Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Höllenherz / Roman

Höllenherz / Roman

Titel: Höllenherz / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
Vom Netzwerk:
den Rücken zu, damit er sie aus den pestigen Dingern befreien konnte.
    Sie fühlte, wie er schnell und sicher ein Schloss öffnete und ihr rechtes Handgelenk losband. Prompt beugte sie den Arm, der sich steif und verdreht anfühlte. Dann spürte sie ein Ziehen an ihrem linken Arm und vernahm ein metallisches Klicken.
    »Hey!«, schrie sie. Als sie nach hinten sah, begriff sie, was er getan hatte. Die leere Handschelle war am Messingrahmen befestigt. Er hatte sie an sein Bett gefesselt!
Ah, und jetzt kommt der Knebel, was?
    Er trat einen Schritt zurück und beäugte sie streng. »Mach es dir ruhig bequem.«
    Ihr letzter Rest Zuversicht verpuffte. »Dann ist das hier meine Kerkerzelle?«
    »Wie gesagt, die Gruft war schon ausgebucht.«
    Oh, Mist!
Sie rüttelte heftig an den Handschellen, weil das irgendwie dazugehörte, oder nicht? Metall rieb an Metall, und das Silber biss ihr in die Haut. Als sie Luft holte, ging ein Zittern durch ihren Leib, doch sie bemühte sich, ihre Stimme fest klingen zu lassen. »Eine fellbezogene Ausführung hast du wohl nicht zufällig da, was? Die wären definitiv komfortabler.«
    Er verengte die Augen. »Nein, die sind nicht mein Ding. Fesselspiele sind meinem Tagesjob zu ähnlich.«
    Es hörte sich wie ein Scherz an, den sie nicht verstand. Vielleicht war das irgendetwas Kulturelles. Er hatte eine komische stockende Art zu reden – keinen Akzent, und dennoch hätte sie wetten können, dass Englisch nicht seine Muttersprache war.
    Talia ballte die Faust, um das Zittern ihrer Finger zu verbergen. »Und was genau ist dein Tagesjob? Dorfhenker?«
    »Ich bin der Alpha der Höllenhunde.«
    Lor verschränkte die Arme vor seinem Oberkörper. Trotz des Gefühlstumults in ihrem Innern konnte Talia nicht umhin zu bemerken, wie sehr diese Geste seine Arme und die Brust hervorhob. Fehlten nur noch eine Lederfransenhose und ein Gewehr, und er hätte Daniel Day-Lewis’ Rolle in
Der letzte Mohikaner
übernehmen können.
    Dann erst dämmerte ihr, was er gesagt hatte. »Höllenhunde?«
    »Wir sind Halbdämonen.«
    »Ist das nicht so wie ein bisschen schwanger sein?«
    Lors böses Grinsen kam völlig unvermittelt. Er lehnte sich auf das Messinggestell am Fußende, so dass er halb über Talia gebeugt war. Keiner wurde zum Alpha, nur weil es sich um einen netten Burschen handelte. Falls Lor tatsächlich der Leithund war, musste Talia zugeben, dass er auf jeden Fall die passenden wilden Züge aufwies. »Das heißt, wenn du hier ausbrichst, gibt es keinen Ort auf der Welt, an dem du dich verstecken kannst. Ich finde selbst den Geist eines Geistes, und das gesamte Rudel würde dich mit mir jagen.«
    Talia weigerte sich, ihre Angst zu zeigen. »Wieso?«
    Lors Grinsen erstarb, und er trat einen Schritt vom Bett zurück. »Das habe ich dir schon gesagt. Ich bin mir nicht sicher, ob du schuldig oder unschuldig bist. Und da ich zurzeit als Sheriff von Fairview fungiere, bin ich für dich verantwortlich.«
    »Also hast du dich selbst zum Ermittler in meinem Fall ernannt, stimmt’s?«
    »Sei froh, dass mir nicht egal ist, ob du schuldig oder unschuldig bist.«
    In Anbetracht der Handschellen hielt sich ihre Dankbarkeit in Grenzen. »Ich habe Michelle nicht umgebracht.« Ihre Stimme brach, und wieder kämpfte sie mit ihrer Trauer. Sie war in Gefahr und musste einen klaren Kopf behalten.
Verdienst du nicht zu sterben?
    »Wollten sie dich umbringen?«
    »Möglich.«
    »Wer?«
    »Ehrlich, ich weiß es nicht.« Sie wandte ihr Gesicht ab, denn ihr kamen erneut die Tränen.
O Gott, Michelle!
    »Keinen Verdacht?«
    Sie hatte einige, die sie jedoch nicht nennen würde. Talia zuckte so gut mit den Schultern, wie sie es gegenwärtig konnte. »Mir fällt keiner ein.«
    »Das ist der Unterschied zwischen dir und mir.«
    »Was?« Sie wollte ihn wütend ansehen, doch leider war es mit den Tränen wenig überzeugend.
    »Höllenhunde können nicht lügen.«
    »Wie?«
    »Wir sind außerstande, die Unwahrheit zu sagen.
Du
nicht.«
    »Willst du behaupten, dass ich lüge?«
    Lor schien unbeeindruckt. »Du bist auf der Flucht. Ich habe dich bei einer blutigen Leiche gefunden. Du hast dich sehr geübt mit dem Messer verteidigt. Da steckt mehr dahinter, als du sagst.«
    Er kehrte ihr den Rücken zu und zog eine Schublade in einer hohen Kommode auf. Aus ihrer Warte konnte Talia nicht sehen, was sich in der Schublade befand, nur hören, wie Metall auf Holz schabte. Als Lor sich wieder zu ihr drehte, hielt er ein zweites Paar versilberte

Weitere Kostenlose Bücher