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Hoellenglanz

Hoellenglanz

Titel: Hoellenglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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sich auf der Bank zurecht und legte mir den Arm um die Schultern. Zugleich schoss sein Blick zu mir herüber, um sich zu vergewissern, dass er willkommen war. Ich schob mich näher an ihn heran, und er lächelte.
    »Okay, was ist da also passiert bei deiner Lektion?«, fragte er. »Ich weiß, es kann nichts Gutes gewesen sein, aber die Details hab ich verpasst.«
    Ich erzählte es ihm, und als ich zum Ende gekommen war, schüttelte er den Kopf. »Was hat sie sich eigentlich dabei gedacht? Dich zu einer Nekromantielektion auf einen Friedhof zu fahren?«
    Es war genau das, was ich hören wollte, aber ich wusste, dass ich es mir damit zu leicht machte. Einfach die Schuld auf jemand anderen schieben, genau so, wie Margaret es getan hatte. Ja, sie hatte ihren Teil zu dem Debakel beigetragen – aber ich eben auch.
    Derek hatte recht. Ich hätte mich weigern sollen. Ich musste Verantwortung übernehmen, selbst wenn das bedeutete, einer Autoritätsperson gegenüber nein zu sagen, denn wenn es um mich ging, war die einzige Autorität ich selbst.
    »Magst du Eis?«
    »Was?«
    Simon lächelte. »Jetzt hab ich Aufmerksamkeit erregt.«
    »Tut mir leid. Ich hab einfach …«
    »Gegrübelt. Deswegen nehme ich dich auch auf ein Eis mit. Derek und ich waren vorhin joggen, und wir haben eine Tankstelle gesehen, ungefähr eine halbe Meile in die Richtung da.« Er zeigte hinüber. »Sie haben ein Eisschild im Fenster, also gehen wir nach dem Abendessen da hin.«
    »Ich glaube nicht, dass sie mich jetzt noch irgendwohin gehen lassen.«
    »Das werden wir ja sehen. Also? Ja? Es ist nicht ganz das, was ich mir für ein erstes Date vorgestellt habe, aber wir hängen irgendwie hier fest, und ich hab das Abwarten irgendwie satt.«
    »D-Date?«
    Er warf mir einen Seitenblick zu. »Ist das okay?«
    »Klar. Ja. Absolut.« Ich spürte, wie meine Wangen heiß wurden. »Okay, vielleicht probieren wir das noch mal, ein bisschen weniger überschwenglich.«
    Er grinste. »Überschwenglich ist gut. Date dann also. Ich rede mit Andrew.«
     
    Ich würde heute noch zu meinem ersten Date gehen. Nicht einfach nur zu meinem ersten Date mit Simon. Zu meinem ersten Date überhaupt. Erzählen würde ich ihm das natürlich nicht. Ja sicher, er hätte es mit Fassung getragen, wahrscheinlich Witze gemacht über den Druck, unter dem er jetzt stand. Fünfzehn geworden zu sein, bevor man sein erstes Date hatte, war so ungewöhnlich nicht. Aber mir kam es so vor, als sei das einfach indiskutabel, etwa so wie die Tatsache, dass ich erst mit fünfzehn meine erste Periode bekommen hatte. Und
das
hatte ich mit Sicherheit niemandem erzählt.
    Ein Date, mit Simon. Ich hatte beim Zustimmen wirklich keine Zeit verloren, aber nachdem wir zum Mittagessen ins Haus zurückgekehrt waren, wurde mir allmählich klar, was ich getan hatte.
    Ich kam mir vor, als stände ich wieder an diesem Friedhofstor, während mein Instinkt mir mitteilte, dass dies eine wirklich, wirklich schlechte Idee war. Ein Date, während wir gerade um unser Leben rannten? Ein Date mit einem von den Typen,
mit denen
ich um mein Leben rannte? Was, wenn es schiefging? Wie sollten wir dann …?
    Aber es würde nicht schiefgehen. Es war Simon, und es würde alles in Ordnung sein.
    Ich musste mich einfach entspannen. Unglückseligerweise war das Mittagessen da keine Hilfe.
    Margaret war gegangen, aber sie musste Russell erzählt haben, was passiert war, und er war wie ein Geier auf das Haus niedergestoßen in der Hoffnung, uns bei irgendeiner grässlichen Demonstration unserer unkontrollierbaren Kräfte zu erwischen.
    Andrew hätte ihn wegschicken sollen. Er tat nichts dergleichen – wahrscheinlich glaubte er, es wäre besser, Russell sehen zu lassen, dass wir vollkommen normale Teenager waren. Aber wir alle fühlten uns unbehaglich dabei und ich mehr als jeder andere. Ich spürte Russells Blick auf mir ruhen, während ich zu essen versuchte, und sah seinen leicht widerwilligen Gesichtsausdruck. Das Mädchen, das die Toten ruft. Die irre Nekromantin.
    Nach dem Essen flüchtete ich mich in mein Zimmer. Simon versuchte, mich wieder herauszulocken, aber ich sagte, ich wäre müde, und machte einen Scherz darüber, dass ich ja nicht mitten in unserem Date einschlafen wollte. Gegen drei Uhr hämmerte Derek an die Tür und rief ein barsches »Du solltest rauskommen. Simon macht sich Sorgen« zu mir herein. Als ich sagte, ich wollte ein bisschen schlafen, verstummte er. Ich glaubte, ein Seufzen und Füßescharren zu

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