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Hoellenglanz

Hoellenglanz

Titel: Hoellenglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Sekunden vom Weinen entfernt war. Meine Knie waren weich vor lauter Erleichterung.
    Sie kam näher. »Okay, lass mich raten – der Loser ist ein telekinetischer Halbdämon so wie ich. Aus dem Experiment.«
    Ich nickte.
    »Das bedeutet hoffentlich nicht, dass ich mit ihm verwandt bin, oder?«
    »Glaube ich nicht.«
    »Puh – als ob ich nicht schon genug Irre in der Familie hätte, auch ohne den. Und apropos Irre, du wirkst auf die wirklich wie ein Leuchtturm, stimmt’s?«
    »Sieht ganz so aus.«
    »Bei mir hat’s funktioniert, obwohl mein Spinnerquotient anscheinend noch nicht hoch genug ist, ich hab nämlich ewig gebraucht, um dich zu finden. Ich hab dich rufen hören, aber mit dem Antworten war es so eine Sache.«
    »Danke.« Meine Stimme zitterte.
    Liz kam auf mich zu und legte mir den Arm um die Schultern. Ich konnte die Umarmung nicht spüren, aber ich konnte sie mir immerhin vorstellen.
    »Hey, deine Poltergeistleibwächterin meldet sich zurück. Zusammen werden wir mit den ganzen großen, unheimlichen Geistern ja wohl fertig werden. Ich verteil Prügel, du verleihst Flügel.« Sie grinste. »Wow, das ist ziemlich gut!«
    Ich lächelte ebenfalls. »Ist es auch.«
    »Und wo wir es gerade von groß und unheimlich haben, ich nehme mal an, du bist mit Derek hier draußen und hilfst ihm, sich in einen Wolf zu verwandeln? Finde den lieber, weil hier im Wald nämlich noch mehr rumrennt als Loser, die mit Stöcken und Steinen schmeißen. Loser mit Formeln und Gewehren zum Beispiel.« Sie musterte mich. »Und warum hab ich jetzt das Gefühl, du bist nicht weiter überrascht?«
    Ich erklärte, so schnell und so leise, wie es mir möglich war.
    »Dieser Andrew sagt die Wahrheit«, sagte sie. »Es sind vier Leute hier draußen, alle in Schwarz und mit Gewehren und Funkgeräten. So sehr viele sind das nicht, aber sie haben eine Menge Hightechspielzeug – normal und paranormal. Sie haben Stolperdrähte und diese Infrarot-Laser-Dinger angebracht, und ich habe sie von irgendwas reden hören, das Perimeter-Formel heißt.«
    »Dann müssen wir zurückgehen und …«
    »Psst. Da kommt jemand.«
    Ich ging in die Hocke.
    Liz flüsterte mir ins Ohr: »Ich glaube nicht, dass es dein Poltergeistkumpel ist, aber warte hier, ich gehe nachsehen.«
    Sie verschwand. Ich kauerte mich so tief wie möglich auf den Boden. Als plötzlich eine riesige Gestalt vor mir aufragte, stieß ich einen Schrei aus. Die Gestalt machte einen Satz vorwärts.
    »Ich bin’s«, flüsterte eine vertraute Stimme.
    »Der …«
    Rums.
Er stolperte. Liz stand hinter ihm, einen soliden Ast erhoben.
    »Liz, es ist …«
    Sie schlug noch einmal zu, ein olympiareifer Hieb zwischen die Schultern, und er fiel unter einem Stöhnen und einem Fluch auf den Boden. Sie erkannte die Stimme – oder möglicherweise den Fluch – und beugte sich vor, um ihn besser sehen zu können.
    »Ups.«
    »Ich würde mal sagen, er hat’s verdient, weil er sich immer an einen anschleicht.« Simon erschien aus der Richtung, aus der auch Derek gekommen war, und sah sich um. »Hi, Liz …« Ich zeigte zu ihr hin, und er wandte sich ihr zu.
    »Hey, Simon.«
    Ich gab die Begrüßung weiter, während Derek sich grummelnd aufrichtete.
    »Hat jemand was davon gesagt, dass Liz hier ist?« Tori kam aus dem Unterholz gestolpert.
    Als ich sie in Liz’ Richtung wies, lächelte sie das strahlendste Lächeln, das ich an Tori gesehen hatte, seit … ich weiß nicht genau, seit wann. Liz war in Lyle House Toris Freundin gewesen, und jetzt spielte ich die Dolmetscherin, als sie sich begrüßten.
    »Was macht ihr eigentlich alle hier draußen?«, fragte ich dann.
    »Wir sind dein offizieller Suchtrupp«, erklärte Tori. »Sogar mit Bluthund.« Sie zeigte zu Derek hinüber, der sich gerade den Dreck von den Jeans klopfte.
    »Ich hab euch einen Zettel hingelegt«, sagte ich zu ihm. »Ich hab euch gesagt, wohin ich gehe und warum.«
    »Er hat ihn gesehen«, bemerkte Simon. »Hat keinen Unterschied gemacht.«
    Derek musterte uns finster. »Du glaubst, wenn du mir einen Zettel hinlegst, ist es okay, irgendwas …«
    »Sag jetzt nicht:
Dummes
«, warnte ich.
    »Warum nicht? Es
war
dumm.«
    Simon zuckte zusammen und murmelte: »Sachte, Bro.«
    »Schon in Ordnung«, sagte ich. »Ich bin dran gewöhnt.«
    Ich sah zu Derek auf. Sekundenlang wirkte er unschlüssig, dann verschränkte er die Arme, und ich sah, wie seine Kiefermuskeln sich spannten.
    »Es war dumm«, sagte er. »Riskant und gefährlich.

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