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Hoellenglanz

Hoellenglanz

Titel: Hoellenglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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nirgends einen geisterhaften Schimmer. »Er hat geredet, und dann ist er verschwunden, als hätte irgendwer ihn nach drüben gerissen.«
    »Was hat er gesagt?«, fragte Derek.
    »Nichts, das wir nicht sowieso schon …«
    Derek fuhr herum. Ein Mann war sechs oder sieben Meter weiter auf dem Pfad erschienen. Ramon. Derek schob sich vor mich.
    Ramon hob die Hand, Handfläche nach außen, um uns zu zeigen, dass er nicht bewaffnet war. Sein gebrochener Arm hing an seiner Seite. Als er auf uns zukam, erkannte ich Blutergüsse an seinem Kinn und Blut, das an der Seite durch sein Hemd drang. Er schien mit jedem Schritt zusammenzuzucken.
    »Ich bin nicht hier, um mit dir zu kämpfen, Junge«, sagte er. »Wenn du drauf bestehst, tu ich mein Bestes, aber ich würde es wirklich lieber bei unentschieden belassen.«
    Als er Liams Leiche bemerkte, blieb er stehen und schüttelte den Kopf.
    »Es war ein Unfall«, sagte ich.
    »Ja, klar. Ich bin sicher, er hat drum gebeten.« Noch ein Kopfschütteln, aber dieses Mal sah ich aufrichtigen Kummer in seinen Augen. Einen Moment später riss er den Blick von der Leiche los und sah zu Derek auf. »Und was jetzt?«, fragte er.
    »Wir lassen’s bei unentschieden, wie du gesagt hast. Aber wenn du noch mal versuchst, dich mit einem von uns anzulegen …«
    Ramon stieß ein freudloses Lachen aus. »Sehe ich aus, als wäre ich in der Verfassung, euch zu jagen? Nee, das hier war Liams Idee. Der durchgeknallte …«
    »Jemand hat euch angeheuert. Wer war’s?«
    »Frag ihn.« Er zeigte mit dem Daumen auf Liam. »Er ist der Mann mit dem Plan. War schon immer so. Ich hänge mich einfach mit dran.«
    »Du hast also keine Ahnung, wer ihn angestellt hat?«
    »Irgendein Paranormaler. So ein Heilertyp.«
    »Magier?«, fragte ich. »Schamane?«
    »Keine Ahnung. Ich hab’s nicht mit diesem Zeug. Aber jedenfalls, irgendwer hat Liam mit diesem Typ ins Geschäft gebracht, der einen Werwolf gesucht hat, um dich aufzuspüren …«, ein Nicken in Dereks Richtung, »… und dich beim Rudel abzuliefern. Und es war halt so, dass wir da schon Ärger mit dem Rudel hatten – wegen Liam, wie üblich.«
    »Und das war dann die perfekte Lösung«, sagte ich. »Derek dem Rudel ausliefern, ihm die Menschenfresserei in die Schuhe schieben und für die Mühe auch noch bezahlt werden. Und wenn ihr ihn nicht lebendig erwischt hättet, wäre das auch in Ordnung gewesen.«
    »Anfangs noch nicht. Der Typ hat gewollt, dass wir dich lebend beim Rudel abliefern, hat anscheinend gedacht, dann würde alles glattgehen. Oder jedenfalls so getan.«
    »Und wenn sich dann rausstellen sollte, dass das Rudel aus lauter Killern besteht, wär’s ja nicht seine Schuld gewesen«, sagte Derek.
    »Genau. Als du uns beim ersten Mal durch die Lappen gegangen warst, ist er nervös geworden. Wollte dich danach dann einfach aus dem Weg haben, so oder so. Willst du einen Rat von mir?« Er sah Derek an. »Nimm deine Freundin und renn. Ganz gleich, was du hier vorhast – mit anderen Paranormalen zusammenleben, so tun, als wärst du einer von ihnen –, es wird nicht funktionieren. Sie werden dich immer im Auge behalten, damit rechnen, dass du die Kontrolle verlierst.« Ramon schüttelte den Kopf. »Weißt du über Wölfe Bescheid, Kleiner?«
    »Ein bisschen.«
    »Es gibt einen Grund, warum die so weit wie möglich von den Menschen entfernt leben. Jahrhundertelange Erfahrung. Die Leute mögen es nicht, wenn noch andere Raubtiere in der Nähe sind. Macht sie nervös. Wenn sie nervös werden, versuchen sie, die Bedrohung zu beseitigen. So, und jetzt wünsche ich euch ’ne gute Nacht und nehme meinen Kumpel hier mit.«
    »Und begräbst ihn?«, fragte ich.
    Ein scharfes Auflachen. »So einen Luxus können wir uns nicht leisten. Ich hole den Vorschuss für den Job hier ab, bringe die Leiche zum Rudel und lasse mir dort den Rest geben. Und ja, ist nicht gerade schön, wenn man so was mit einem Freund macht, aber hier draußen überlebt der, der sich am besten anpasst.« Er fing Dereks Blick auf. »Bei uns überlebt immer der, der sich am besten anpasst.«
    Mit Dereks Hilfe brachte er es fertig, sich Liams Leiche auf die Schultern zu laden, die Zähne vor Schmerz zusammengebissen, den ihm das zusätzliche Gewicht verursachte. Dann hinkte er davon, in die Nacht hinein.

[home]
24
    W ir kehrten zu der Stelle zurück, wo Derek vor der ersten Wandlung seine Kleider liegen gelassen hatte. Während er sich anzog, sah ich mir Liams Handy an. Derek trat

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