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Hoellenglanz

Hoellenglanz

Titel: Hoellenglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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hören, als hätte er gern noch etwas hinzugefügt. Also stand ich auf und ging zur Tür – ich würde in den Gang hinausgehen und dann sagen: »Oh, ich hab gar nicht gewusst, dass du noch da bist.«
    Ich hatte wirklich gehofft, er würde noch irgendwas sagen wollen. Nicht gerade eine Entschuldigung dafür, dass er auf mich losgegangen war – das wäre wohl wirklich mehr gewesen, als man von Derek erwarten konnte –, aber irgendetwas, das
mir
eine Entschuldigung geliefert hätte, mit ihm zu reden. Darüber, was auf dem Friedhof passiert war, welche Möglichkeiten wir hatten, wenn es noch schlimmer werden sollte …
    Vor allem wollte ich, dass er aufhörte, wütend auf mich zu sein, und wieder zu dem anderen Derek wurde, dem Typ, mit dem ich reden, dem ich mich anvertrauen konnte. Aber als ich die Tür öffnete, war der Gang menschenleer. Ich legte mich wieder ins Bett.

[home]
15
    T ori kam um vier herein und wirkte überrascht darüber, dass ich immer noch im Bett lag.
    »Du warst den ganzen Nachmittag hier drin?«, fragte sie. »Ich hab gedacht, du wärst mit den Jungs draußen.«
    »Hab ich was verpasst?«
    »Mich beim Putzen.«
    Ich musste grinsen.
    »Du glaubst wohl, das war ein Witz?«, fragte sie.
    »Nein, ich nehme an, wir werden hier helfen müssen. Wir können von Andrew ja nicht erwarten, dass er hinter uns herräumt.«
    Sie verdrehte die Augen. »Siehst du Andrew die Hausarbeit verteilen? Er hat sich dafür entschuldigt, dass das Haus nicht geputzt und auf Gäste vorbereitet war! Ich hab mich erboten, für ihn sauber zu machen, einfach um nett zu sein.«
    Als ich nichts dazu sagte, schüttelte sie den Kopf. »Und der letzte Teil war jetzt
wirklich
ein Witz, Chloe. Andrew zahlt mir das, was er auch der Haushälterin zahlen würde, obwohl ich wahrscheinlich doppelt so lang brauche. Ist ja nicht so, als ob mein Terminplan komplett ausgebucht wäre, und ich kann das bisschen Geld brauchen. Jetzt bin ich also offiziell die Haushälterin hier, und wenn ich feuchte Handtücher auf dem Fußboden finde, steck ich sie dir ins Bett.«
    Wenn mir vor zwei Wochen jemand erzählt hätte, dass Tori freiwillig ein Haus putzen würde – selbst wenn sie es gegen Bezahlung tat –, dann hätte ich demjenigen nicht geglaubt. Ich konnte sie mir einfach nicht mit einem Schrubber in den Händen vorstellen. Aber ich hatte auch gesehen, wie schwierig es für sie während unserer Flucht gewesen war, kein eigenes Geld zu haben. Sicherlich war Putzen nicht ihre Lieblingsmethode, sich welches zu verdienen, aber offensichtlich schrubbte sie lieber Toiletten, als andere Leute um Taschengeld zu bitten.
    Dabei fiel mir etwas ein. Was würde aus Tori werden, wenn dies überstanden war? Hatte sie Verwandte, bei denen sie unterkommen konnte? Hatte sie sich das Gleiche auch schon überlegt? Und kratzte sie jetzt deswegen schnell Geld zusammen, nur um auf alles vorbereitet zu sein?
    »Gwen ist wieder da«, sagte Tori. »Wollte erst mit Andrew reden. Aber ich muss zugeben, ich hab mich auf diese Lektion mehr gefreut, bevor ich wusste, wie deine gelaufen ist.«
    »Das mit euch wird schon glattgehen. Du darfst bloß nicht sauer auf sie werden.«
    Sie lächelte, und ich sah ihr die Nervosität an – und die Aufregung auch. Sie wollte lernen, wie sie ihre Kräfte gezielt einsetzen konnte. Wir wussten, dass wir eine Gefahr darstellten, aber wir
wollten
es nicht. Warum war das den anderen eigentlich nicht klar? Warum behandelten sie uns wie gedankenlose, unvorsichtige Kinder?
    »Alles okay?«, fragte sie.
    »Klar.«
    Sie griff in ihre hintere Hosentasche und zog ein paar zusammengefaltete Blätter heraus.
    »Da, vielleicht kann das deine Laune ein wenig heben.«
    Ich faltete das Papier auseinander. Weiße Blätter – das Notizpapier, das übrig geblieben war, nachdem ich mir auf dem Friedhof die Botschaft des Geistes notiert hatte.
    »Hier gibt es doch bestimmt irgendwo einen Bleistift?«, fragte sie.
    »Einen Bleistift?«
    »Äh, ja, Filmexpertin. Was machen sie doch gleich in Filmen, wenn jemand was auf einen Block schreibt und dann das oberste Blatt wegreißt?«
    Jetzt lächelte ich. »Einen Bleistift nehmen und den Abdruck auf dem darunterliegenden Blatt sichtbar machen.«
    »Ich bezweifle, dass die uns in nächster Zukunft zu einem Postamt fahren, aber du kannst den Brief ja einwerfen, wenn wir mal eine Gelegenheit kriegen.«
    »Danke.«
    Sie verschwand. Als ich wenig später Schritte draußen im Gang hörte, glaubte ich zunächst,

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