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Hoellenglanz

Hoellenglanz

Titel: Hoellenglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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darunter gelitten, und er würde weiterhin darunter leiden, so gerechtfertigt die Tat auch gewesen war.
    Wer war hier also das eigentliche Monster?
    Das Haus war still. Es war sehr merkwürdig. Es war, als wären wir aus einem Alptraum aufgewacht und könnten jetzt wieder ins Bett kriechen, als wäre nichts passiert.
    Ich überließ es Derek, Andrew zu wecken.
    Sie trafen mich am Küchentisch an. Derek sagte: »Es gibt da was, was wir dir erzählen müssen«, und nach Andrews Gesichtsausdruck zu urteilen, rechnete er damit, dass Derek ihm mitteilen würde, er hätte mich geschwängert. Er wirkte geradezu erleichtert, als sich herausstellte, dass wir lediglich von werwölfischen Killern gejagt worden waren – jedenfalls so lange, bis wir ihm erklärten, dass sie nicht im Auftrag der Edison Group gehandelt hatten. Als er die Nachricht auf dem Handy gesehen und uns bestätigt hatte, dass dies Russells Nummer war, wurde Andrew schließlich doch noch zu dem Mann, den wir brauchten.
    Er war sauer, rannte in der Küche auf und ab und schwor … nicht gerade Rache, aber immerhin, dass wir Antworten bekommen würden. Und Sicherheit. Er versprach uns, dass nichts in dieser Art jemals wieder passieren würde, selbst wenn das bedeutete, dass er uns von der Gruppe fortbringen und sich die Edison Group allein vorknöpfen musste.
    Er rief Margaret an und teilte ihr mit, sie solle kommen. Es war ihm egal, dass es vier Uhr morgens war, das konnte nicht bis zum Vormittag warten. Gwen war nicht zu erreichen, aber Andrew hinterließ ihr die gleiche Nachricht.
    Als Nächstes weckten wir Tori und Simon – ich redete mit Tori, Derek mit seinem Bruder. Ich hatte absolut nichts dagegen, Simon nicht jetzt schon gegenübertreten zu müssen.
    Ich erzählte Tori, was passiert war. Oder jedenfalls eine sorgfältig abgewogene Variante davon, die den Ernst der Situation vermittelte, ohne sie jedoch in Panik zu versetzen. Auch Andrew hatten Derek und ich nicht alles erzählt, weil wir
ihn
nicht in Panik versetzen wollten. In unserer Version hatte Derek seine Wandlung auch diesmal nicht zu Ende gebracht. Sie machten sich seinetwegen schon genug Gedanken und mussten nicht wissen, dass er jetzt ein ausgewachsener Werwolf war. Wir hatten auch nicht zugegeben, dass Liam tot war – hatten lediglich gesagt, Derek habe ihn bewusstlos geschlagen, woraufhin Ramon auf unentschieden plädiert und seinen Freund davongeschleppt habe.
    Derek wollte, dass wir unsere Taschen packten und verschwanden. Ich wusste, dass er sich das wünschte, denn ich wünschte es mir ebenfalls. Aber diese Möglichkeit hatten wir nicht – noch nicht.
    Die vergangene Nacht hatte bewirkt, dass wir eine noch klarere Vorstellung von der Gefahr hatten, die jenseits der Festungsmauern wartete. Wahrscheinlich klingt es ziemlich dramatisch, wenn ich sage, dass wir belagert wurden, aber es kam uns jedenfalls so vor.
    In einem Film wären wir jetzt aufgebrochen, hätten uns Ramon und Russell und die von der Edison Group beauftragten Söldner vorgeknöpft. Diejenigen, die sich weigerten, die Festung zu verlassen, hätten wir als rückgratlose Feiglinge enttarnt. Aber es gibt einen Grund dafür, warum die Leute in Filmen so gern zu hirnlosen, dramatischen Missionen aufbrechen: Für das Publikum ist es einfach nicht unterhaltsam, ein paar Teenagern beim Auf-und-ab-Rennen und Zanken und Nägelkauen zuzusehen, während sie darauf warten, dass die Erwachsenen sich einen Plan einfallen lassen. Wir selbst konnten alldem auch nicht viel abgewinnen, aber bis auf weiteres hatten wir keine andere Möglichkeit.

[home]
25
    N ur Margaret tauchte auf. Andrew sagte zwar, Gwen müsse wohl bei ihrem Freund sein und das Handy ausgeschaltet haben, aber ich merkte ihm an, dass es ihm nicht passte. Hatte sie am Ende mit dem Plan, Derek loszuwerden, etwas zu tun? Ich hoffte sehr, dass es nicht so war.
    Wenn wir von Margaret die gleiche Empörung erwartet hatten, die wir bei Andrew gesehen hatten, dann wurden wir enttäuscht. Aber sie war verstört und besorgt, was im Augenblick gut genug war.
    Als ich aus der Dusche kam, hatte jemand ein Stück Papier unter der Tür durchgeschoben. Es war eine Piktogrammbotschaft von Simon, so wie die, die er mir in dem Lagerhaus hinterlassen hatte. Sie begann mit einem Geist als Anrede – womit ich gemeint war – und endete mit einer Nebelwolke und einem Blitz – womit er sich selbst meinte. Was die Botschaft selbst anging, so war sie etwas komplizierter als beim

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