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Hoellenglanz

Hoellenglanz

Titel: Hoellenglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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weiß Bescheid«, sagte Simon, als wir im Wohnzimmer am Tisch saßen und so taten, als spielten wir Kniffel.
    »Sieht ganz danach aus«, stimmte ich zu. »Aber vielleicht sind wir mittlerweile auch einfach paranoid?«
    Wir sahen Derek an.
    Er schüttete die Würfel mehrmals auf den Tisch, während er überlegte, und sagte schließlich: »Ich glaube, es ist alles in Ordnung. Wir sind einfach nervös.«
    »Wir wollen hier raus, also kommt es uns so vor, als wollten die uns daran hindern.« Simon atmete schwer aus und versuchte, sich bequemer auf seinem Stuhl zurechtzusetzen. Seine Finger trommelten auf den Oberschenkel.
    »Wir sollten bis heute Nacht warten«, schlug Derek vor. »Ins Bett gehen und uns Andrew vornehmen, wenn er schläft. Die anderen werden bis dahin längst weg sein, und das müsste uns mehr Zeit geben – vor dem Morgen wird kein Mensch merken, dass er ein Problem hat.«
    »Klingt gut«, sagte Simon. »Die Frage ist bloß, halten wir’s so lang aus, ohne durchzudrehen …«
    Er brach ab, als Derek den Kopf zur Seite legte und sich dann zur Tür drehte.
    »Ärger?«, flüsterte Simon.
    »Handy.«
    »Äh, ja, die haben alle welche. Also …«
    »Sie sind dort hinten.« Derek zeigte nach links. »Ich höre eins von der Haustür her klingeln, da, wo sie ihre Jacken aufgehängt haben.«
    »Okay, aber ich hab immer noch …« Simon fuhr auf seinem Stuhl hoch. »Handy. Dad.« Er sprang auf. »Wo ist die Nummer?«
    Derek hielt das Papier mit der Nummer außerhalb seiner Reichweite hoch. »Langsam.«
    »Okay, okay.« Simon zwang sich zur Ruhe. »Langsam genug?«
    Derek gab ihm das Papier.
    Ich versuchte zurückzubleiben, weil ich mich nicht aufdrängen wollte, aber Derek winkte mich aus dem Zimmer. Als wir uns der Haustür näherten, schob er Simon weiter vorwärts und flüsterte ihm zu, wir würden Wache schieben, während er telefonierte.
    »Und, was hältst du von dem Buch, an dem Andrew da gerade sitzt?«, fragte er dann.
    Ich glotzte ihn an – sicherlich ein höchst attraktiver Anblick.
    »Rede mit mir«, flüsterte Derek.
    »Klar. Sorry. Es … so weit finde ich’s gut. Ich …«
    »Kein Empfang«, zischte Simon, während er den Kopf um die Ecke streckte.
    »Geh hin und her«, flüsterte Derek zurück. »Andrew hat seins auch verwendet.«
    Während Simon dies tat, gab ich vor, über das Buch zu reden, was angesichts der Tatsache, dass ich keine Zeile davon gelesen hatte, gar nicht so einfach war. Also schwafelte ich unspezifisches Zeug über Handlungsführung und Stil, bis Simon wieder erschien und uns hektisch zuwinkte, das Gerät am Ohr, während er mit den Lippen formte: »Es klingelt!«
    Derek schob ihn zurück hinter die Ecke und gab mir zu verstehen, ich solle weiterreden. Ich tat es, aber ich konnte nicht vermeiden, zugleich Simon reden zu hören.
    »Dad? Ich bin’s, Simon.« Seine Stimme brach, und er räusperte sich, bevor er weitersprechen konnte. »Prima. Na ja, okay.« Pause. »Der ist auch hier. Mit mir. Wir sind mit Andrew …« Pause. »Ich weiß. Wir versuchen …« Pause. »Nein. Nicht Andrews. So eine Art Schutzhaus. Hat einem Mann namens Todd Banks gehört. Große alte … Dad? Dad?«
    Derek setzte sich in Bewegung und gab mir ein Zeichen, weiterhin Schmiere zu stehen.
    »Empfang«, flüsterte Simon.
    Derek setzte gerade zum Antworten an, hielt aber inne und blickte den Gang entlang. Und richtig, eine Sekunde später hörte ich Schritte.
    »Leute?« Andrews Stimme. »Abendessen.«
    »Kommen gleich!«, rief ich zurück.
    »Lass es mich noch mal …«, begann Simon.
    »Nein«, sagte Derek. »Ich muss den Anruf löschen. Geh mit Chloe in die Küche, wir rufen heute Nacht von der Tankstelle aus wieder an.«
     
    Wir stocherten in unserem Essen herum und zwangen uns, wenigstens so viel hinunterzuschlucken, dass es unverdächtig aussah. Derek flüsterte uns mehrfach zu, wir sollten essen, etwas in den Magen bekommen, aber auch er selbst schaffte es nur mit Mühe, seine Portion zu bewältigen. Er war zu sehr damit beschäftigt, auf das Klingeln des Handys zu lauschen, sich Sorgen zu machen, sein Vater könnte zurückrufen und uns verraten.
    Aber er tat es nicht. Nach allem, was ich über den Mann gehört hatte, hatte Derek die vorsichtige Art von ihm geerbt. Ein normaler Mensch hätte, ohne zu überlegen, zurückgerufen, als die Verbindung abgebrochen war, aber ich hatte den Verdacht, der Vater der beiden hatte sich zunächst die Nummer angesehen, und irgendetwas an ihr –

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