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Hoellenglanz

Hoellenglanz

Titel: Hoellenglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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dass sein Plan die einzige Möglichkeit war, wie wir die Edison Group bekämpfen konnten.
    Wenn dann Margaret und die anderen eintrafen, würden wir geradezu darauf brennen, aufzubrechen. Dann, so hofften wir jedenfalls, würden sie weniger misstrauisch sein, und wir würden Liz losschicken können, um nachzusehen, ob der Fluchtweg frei war.
    Wenn das fehlschlug, würden wir uns eben den Weg freikämpfen müssen. Und dann würden wir Mr. Bae anrufen.
     
    Es war kurz vor sechs, als unser Vorgehen stand, was bedeutete, dass wir noch mindestens zwei Stunden Zeit hatten, bis Margaret auftauchen würde. Tori setzte sich wieder an Andrews Computer. Wir erwarteten nicht, dass wir dort noch irgendetwas Nützliches finden würden, aber es gab ihr etwas zu tun. Die beiden Jungen bewachten Andrew. Das gab
ihnen
etwas zu tun. Und ich? Ich war aufgeschmissen. Verängstigt und frustriert und aufgeschmissen. Und verletzt. So sehr ich mich auch bemühte, nicht über Derek nachzudenken, ich konnte nicht anders.
    Ich suchte mir einen Block und einen Stift und setzte mich ins Wohnzimmer, um den Gang durch den Wald zu einer Filmszene zu verarbeiten. Ich hatte seit unserer Flucht aus Lyle House noch keine einzige Zeile geschrieben, und im Augenblick konnte ich die Ablenkung dringend brauchen.
    Ich war dabei, die Szene zu entwerfen, da öffnete sich die Tür. Als ich aufsah, stand Derek auf der Schwelle.
    Ich sorgte dafür, dass mein Gesichtsausdruck neutral blieb. »Hm?«
    »Hab was für dich.« Er streckte mir eine alte Acht-Millimeter-Videokamera hin. »Hab sie unten gefunden. Sie funktioniert nicht, aber ich glaube, ich könnte sie in Ordnung bringen.«
    Eine Videokamera? Was sollte ich mit der? Unsere Flucht dokumentieren? Ich sprach es nicht aus, denn darum ging es schließlich nicht. Es war ein Geschenk, seine Art von »Ich weiß, dass ich Mist gemacht habe, und es tut mir leid«. Seine Augen baten mich, es anzunehmen.
Nimm’s einfach an. Verzeih ihm. Vergiss, was da passiert ist. Fang von vorn an.
Und das war es auch, was ich tun wollte – das Geschenk und das Lächeln annehmen und das Aufleuchten in seinen Augen sehen und …
    Ich nahm die Kamera und stellte sie auf dem Tisch ab.
    »Es ist kalt hier drin«, sagte Derek. »Funktioniert die Heizung?« Er ging hinüber und prüfte die Wärme mit seinen Händen. »Nicht wirklich. Ich hol dir eine Decke.«
    »Ich brauche keine …«
    »Moment.«
    Er verschwand. Eine Minute später war er zurück und gab mir eine zusammengefaltete Decke. Ich legte sie mir auf den Schoß. Er sah sich um, ging dann quer durchs Zimmer und setzte sich aufs Sofa.
    Nach ein paar Sekunden des Schweigens fragte er: »Warum kommst du nicht rüber? Ist bequemer als der Sessel. Wärmer außerdem, ist näher an der Heizung.«
    »Mir geht’s ganz gut hier.«
    »Schwierig, mit dir zu reden, da am anderen Ende vom Zimmer.«
    Er schob sich ans Ende des Sofas, obwohl auch vorher reichlich Platz gewesen wäre, und legte den Arm auf die Rückenlehne. Er versuchte sich an einem Lächeln und brachte es nicht ganz zustande, aber mein Herz tat trotzdem einen kleinen Sprung.
    Es tut ihm leid, Chloe. Er ist wirklich ein netter Typ. Sei doch nicht so eine Zicke wegen dieser Sache. Und verkorks es jetzt nicht. Geh einfach zu ihm rüber. Gib ihm eine Chance, und du wirst sehr bald alles andere vergessen haben.
    Und aus genau diesem Grund blieb ich auch auf meinem Sessel sitzen. Ich wollte nicht alles andere vergessen, sonst würde er als Nächstes wieder oben auf dem Dach stehen und sein Leben in Gefahr bringen.
    »Vergiss es«, sagte ich schließlich.
    »Vergiss was?« Die Frage klang unschuldig, aber sein Blick rutschte etwas ab, als er sie stellte. »Es tut mir leid. Das ist es, was ich hier zu sagen versuche, Chloe. Dass es mir leidtut.«
    »Was?«
    Er sah verwirrt auf. »Dass ich dich wütend gemacht habe.«
    Ich antwortete nicht, stand einfach nur auf und machte Anstalten zu gehen. Ich schaffte es bis zur Tür. Dann war er da, direkt hinter mir, die Hand an meinem Arm. Ich sah mich nicht nach ihm um. Ich wagte es nicht. Aber ich blieb stehen und hörte zu.
    »Als ich wütend geworden bin, weil du gegangen bist«, sagte er. »Das war nicht, weil ich dachte, es wäre dumm, oder nicht glaubte, dass du vorsichtig sein würdest.«
    »Du hast dir einfach Sorgen um mich gemacht.«
    Ein hörbares, erleichtertes Ausatmen: »Ja.«
    Ich drehte mich um. »Weil du meinst, ich wäre es wert.«
    Er legte die Finger unter mein

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