Hoellenglanz
Kinn. »Ich meine absolut, dass du es wert bist.«
»Aber du findest nicht, dass du es bist.«
Sein Mund öffnete sich. Schloss sich wieder.
»Darum geht es hier, Derek. Du willst nicht, dass wir uns Sorgen um dich machen, weil du nicht glaubst, dass du es wert bist. Aber ich tu’s.«
Ich ging auf die Zehenspitzen, legte die Arme um seinen Hals und zog ihn nach unten. Als sich unsere Lippen trafen, war ich wie elektrisiert … So, wie es mit Simon nicht gewesen war, so, wie ich es mir immer erträumt hatte.
Seine Hände legten sich um meine Taille, zogen mich dichter …
Simons Schritte hämmerten den Gang entlang, und wir fuhren auseinander.
»Und er sagt,
mein
Timing ist das Letzte«, knurrte Derek. Dann rief er: »Was ist los?«
»Andrew sagt, er muss aufs Klo«, erklärte Simon im Hereinkommen. »Ich würde ja sagen, sein Pech, aber …«
»Schon okay, ich kümmere mich drum«, sagte Derek. »Chloe? Kommst du …«
»Ich muss mit Simon reden.«
Er warf mir einen etwas merkwürdigen Blick zu, aber nur eine Sekunde lang – er wirkte nicht eifersüchtig, nur eine Spur gekränkt vielleicht, weil ich die Gelegenheit, mit ihm zu gehen, ungenutzt ließ.
»Es ist wichtig«, sagte ich. »Aber hol doch Tori, sie kann dir helfen, Andrew zu bewachen.«
Er nickte und ging.
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37
O kay«, sagte Simon, »sieht so aus, als ob ihr euch wieder vertragt, du und Derek. Was ist passiert? Hat er den Blick an dir ausprobiert?«
»Den Blick?«
»Du weißt schon. Der, der ihn aussehen lässt wie ein getretenes Hündchen und dir das Gefühl gibt, du bist das letzte Schwein, weil du nämlich diejenige warst, die ihn getreten hat.«
»Ach so,
der
Blick. Bei dir funktioniert das also auch?«
Er schnaubte. »Es funktioniert sogar bei Dad. Wir geben nach, wir sagen, es ist okay, und kaum dreht man sich um, ist er wieder dabei, unsere Hausschuhe zu zerkauen.«
Ich lachte.
Simon ließ sich in einen Sessel plumpsen. »Das Problem ist, man weiß genau, dass er das Richtige zu tun versucht. Und wenn er nicht genug an sich selbst denkt, na und? Wäre es uns wirklich lieber, wenn er ein egozentrischer Mistkerl wäre?« Er schüttelte den Kopf und sagte dann: »Du wolltest mit mir reden?«
»Es gibt da etwas, das ich vorschlagen will, aber Derek wird es nicht mögen.«
»Raus damit.«
Ich erzählte ihm, was ich mir überlegt hatte. Als ich fertig war, fluchte er.
»Schlechte Idee?«, fragte ich.
»Nein, gute Idee. Aber du hast recht, er wird sich nicht drauf einlassen. Wenn du das auch nur vorschlägst, wird er glauben, es ist so eine Art Test, und entweder sauer werden oder es machen, um dir einen Gefallen zu tun – was nicht hilft, denn wenn er’s bloß als Gefallen tut, wird er dort nicht bleiben.«
»Wo bleiben?«, fragte eine Stimme.
Wir sahen gleichzeitig zur Tür. Tori kam herein.
»Ich hab gedacht, ich hätte Derek nach mir rufen hören«, sagte sie. »Was ist los?«
Ich erzählte ihr von meiner Idee.
»Das hätten wir schon in dem Moment machen sollen, in dem wir rausfanden, dass sie es auf ihn abgesehen haben«, sagte sie. »Warum sollte er sich weigern? Es ist ja nicht so, als würdest du ihm vorschlagen, ganz zu verschwinden. Er soll sich doch bloß ein paar Stunden verstecken, bis die glauben, er sei wirklich weg.« Sie setzte sich aufs Sofa. »Ich bin dafür – nicht, dass meine Stimme zählen würde.«
»Doch, tut sie«, sagte ich. »Du bist ein Teil von dem hier, also müssen wir uns auch so verhalten.« Ich sah Simon an.
Er zuckte die Achseln. »Stimmt wohl.«
»Wow, ich hab mich noch nie so willkommen gefühlt«, bemerkte Tori sarkastisch.
»Ich vertraue drauf, dass du mich nicht einfach zum Spaß ins offene Messer laufen lässt«, sagte Simon. »Aber wenn es in deinem Interesse wäre? Dann werde ich die Augen offenhalten. Einfach sicherheitshalber.«
»Ich hab mich also vom personifizierten Bösen zum ganz normalen Miststück verbessert? Damit kann ich leben.« Tori streckte die Beine aus. »Also, und wer erzählt’s Derek?«
»Keiner«, sagte ich. »Das ist das Problem. Er wird’s nicht tun, und wenn man es auch nur vorschlägt …«
»Ihr wollt, dass ich auf Tauchstation gehe?« Tiefes Grollen wehte von der Tür herein. Derek trat ins Zimmer. »Dass ich so tue, als wäre ich verschwunden?« Er wandte sich an Simon. »Ist es das, was ihr wollt?«
»Genau das«, sagte Simon.
»Chloe?«
»Es geht nicht drum, was wir
wollen
«, erklärte ich. »Wer ist derjenige, den Andrew
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