Höllenherz / Roman
hallte einsam und unheimlich durch die Tunnel.
Höllenhunde.
Max’ Hände zitterten und rutschten auf den Tauen.
Als Nächstes hörte Talia das Donnern von schweren Pfoten und lautes Hecheln. Es war sogar so laut, dass es Talia vorkam, als könnte sie ihre Hand ausstrecken und danach greifen – nach dem fließenden kratzigen Fell, den Muskeln und Klauen in dem engen Gang. Die an der Tür vorbeirannten.
»Scheiße!«, murmelte Max, der nervös mit den Schlüsseln hantierte.
Er ist zu mir zurückgekommen. Mein Bruder ist gekommen, um mir zu helfen!
Vorsichtig bewegte Talia ihre Füße. Die Freiheit fühlte sich köstlich an.
Ein Teil von ihm liebt mich immer noch.
Noch etwas heulte, gefolgt von einem einsamen Donnern wie von einer ewigen Pforte, die sich schloss. Unwillkürlich erschauderte Talia. Dann fielen die Silberketten von ihren Handgelenken.
»Steh auf!«, befahl Max. Sie konnte seinen Schweiß riechen, säuerlich vor Angst. Gewiss hasste er es, dass er die Kontrolle verlor.
Talia riss sich den Knebel vom Mund. »Danke.«
»Sprich nicht mit mir!«
Steif und wacklig stand sie auf. Sie zitterte, aber nicht vor Angst, sondern weil die Gefühle sie übermannten. Als sie die Hand nach ihm ausstreckte, ihre Finger beinahe seinen Arm berührten, zuckte er zurück. »Fass mich nicht an! Ich war nicht hier, verstanden?«
»Max«, setzte sie an, verstummte jedoch gleich wieder. Er hatte getan, was er konnte, allem zuwidergehandelt, woran er glaubte, um sie zu retten. Mehr durfte sie nicht verlangen.
»Du kannst hoffentlich laufen«, sagte er finster und öffnete die Tür.
O mein Gott!
Talia riss die Augen weit auf, während Max von der Tür zurücksprang. Talias Verstand war wie leergefegt vor Schreck.
Dort stand Belenos, der ein Miniaturbild in seiner Quarzkugel betrachtete. »Na, na, ich sagte dir doch, dass ich dich beobachte! Euch beide. Ihr wisst sicher, was mit Kindern geschieht, die nicht hören wollen.«
Was machte er hier? Hätte er nicht draußen sein und Königin Omara umbringen sollen?
Max stellte sich ihm in den Weg, doch Belenos schubste ihn einfach weg. »Spielen wir den großen Bruder? Was wird Daddy dazu sagen, dass sein geliebter Stammhalter die Regeln bricht?«
Sämtliche Schrecken der Vergangenheit reckten ihre Schlangenköpfe in Talia, als Belenos auf sie zukam. Doch statt ihr Angst einzujagen, machte es sie wütend. Er hatte ihr weh getan. Er hatte Max weh getan, und er plante, es wieder zu tun.
Aus dem Augenwinkel sah sie Max’ Handzeichen. Dieses Zeichen hatten sie wieder und wieder benutzt, seit sie Kinder gewesen waren. Eine böse Zufriedenheit überkam sie, doch sie strengte sich an, sie nicht zu zeigen.
»Du musst das hier regeln, Max. Die Pläne haben sich geändert. Wir müssen schnell weg.« Belenos packte eine Locke von Talia und zog. »Sie hat uns beide verraten, und nun ist sie nur noch eine Belastung.«
»Lass sie!« Max trat einen Schritt nach links. Er ging in Position.
»Warum sollte ich?«
»Sie ist meine Schwester.«
»Dann fällt dir die Ehre zu, sie zu enthaupten, mein Junge.«
Talia blickte von einem zum anderen, wobei sie nichts tat, um ihre Wut, Angst und Ungläubigkeit zu überspielen. Sollte er ruhig glauben, sie wäre verängstigt und hilflos. Belenos knöpfte sein Jackett auf, so dass sie die Waffe und das lange Messer in seinem Schulterhalfter sehen konnte.
Handelte es sich um das Messer, mit dem er Michelle den Kopf abgehackt hatte?
Max’ Züge wurden hart und kalt. »Kommt nicht in Frage.«
»In diesem Fall stirbst du als Erster.« Belenos zog eine Browning Hi-Power. »Was ich anfange, bringe ich auch zu Ende.«
Es geschah, bevor Talia auch nur einen Gedanken fassen konnte. Vampirschnell packte sie das Messer im selben Moment, in dem Belenos mit der Waffe auf Max zielte.
Max kickte die Browning beiseite. Talia hielt das Messer, dessen Griff glatt und elegant in ihrer Hand lag. Silberknauf, Silberklinge.
Sie rammte es Belenos in die Rippen, links oben, auf sein Herz zielend.
Doch es waren nicht seine einzigen Waffen. Er hatte noch ein Messer im Stiefel.
Brennender Schmerz durchfuhr Talias Seite, bevor ihr ganzer Körper taub wurde. Das Messer glitt ihr aus den Fingern. »Max! Mach, dass es aufhört! Es soll aufhören!«
Max feuerte seine eigene Waffe ab, mit der er Belenos die Schädeldecke wegschoss.
Der König fiel zu Boden, wo er auf die rechte Seite sank. Talia sackte auf die Knie. Blut sickerte aus ihrer Seite. Sie zog das Messer
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