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Höllenherz / Roman

Höllenherz / Roman

Titel: Höllenherz / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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fühlte sich seltsam allein, als die Tür hinter ihm zufiel.
Können die Ältesten mir tatsächlich eine Gefährtin aufzwingen? Oder einen anderen Alpha bestimmen?
Was würde er in diesem Fall tun? Ein Weibchen nehmen, das er nicht wollte, oder vom Rudel fortgehen und alles verlieren, was er kannte?
    Die einst vertraute Straße mutete fremd, erdrückend und eiskalt an.
    Wie ein Gefängnis.
    Willkommen in meiner Zukunft!

[home]
15
    E inige Zeit später stand Lor am Fußende seines Bettes, die Arme vor dem Oberkörper verschränkt, und beobachtete die schlafende Talia. Er fühlte, dass die Sonne unterging, denn seine Dämonensinne erspürten den Moment, in dem das Zwielicht der Dunkelheit wich. Diese Orte oder Momente zwischen einem Zustand und einem anderen waren es, die den Höllenhunden zugedacht waren: Türdurchgänge, Dämmerung, die weiche Schwelle zwischen Wachen und Schlafen. Manch einer glaubte, dass die Hunde einst die Seelen der Verstorbenen abfingen und sie auf ihrer Reise ins Land der Toten bewachten.
    Deshalb konnten sie nicht lügen, denn auf diesem heiklen Übergang war für nichts anderes Platz als die Wahrheit. Und vielleicht lag darin der Grund, weshalb Vampire Lor faszinierten. Wie er waren auch sie auf der Strecke zwischen Leben und Tod gefangen, konnten niemals Ruhe finden.
    Er sah Talia an und wartete, dass die sinkende Sonne ihren Zauber wirkte. Es war, als würde er ein Gemälde bewundern, so still lag sie da, befremdlich leer und doch reizend. Vampire starben nicht während der hellen Stunden, aber ihr Schlaf war so tief, dass er einem Koma ähnelte. Ältere konnten tagsüber wach sein, frischgewandelte wie Talia nicht.
    Und selbst Lor erkannte, dass sie noch nicht lange gewandelt war. Im Wachzustand war sie dauernd in Bewegung und britzelte geradezu vor Energie. Ihr fehlte noch die Stille der länger Toten. Zurzeit glich sie einer leeren Hülle.
    Was ist ihre Geschichte? Wie konnte sie so enden?
    Lor spürte, wie der Horizont den letzten Sonnenschein inhalierte, und Talias Lider flatterten. Als sie die Augen im Dämmerlicht des Zimmers öffnete, hatten sie etwas von einer Katze: ein plötzliches gelbes Aufleuchten.
    Lor war klug genug, noch zu warten, bevor er sich ihr weiter näherte. Wenn Vampire erwachten, trat zunächst ein Moment ein, in dem zwar der Körper wach war, der Verstand jedoch nicht. In diesen ersten paar Sekunden waren Neugewandelte unberechenbar.
    Wie um dies zu bestätigen, stürzte sie sich quer über das Bett auf ihn.
Ein gefangenes Tier. Nichts als Wut, Angst und Hunger.
    Lor packte ihre Schultern. »Talia!«
    Sie erstarrte, und die Stille war erdrückend. Fast konnte er ihren Verstand hören, der sich langsam meldete wie ein schleppend hochfahrender Computer. Und dann sah er, wie ihr Gesicht begann, eine Persönlichkeit widerzuspiegeln.
    »Du.« Das Wort steckte voller Bedeutungen – Ekel, Erleichterung, Bedauern und, nicht zu vergessen, eine Spur Verlangen. All das wich in der nächsten Sekunde einem Ausdruck von Schmerz. »Letzte Nacht … ist das alles wirklich passiert?«
    »Ja.«
    »Ja, natürlich ist es das.« Sie sank auf das Bett zurück und fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. »O Gott!«
    Lor nahm ein Glas vom Nachttisch. »Ich habe dir Blut gebracht.«
    »Das ist nicht dein Ernst!« Hunger und Abscheu rangen sichtlich in ihr. »Von wem ist das?«
    »Ich habe immer Kaltgetränke im Kühlschrank, Bier, Cola … und das hier, für Freunde. Man kriegt es im Krankenhaus, sofern man die richtigen Leute kennt.«
    »Blutkonserven sind … die gehen nicht. Wir können davon nicht existieren. Und sie sind widerlich.«
    Sie hatte recht. Vampire brauchten die Lebensessenz ihrer Opfer genauso sehr wie das Protein aus ihrem Blut. Mit dem 0-Negativ allein konnte sie bestenfalls ein paar Tage durchhalten. »Ich habe mir erzählen lassen, dass es mit einem kräftigen Schuss Wodka am besten geht. Ich kann dir einen Cocktail mixen, wenn dir das lieber ist.«
    »Dann bin ich bis sechs Uhr sturzbesoffen.«
    »Und wirst garantiert nicht jammern.«
    »Danke, aber ich bleibe lieber nüchtern.« Sie sah das Glas an, und der Hunger gewann eindeutig. »Habe ich eine Chance, für einen Bissen rauszukommen?«
    »Du bist hier sicherer, wo ich dich beschützen kann.«
    »Wer hat dich zu meinem Bodyguard ernannt?«
    »Ich bin ein Höllenhund.« Er reichte ihr das Glas, mied es aber bewusst, ihre Haut zu berühren. Auf dieses gefährliche Terrain wollte er sich nicht noch einmal

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