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Hoellenglanz

Hoellenglanz

Titel: Hoellenglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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inwiefern wäre das
deine
Schuld gewesen?« Ich hatte nicht vorgehabt, ihn anzufahren, aber ich war fuchsteufelswild. Nicht auf Derek, sondern auf
die
 – auf jeden, der dafür verantwortlich war, dass er sich so fühlte. Bevor ich mich entschuldigen konnte, blinzelte er heftig, der entsetzte Ausdruck verschwand, und ich wusste, dass mein Ärger mehr bewirkt hatte, als irgendwelche Solidaritätsbekundungen es hätten tun können.
    »Die haben es auf dich abgesehen, weil du ein Werwolf bist«, sagte ich. »Ganz einfach. Es ist nichts, das du getan hast, und nichts, das du ändern könntest. Es ist
ihr
Problem.«
    »Aber wenn ich weiß, dass es ein Problem ist, sollte ich nicht andere Leute in Gefahr bringen.«
    »Dann hättest du also allein hier rauskommen sollen? Das ist …«
    »Nicht nur das. Ich bringe Simon und dich in Gefahr, einfach indem ich …«
    »Indem du da bist? Und was wäre die Alternative? Verschwinden? Die Suche nach deinem Dad aufgeben? Simon zurücklassen?«
    Er blinzelte wieder. »Nein, ich würde nicht verschwinden … aber es kommt mir vor …«
    »Wie was?«
    Er schüttelte den Kopf und wandte den Blick ab. Ich marschierte um ihn herum, bis ich genau vor ihm stand.
    »
Wie
kommt es dir vor, Derek? Als ob du weggehen solltest? Als ob wir besser dran wären, wenn du’s tätest?«
    Er ließ die Schultern kreisen, ein halbes Achselzucken, und sah dann wieder fort. Ich hatte recht, es passte ihm einfach nicht, den Gedanken laut ausgesprochen zu hören. Denn dann klang es zu sehr nach Selbstmitleid.
    »Keiner ist besser dran, wenn du weggehst«, sagte ich.
    »Hm«, murmelte er wenig überzeugend.
    »Simon braucht dich.«
    Er nickte und starrte in den Wald hinaus.
    Ich brauche dich.
Das sprach ich natürlich nicht aus. Wie hätte ich es aussprechen können, ohne dass es vollkommen idiotisch geklungen hätte? Aber ich spürte es in dem Hämmern meines Herzschlags, und es war nicht irgendein romantischer Unfug à la
Ich ertrage es nicht, ohne dich zu sein.
Es war etwas Tieferes, Verzweifelteres.
    Wenn ich mir vorstellte, Derek könnte gehen, schien der Boden unter meinen Füßen ins Rutschen zu geraten. Ich brauchte etwas, an dem ich mich festhalten konnte, etwas Stabiles und Reales, weil alles andere um mich herum sich so schnell veränderte. Selbst wenn es Momente gab, in denen ich glaubte, es wäre einfacher ohne jemanden, der pausenlos darauf wartete, mich bei jedem kleinen Fehler in Fetzen zu reißen – in gewisser Weise verließ ich mich darauf, dass er es tat. Jemand, der dafür sorgte, dass ich mein Hirn benutzte, es besser zu machen versuchte, nicht den Kopf in den Sand steckte und einfach hoffte, es würde schon alles gut ausgehen.
    Als er sich mir zuwandte, musste er es in meinem Gesicht gesehen haben. So schnell ich auch versuchte, darüber hinwegzutäuschen, ich war nicht schnell genug, und als er mich ansah, die
Art,
wie er mich ansah … Panik. Ich empfand pure Panik, als wollte ich auf einmal überall sein, nur nicht hier, und nirgends außer hier, und ich wollte, ich wollte …
    Ich riss den Blick los und öffnete den Mund, um etwas zu sagen, irgendetwas, aber er kam mir zuvor.
    »Ich gehe nirgendwohin, Chloe.« Er rieb sich das Schulterblatt, als versuchte er, einen verspannten Muskel zu lockern. Sein Gesichtsausdruck war finster. »Ich hab auch nicht vor, hier jetzt komplett …«
    »Zum emotionalen Wrack zu werden?«
    Ein kurzes, scharfes Auflachen. »Yeah, das ist’s wohl. In letzter Zeit hatten wir wirklich ein bisschen viel von diesem Zeug, ich komme mit Action besser klar.«
    »Dagegen habe ich keine Einwände.« Ich hob das Handy hoch. »Vielleicht können wir die Dinge damit in Gang bringen. Wollen wir mit Andrew reden?«
    Er nickte, und wir machten uns auf den Rückweg zum Haus.
     
    Wir hatten es erreicht, als mir schließlich die ganze Bedeutung der Ereignisse klarwurde. Jemand wollte Derek töten. Derselbe Jemand war bereit gewesen, mich sterben zu lassen, weil … na ja, wahrscheinlich weil es nicht weiter darauf ankam. Auf
mich
kam es nicht an. Ich war einfach ein Hindernis auf dem Weg zum Ziel.
    Wie konnte jemand ein paar Teenager sehen, die nie irgendetwas Böses getan hatten, und sie als nichts weiter betrachten als eine Bedrohung, die man am besten durch Mord ausschaltete? Wer dies auch verfolgte, er war nicht besser als die Edison Group.
    Jemand wollte Derek tot sehen, weil er ein Monster war. Aber als er versehentlich Liam getötet hatte, hatte Derek

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