Hoellenglanz
ging.
Wir debattierten. Dann trennten wir uns. Derek und Simon gingen in den Keller, um vielleicht doch noch weitere Informationen von Andrew zu bekommen, und Tori beschloss, sich seinen Laptop noch einmal vorzunehmen und zu überprüfen, ob wir eventuell doch etwas übersehen hatten, das seine Behauptungen bestätigte oder widerlegte.
Während sie suchte, kniete ich auf dem Boden und versuchte, Liz zu beschwören. Sie wäre die perfekte Lösung unseres Problems gewesen, denn sie konnte unbemerkt ins Freie gehen und nachsehen, ob wirklich jemand das Haus bewachte. Ich achtete sehr sorgfältig darauf, sie mir vor Augen zu rufen und ihren Namen zu nennen, um nicht versehentlich Dr. Banks oder Royce zu beschwören. Es gab da noch jemanden, den ich nur zu gern gerufen hätte – meine Mom –, aber darüber durfte ich nicht einmal nachdenken. Selbst wenn ich sie wirklich erreichte, bezweifelte ich sehr, dass ich sie lang genug in der Nähe halten konnte, um sie für uns auf die Suche schicken zu können.
Also rief ich Liz. Und rief und rief und spürte nicht einmal ein Zucken.
»Ist Derek bei euch beiden?«
Ich fuhr zusammen, als Simon ins Zimmer kam, und stand vom Fußboden auf. »Ich habe gedacht, ihr wärt zusammen«, sagte ich.
»Nee. Er hat gesagt, ich soll meinen Blutzucker überprüfen, und ich hab mir was zu essen besorgt, und als ich zurückgekommen bin, war Andrew allein.«
»Ich helfe dir suchen.«
Ich fand Derek auf dem Dachbalkon. Er spähte, horchte und witterte in die Nacht hinaus und suchte nach Anzeichen dafür, ob jemand das Haus bewachte.
»Oh, das ist ja mal eine tolle Idee«, sagte ich. »Der Typ, von dem es am wahrscheinlichsten ist, dass sie ihn erschießen, steht oben auf dem Dach und liefert ihnen die perfekte Zielscheibe.«
»Die werden mich hier auf dem Dach nicht sehen.«
Als ich ihm lediglich einen Blick zuwarf, seufzte er, als machte ich wegen nichts und wieder nichts Theater, setzte sich hin und fragte: »Okay?«
»Ich glaube nicht, dass es ungefährlich für dich ist hier oben.«
»Bloß ein paar Minuten noch.« Er zog die Jacke aus und streckte sie mir hin. »Setz dich hierher, zwischen mich und den Schornstein. Da ist es sicher.«
»Ich bin nicht diejenige, um die ich mir Sorgen mache.«
»Alles in Ordnung mit mir.«
»Woher willst du das wissen? Die könnten Nachtsichtgeräte haben, Scharfschützengewehre …«
Ich sah seine Mundwinkel zucken und wappnete mich für »Du siehst zu viele Filme«. Er sprach es nicht aus, aber ich wusste, dass er es dachte.
»Du hast nicht vor, reinzukommen, oder?«
»Ich komme schon. Setz dich einfach hin. Ich will mit dir reden.«
»Und ich will, dass du reinkommst. Wir können auch im Haus reden.«
»Ich rieche niemanden hier draußen. Ich glaube, Andrew hat gelogen.«
»Bitte, Derek? Kommst du mit rein?«
»Bloß eine Minute noch.«
Ich drehte mich um und ging.
»Chloe …«
Ich hoffte, er würde mir folgen. Ich wusste, er würde es nicht tun. Und er tat es auch nicht.
»Hab ihn gefunden«, sagte ich, als ich im Flur des ersten Stocks Simon begegnete. »Auf dem Dach.«
»Dem
Dach?
Und du hast ihm wahrscheinlich gesagt, was für ein Trottel er ist?«
»Ich hab ihm gesagt, er soll runterkommen, aber er will nicht.«
»Weil er sich einbildet, er tut das Richtige. Das Richtige für alle
anderen,
wohlgemerkt. Eines Tages schafft er es noch …« Simon brach ab und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Ich kann mit ihm reden. Ich kann ihn anbrüllen. Es geht einfach nicht in ihn rein. Er ist nicht lebensmüde. Es ist nicht so, dass es ihm egal wäre, ob er lebt oder stirbt. Es ist einfach …«
»Nicht oberste Priorität.«
»Nicht, wenn es ihn daran hindern würde, uns zu beschützen. Er könnte jetzt behaupten, das ist der Wolf in ihm, aber diese beiden Werwölfe, die ihr da getroffen habt – die haben sich nicht gerade füreinander in die Schusslinie geworfen, stimmt’s?«
»Nein.«
Er stieß den Atem aus. »Vielleicht finde ich eine Methode, ihn da runterzukriegen, aber erwarte nicht zu viel.«
»In Ordnung.«
Nachdem Simon verschwunden war, wusste ich genau, was ich zu tun hatte. Es blieben nur noch ein paar Stunden bis zur Morgendämmerung, und wir saßen hier herum und warteten wie die Rehe im Scheinwerferlicht darauf, dass das Auto uns überfuhr. Wir mussten wissen, ob wirklich jemand das Grundstück bewachte, und es gab nur eine Methode, es herauszufinden.
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I ch trat durch die
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