerschlagene Körper eines hellhaarigen Jungen, ein paar Jahre jünger als der Halbdämon, den ich kennengelernt hatte.
    »Du sagst, Dr. Banks hat das Haus eurer Gruppe vermacht. Was ist aus den Jungen geworden?«
    »Sie sind zu anderen Verwandten gekommen. Den Großeltern, glaube ich.«
    Beide Jungen waren tot, das wusste ich. Die Frage war jetzt, wusste Andrew es ebenfalls? Oder war dies die Geschichte, die man ihm erzählt hatte?
    Waren die Jungen ein Teil des Genesis-Projekts gewesen? Es sah so aus. Aber der Junge, den ich gesehen hatte, war älter gewesen als ich. Und selbst wenn er

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