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Hoellenglanz

Hoellenglanz

Titel: Hoellenglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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ein wenig orientierungslos.
    »Ich hab eine Cola bei mir im …«, begann ich.
    »Ich hole sie«, sagte Tori.
    Ich wandte mich wieder an Derek. »Derek?«
    »Ja«, murmelte er matt. Dann verzog er das Gesicht und räusperte sich.
    »Wie fühlst du dich?«, fragte ich.
    »Müde. Muss ziemlich fest geschlafen haben.«
    »Wie ein Stein«, sagte Simon.
    »Und jetzt fühlst du dich benommen?«, fragte ich.
    »Stimmt.« Wieder verzog er sein Gesicht. »Was hab ich eigentlich gegessen heute Abend?«
    Ein kalter Schauer durchlief mich. »Hast du ein pelziges Gefühl im Mund?«
    »Ja.« Er fluchte und stemmte sich hoch.
    Ich nahm Tori die Cola ab, mit der sie gerade zurückkam. »Die haben ihm ein Schlafmittel gegeben.«
    »Schlafmittel?« Simon zögerte nur eine Sekunde lang, bevor er sagte: »Andrew.«
    »Ich hole unsere Taschen«, sagte Tori. Wir hatten sie am Abend mit in unser Zimmer genommen, weil wir uns Sorgen gemacht hatten, in dem Abstellraum im Erdgeschoss könnten sie gefunden werden.
    Ich holte Dereks Rucksack, während er die restliche Cola hinunterschüttete.
    »Andrew hat uns am Abend vor dem Schlafengehen noch zwei Dosen Limo gebracht«, sagte Simon, während er nach seinem Rucksack griff.
    »Und hat er gesagt, welche für Derek war?«
    »Musste er gar nicht, ich bekomme immer den Light-Kram.«
    Ich sah zu Derek hinüber, der sich mit der Hand über den Mund wischte. »Kommst du klar?«
    »Ja. Gebt mir einen Moment zum Anziehen.«
    Warum hatte Andrew Derek unter Schlafmittel gesetzt? Wollten sie ihn heute Nacht abholen? Oder hatten wir mit unserer Paranoia eben doch recht gehabt, und die Gruppe wusste genau, was wir vorhatten? So oder so, unser bester Kämpfer war außer Gefecht gesetzt.
    »Ich bleibe mit Derek hier«, sagte ich. »Simon, kannst du Tori Rückendeckung geben und mit ihr zu Andrew gehen?«
    Simon warf Derek einen Blick zu, der einen Moment brauchte, um die Frage zu verarbeiten, und dann ein gekrächztes »Ja, macht das« von sich gab.
    »Aber seid vorsichtig«, sagte ich, »die Chancen stehen nicht schlecht, dass er nicht im Bett ist.«
    Zehn Minuten später waren sie zurück.
    »Er ist nicht da«, flüsterte Simon.
    »Was?«
    »Keine Spur von ihm, nirgends«, ergänzte Tori. »Das Auto steht draußen, aber im ganzen Haus ist nirgendwo Licht an.«
    »Und seine Schuhe sind weg«, sagte Simon.
    »Er trifft sich mit irgendjemandem«, flüsterte ich. »Jemand muss hergekommen sein, um Derek abzuholen, und Andrew ist mit ihm da draußen, und sie überlegen gerade, wie sie es am besten bewerkstelligen.«
    »Oder er ist denen selbst in die Fänge geraten«, sagte Tori.
    Derek rieb sich übers Gesicht und schüttelte dann scharf den Kopf. »Vergesst Andrew. Gehen wir einfach, aber vorsichtig.«
     
    Simon zog sich Dereks Arm über die Schulter, ohne auf die Proteste seines Bruders zu achten. Ich nahm neben meinem eigenen auch Dereks Rucksack, und Tori trug Simons.
    Wir spähten den dunklen Gang entlang. Derek witterte. Die letzte von Andrew hinterlassene Fährte war alt, was bedeutete, dass er nicht mehr in den ersten Stock heraufgekommen war, seit er ihnen die Limo gebracht hatte. Derek blieb am oberen Ende der Haupttreppe stehen und horchte. Dann schüttelte er den Kopf. Keine Geräusche von unten.
    Wir machten uns auf zu der schmalen Hintertreppe an der Rückseite des Hauses, die wir dieser Tage entdeckt hatten. Wahrscheinlich war sie irgendwann einmal die Dienstbotentreppe gewesen. Hier hatte Tori nicht geputzt – und auch sonst niemand in den vergangenen Jahren, so wie es aussah. Ich hielt mir die Hand vor Nase und Mund, damit der Staub mich nicht zum Niesen brachte.
    Als wir unten ankamen, ging ich voran, Tori unmittelbar hinter mir, gefolgt von Simon und Derek. Die Treppe endete an einer Tür. Ich drehte den Knauf, langsam, um keinen Lärm zu machen. Er bewegte sich etwa eine halbe Drehung weit und dann nicht mehr. Ich schob. Die Tür rührte sich nicht.
    Tori drückte sich an mir vorbei und versuchte es selbst. »Abgeschlossen«, flüsterte sie. »Ich dachte, ihr hättet …«
    »Gestern Abend noch alle Türen überprüft?«, ergänzte Simon. »Haben wir. Sie war offen.«
    »Aus dem Weg«, murmelte Derek, seine Stimme klang immer noch belegt. Dann drehte er mit einem Ruck an dem Knauf, und das Schloss brach mit einem lauten Knacken auf, bei dem ich zusammenzuckte.
    Die Tür öffnete sich in einen dunklen Raum mit niedriger Decke – eine alte Speisekammer oder etwas in dieser Art. Tori

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