Hoellenglanz
Die könnten mit Gewehren hier draußen auf uns warten …«
»Tun sie auch.« Ich wandte mich an Simon und Tori. »Liz hat sie gesehen. Andrew hat die Wahrheit gesagt. Wir müssen zurück ins Haus, bevor die uns hier streiten hören.«
Auf dem Rückweg herrschte Schweigen. An der Hintertür blieb Liz stehen. Sie streckte den Arm aus, die Handfläche nach vorn, und es war, als drückte sie sie gegen eine Glasscheibe.
»Ich glaube, sie haben eine Formel hier, die Geister draußen hält, genau wie in Lyle House«, sagte ich. »Aber vielleicht kommst du in den Keller oder auf den Dachboden, so wie dort. Andere Geister können’s. Ich …«
»Ich komme hier draußen zurecht, Chloe. Erledige einfach deinen Teil.«
Ich zögerte.
Sie lächelte. »Im Ernst. Ich bleibe in der Nähe. Wenn du mich brauchst, bin ich da, okay?«
Ich hatte es kaum durch die Tür geschafft, als ich mir schon wünschte, ich wäre mit Liz draußen geblieben.
»Du warst sauer auf mich, weil ich auf dem Dach geblieben bin«, sagte Derek, während er zu mir herumfuhr.
»Du glaubst, ich wäre losgegangen, um dich zu ärgern?«
»Natürlich nicht. Aber du warst sauer auf mich, weil ich ein Risiko eingegangen bin. Also hast du das Gleiche gemacht, bloß um dich zu beweisen.«
»Kein Streit mit dir ist es jemals wert, mein Leben aufs Spiel zu setzen, Derek. Und ich war auch nicht sauer auf dich. Enttäuscht, ja. Besorgt auf jeden Fall. Aber wenn ich mir eingebildet habe, dass meine Ansichten in deinen Augen jetzt mehr wert wären, dann ist es ja nur gut, dass du mich da schnell aufgeklärt hast.«
Er wurde weiß. »Ich …«
»Ich bin aus genau dem Grund da rausgegangen, den ich euch genannt habe. Weil wir Bescheid wissen mussten und ich am besten geeignet war, eine Antwort zu finden.«
»Wieso das? Hast du Nachtsicht? Übermenschliche Kräfte? Übermenschlich scharfe Sinne?«
»Nein, aber der Typ, der all das hat, wollte ja nicht vom Dach runterkommen, und die nächstbeste Person war die, die all das
nicht
hat. Die, von der sie wissen, dass sie keine Bedrohung darstellt.«
»Sie hat recht«, murmelte Simon im Näherkommen. »Es passt dir nicht, was sie getan hat, aber du weißt, dass es getan werden musste.«
»Dann hätten wir das gemeinsam entscheiden sollen.«
»Und hättest du zugehört?«, fragte ich.
Er antwortete nicht.
Ich fuhr fort: »Ich konnte mit dir nicht reden, denn du hättest mich nicht gehen lassen. Ich konnte mit Tori nicht reden, weil du ihr die Schuld dafür gegeben hättest, dass sie mich
hätte
gehen lassen. Ich konnte mit Simon nicht reden, weil er
gewusst
hätte, dass du ihm die Schuld gibst, also hätte er mich auch aufgehalten. Ich schleiche mich nicht gern weg, aber du hast mir ja keine Wahl gelassen. Bei dir ist alles immer entweder schwarz oder weiß. Wenn Simon oder ich ein Risiko eingehen, sind wir dumm und unvorsichtig. Wenn du’s tust, sind wir dumm, weil wir uns Sorgen machen.«
»Das hab ich nie gesagt.«
»Hast du mir überhaupt zugehört da oben auf dem Dach?«
»Ich hab gesagt, ich würde reinkommen.«
»Wann? Ich bin zwanzig Minuten später gegangen, und Simon war immer noch da oben und hat versucht, dich zum Runterkommen zu überreden.« Ich schüttelte den Kopf. »Es reicht. Wir haben keine Zeit zum Streiten. Wir müssen Pläne machen.«
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36
W ir überlegten, ob Liz uns einen ungefährlichen Weg zeigen könnte, aber wir hatten es mit Formeln und Hightechmeldern zu tun, Dingen, die ein Geist wahrscheinlich nicht auslösen würde. Wir mussten davon ausgehen, dass der Ring um das Grundstück undurchdringlich war.
Wir konnten außerdem davon ausgehen, dass er tagsüber nicht ganz so undurchdringlich sein würde, denn dann würden Andrew und Margaret und die beiden Neuen ein Auge auf uns haben. Das war der Zeitpunkt, zu dem wir entkommen konnten.
Bis dahin würden wir ihr Spiel einfach mitspielen müssen. Andrew hatte uns für seine Zwecke benutzt, also würden wir jetzt das Gleiche mit ihm tun. Das allerdings bedeutete, dass wir ihn freilassen mussten. Auf der Suche nach einer anderen Lösung zermarterten wir uns das Hirn, aber es gab keine. Wenn wir flüchten wollten, mussten wir sie davon überzeugen, dass alles in Ordnung war. Und zu diesem Zweck mussten sie Andrew dort vorfinden, wo sie ihn erwarteten.
Natürlich weihten wir ihn nicht in unser Vorhaben ein. Wir würden ihn bis zum Morgen im Keller sitzen lassen und ihm dann erklären, wir seien zu dem Schluss gekommen,
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