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Hoellenglanz

Hoellenglanz

Titel: Hoellenglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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diejenige, mit der sie vor allem reden wollten, um mir weitere Fragen über das Labor und die Angestellten der Edison Group zu stellen.
    Ich raffte meine gesamten Erfahrungen aus meinen Schulfächern über Darstellende Kunst zusammen, um die Vorstellung durchzuhalten. Und ich vermied sorgfältig, Andrew öfter anzusehen als unbedingt nötig, denn innerlich kochte ich vor Wut. Ich wusste, es war vollkommen unwichtig, was ich ihnen erzählte, denn sie hatten nie vorgehabt, zurückzugehen. Ich hatte keine Ahnung,
was
sie vorhatten – nur, dass wir nicht lang genug bleiben würden, um es herauszufinden.
    Irgendwann ließen sie uns schließlich gehen.
    »Hol Simon«, flüsterte Derek Tori zu, als wir den Gang entlangrannten. »Ich bringe unsere Rucksäcke raus in den Wald. Chloe? Steh Schmiere.«
    Es wäre eigentlich zweckmäßiger gewesen, wenn Tori, das Mädchen mit den Formeln, das übernommen hätte, aber ich hielt den Mund, denn Derek traute ihr nach wie vor nicht ganz.
    Tori hatte es noch nicht einmal bis zur Treppe geschafft, als eine Stimme rief: »Hallo? Seid ihr da hinten?«
    Derek fluchte. Es war Gordon, der Neuankömmling.
    Gordon war etwa in Andrews Alter, mittelgroß, mit rundem Bauch und ergrauendem Bart – der Typ Mann, der jedes Jahr wieder gebeten wird, bei der Firmenfeier den Weihnachtsmann zu spielen.
    »Brauchen Sie uns noch mal da drin?«, fragte ich.
    »Nein, die sind mit Pläneschmieden beschäftigt, also hab ich mir gedacht, ich sage inzwischen mal guten Tag. Wir haben da drin nicht viel Gelegenheit zum Kennenlernen gehabt.« Er kam mit einem breiten Lächeln auf Derek zu und schüttelte ihm die Hand. »Du erinnerst dich nicht an mich, stimmt’s? Überrascht mich nicht. Du warst so ein kleiner Kerl damals, als wir uns das letzte Mal gesehen haben. Ich hab mit deinem Dad zusammengearbeitet. Dienstags haben wir immer Poker gespielt.« Er legte Derek eine Hand auf die Schulter und manövrierte ihn in Richtung Wohnzimmer. »Andrew hat gesagt, du bist ein ziemlicher Überflieger in den Naturwissenschaften. Ich unterrichte Physik an der …«
    Gordon redete weiter, während sie ins Wohnzimmer gingen, und Derek warf mir einen Blick zu, in dem sich Gereiztheit und Frustration mischten. Aber als ich den Mund öffnete, schüttelte er den Kopf. Wir saßen fest. Wieder mal.
    »Gehen wir jetzt?«, flüsterte Tori, die gerade mit Simon zurückkam.
    »Noch nicht.«
     
    Irgendwann rief Gordon uns alle ins Wohnzimmer. Er hatte sowohl meine Tante als auch Toris Mutter gekannt, und jetzt wollte er auch uns besser kennenlernen. Gestern wären wir alle noch entzückt gewesen über die Gelegenheit, einen guten Eindruck zu machen und jemandem zu beweisen, dass wir vollkommen normal waren. Jetzt kam uns das Ganze einfach nur gespenstisch vor – einem Typ unsere Lebensgeschichte zu erzählen, der vielleicht bereit war, uns umzubringen, wenn unsere Kräfte sich als so unkontrollierbar herausstellen sollten, wie er befürchtete.
    Nach der Besprechung beschlossen sie alle, noch zum Abendessen zu bleiben, und es war vollkommen unmöglich für uns, ins Freie zu kommen – nicht alle vier mitsamt den Rucksäcken.
    »Können wir die Sachen vielleicht einfach hierlassen?«, fragte ich. »Wir haben Geld. Wie wäre es, wenn …«
    »Tori?«, rief Andrew. »Kannst du mir mit dem Abendessen helfen?«
    »Äh, also …«, begann sie.
    Andrew streckte den Kopf durch die Küchentür. Als er uns alle vier im Flur beisammenstehen sah, runzelte er die Stirn und rang sich dann ein Lächeln ab.
    »Hab ich euch bei irgendwas unterbrochen?«
    »Bloß bei den Planungen für einen Massenausbruch«, antwortete Tori.
    Meine Eingeweide verkrampften sich, und ich bemerkte, wie meine Augen weit wurden.
    »Wir hatten gedacht, wir verschwinden nach dem Essen auf ein Eis«, erklärte sie.
    »Ah.« Andrew fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Er wirkte verlegen. »Ich weiß, ihr habt es satt, hier eingesperrt zu sein …«
    »Wir entwickeln hier gerade einen ausgewachsenen Hüttenkoller«, sagte Tori. »Und mein Haushälterinnengehalt brennt mir ein Loch in die Tasche. Wir passen auf, und wir sind wieder da, bevor es dunkel wird.«
    »Ich weiß, aber … Nein, Leute. Tut mir leid. Keine Ausflüge mehr.« Er versuchte sich an einem Lächeln. »Wir brechen morgen nach Buffalo auf, und ich verspreche euch, wir treiben unterwegs ein Eis auf. Und wenn du mir jetzt ein bisschen helfen könntest, Tori …«
    Er führte sie in die Küche.
     
    »Er

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