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Höllenherz / Roman

Höllenherz / Roman

Titel: Höllenherz / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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für die Nachrichten, und Errata war Reporterin, aber der dauernde Angriff auf die Netzhaut wurde allmählich lästig.
    Perry fehlte, und das schmerzte Lor sehr. Seit er nach Fairview gekommen war, waren die beiden Freunde, hatten stets zusammen gekämpft – gegen die Dämonin Geneva, gegen ihre Feinde in der Burg und in Dutzenden von Kneipenprügeleien in Fairview und Umgebung. Dass er jetzt nicht hier sein konnte, unterstrich noch, wie ernst die Lage war. Perry war das erste Opfer in dieser Schlacht, in der weitere folgen könnten.
    Talia war womöglich gefesselt und der Gnade ihres Meisters ausgeliefert. Bei dieser Vorstellung wurde Lor schlecht.
    Und wo zur Hölle steckte Detective Baines? Wer hatte ihn angegriffen?
    Lor klopfte das Herz bis zum Hals, als er den Marschbefehl gab. Er hatte seine Leute so gut vorbereitet, wie er konnte, doch letztlich wussten sie nicht, was sie unten erwartete. Der einzig unverhandelbare Vorsatz lautete, dass Lor keine Leute zurückließ. Jeden Einzelnen von ihnen würde er wieder nach Hause bringen, auf die eine oder andere Weise.
     
    Sobald sie in den Tunneln waren, teilten sie sich auf. Errata hatte darauf bestanden, an vorderster Front mitzumarschieren, was immer das heißen sollte. Sie bildeten vier Gruppen, von denen jede einen Quadranten übernahm. Lor hatte die Einheiten bewusst klein gehalten, denn unten stand wenig Manövrierraum zur Verfügung, und er wollte nicht, dass seine Leute sich gegenseitig im Weg standen. Effiziente Kampftruppen mit Erfahrung in beengten Räumlichkeiten – das war das Beste, was er aus der Situation machen konnte.
    Lor führte seine Hundegruppe in den südwestlichen Quadranten nahe dem Burgeingang. Manche der Tunnel waren neuer, mit Zement ausgekleidet und von kahlen Glühbirnen beleuchtet. Sein Plan sah vor, diesen Bereich als Erstes abzusuchen, weil er das Untergeschoss des alten Hotels mit einschloss, wo Darak Belenos getroffen hatte. Mit ein bisschen Glück hielt der König sich noch dort auf. Lor betete, dass dies auch für Talia und Baines zutraf.
     
    Talia saß auf einem geraden Stuhl in der Mitte eines alten staubigen Zimmers, mit Silberketten gefesselt und einem Streifen ihrer Bluse geknebelt. Ihre Haut fühlte sich schmierig von Staub und Dreck an, und jedes Kribbeln ihres Haars erinnerte sie an die Ratten, die sicherlich gleich außerhalb ihres Sichtfeldes lauerten.
    Sie war irgendwo in den Tunneln. Weinfässer stapelten sich an den Wänden, auf denen Staub aus Jahrzehnten lag, der schon wie eine Watteschicht anmutete.
    Jetzt wäre ein passender Zeitpunkt für Lor gewesen, hereingestürmt zu kommen und sie zu retten – verdammt, sie hätte sich sogar über Mavritte gefreut! –, so egoistisch dieser Wunsch auch sein mochte. Es wäre besser, wenn sie allein entkam, denn immerhin hatte sie es mit Belenos zu tun. Das Letzte, was Talia wollte, war, diese Spezialzüchtung von einem Irren auf den Mann loszulassen, den sie liebte.
    Bisher hatte Belenos nichts Dramatischeres gemacht, als sie an einen Stuhl zu fesseln, aber es hätte sie nicht gewundert, sollte er noch eine Eiserne Jungfer aus einem Wandschrank holen. Belenos war gut darin, anderen Schmerzen zuzufügen. Manch einer sagte, es wäre inzwischen sein einziges echtes Hobby. Da irrten sie. Sein Hobby war Angst.
    Deshalb bemühte sie sich, keine Miene zu verziehen, als er die quietschende Tür aufschloss und hereinkam.
    »Hallo, mein Entchen«, sagte er in einem seidenweichen Tonfall. »Wie geht es dir?« Er schob die Hände in die Taschen, während er weiter ins Zimmer trat.
    Talia folgte ihm mit ihrem Blick wie ein flugunfähiger Vogel der schleichenden Katze. Ein ziemlich wütender Vogel allerdings. Sie knurrte hinter dem Knebel.
    »Entschuldige, ich verstehe dich nicht.« Er beugte sich vor und wand den Stoffstreifen auf.
    Als er ihn wegnahm, holte Talia unwillkürlich tief Luft, um zu schreien. Stattdessen bekam sie von dem ganzen Staub einen Hustenanfall.
    »Arme Talia!«, seufzte Belenos, der um ihren Stuhl herumging. Sie fühlte seine Nähe wie kalte glitschige Finger in ihrem Nacken. »Es tut mir schrecklich leid, dass dies keine hübschere Unterkunft ist, aber auf Reisen ist es sehr schwierig, etwas Privatsphäre zu finden. Oder, in deinem Fall, auf der Flucht.«
    Er neigte seinen Mund dicht an ihr Ohr, so dass sein fuchsrotes Haar über ihre Wange strich. »Das dürfte dir hinlänglich bekannt sein, nicht wahr? Du kannst weglaufen, aber du kannst dich nicht

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