Höllenhund
ignorierte die langen roten Stiele, deren Geschmack mich nicht übermäßig erregt hatte, und schoss auf einen saftig aussehenden roten Apfel zu. Meine Kinnladen schlossen sich um ihn — was nicht leicht war, denn es handelte sich um einen großen Apfel —, und dann rannte ich davon, um außer Reichweite seiner zornigen Fäuste und seiner recht ordinären Sprache zu gelangen. Zum Glück hatten seine Füße sich in dem Fahrradrahmen verfangen, sonst hätte er sie sicher dazu benutzt, meinen Abgang zu beschleunigen. Aus sicherer Distanz drehte ich mich um und ließ den Apfel vor mir zu Boden fallen. Ich hatte vorgehabt, mich erneut zu entschuldigen, denn es tat mir wirklich leid, dass ich den Mann vom Rad geworfen hatte, aber sein gerötetes Gesicht und die Faust, mit der er herumfuchtelte, überzeugten mich, dass er nicht leicht zu beruhigen sein würde. Also schnappte ich mir meinen Apfel wieder und trollte mich, sah mich einmal um und entdeckte, dass zwei Passanten den Mann gerade aufhoben. Er schien im Großen und Ganzen unverletzt, wie er so herumhumpelte und seine alten Beine erprobte, also setzte ich meinen Weg fort.
Ich fand eine einigermaßen ruhige Nebenstraße und ließ mich an einer Mauer nieder, um meine Beute zu verzehren. In jenen frühen Tagen schien mein Appetit nie gestillt, und all die >Fachleute<, die einem einreden wollen, dass Hunde nur eine Mahlzeit pro Tag brauchen, erzählen Blödsinn. Sicherlich braucht ein Hund nur eine Mahlzeit pro Tag, um zu überleben, aber das ist schließlich beim Menschen genauso. Wie würdest du dich denn fühlen, wenn du sonst nichts bekämst? Und wie, wenn du pro Woche einen Tag fasten müsstest, was die >Fachleute< ebenfalls empfehlen? Was nützen denn ein glänzendes Fell und eine feuchte Nase, wenn einem der Hunger am Magen nagt? Ich würgte den Apfel hinunter, mitsamt dem Kerngehäuse, als hätte ich den ganzen Tag noch nichts gegessen. Die Sonne brannte auf mich herab, und ich döste ein, vergaß meine Probleme, und meine Müdigkeit zwang mich, das, was war, hinzunehmen.
Einer jener unvermeidlichen englischen Sommerregenfälle weckte mich, und ich sah automatisch auf mein Handgelenk, um zu sehen, wie spät es war. Der Anblick meines dünnen haarigen Hundebeines brachte mich brutal in die Realität zurück. Ich rappelte mich auf, schüttelte mich und sah mich dann um; es musste Nachmittag gewesen sein, und ich war schon wieder hungrig.
Ich machte mich auf der schmalen Straße auf den Weg, erforschte neue Gerüche, die zu mir drangen, jagte einen Käfer, der über den Weg huschte, rief einem Hund, der auf der anderen Straßenseite von einem Mann geführt wurde, einen Gruß zu. Der Hund, ein widerwärtiger kleiner Corgie, ignorierte mich, und mich interessierte er nicht hinreichend, um Konversation zu machen. Während ich weitertrottete, dämmerte mir langsam, dass ich einen stillen, sicheren Ort brauchte, irgendwo, wo ich ausruhen und versuchen konnte, meine wirren Gedanken zu sammeln. Ich brauchte zu essen, und ich brauchte Schutz. Und irgendeine Art von Sympathie wäre auch angenehm gewesen.
Aber die fand ich an jenem Tag nicht.
Ich quetschte mich in die Türnische, um dem Nieselregen zu entgehen, der mir die Nase und das Gesicht bespritzte. Es war ein Nachmittag des Wanderns und Staunens gewesen; der beständige Nieselregen hatte die Sonne gedämpft, und die feuchte Nässe hatte die Menschen noch isolierter gemacht. Die Straßen waren plötzlich überfüllt gewesen, hatten mich mit ihrer Enge überwältigt, so dass ich mich nur armselig unter den Bogen einer Eisenbahnbrücke ducken konnte. Nach einer Zeit, die mir endlos lang schien, nahm die Zahl der Passanten ab, und ich wagte mich wieder hinaus, aber jetzt war meine Stimmung völlig gedrückt. Der Schwanz hing mir zwischen den Beinen, und meine Augen lösten sich kaum von dem Pflaster vor mir. Als der Abend heranrückte und das Licht verblasste, war meine Einsamkeit so gewachsen, dass ich mich versucht sah, in das Hunde-heim zurückzukehren — die Rückkehr des verlorenen Sohnes, Lassie kommt nach Hause. Der Gedanke, eingeschläfert zu werden — ermordet meine ich —, hätte mich nicht abgeschreckt. Ich würde brav sein, ich würde den Unterhund spielen, auf allerniedrigstem Niveau, und die Wärter würden mir verzeihen, mir eine neue Chance geben, wenigstens zu beweisen, dass ich es wert war, ein wertloses Geschöpf zu sein, einfach nur ein weiterer Hund; aber ich konnte mich nicht daran erinnern,
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