Höllenhund
Aber in seiner Erregung hatte unser Feind mich vergessen.
Ich sprang der Ratte auf den Rücken, riss sie mit meinem Gewicht herunter und biss nach ihrem Kopf, brach mir an ihrem Schädel einen Zahn ab. Der Rest war scheußlich und alles andere als ruhmreich: Rumbo sprang mitten in das Getümmel hinein, und dann schafften wir es gemeinsam, das Geschöpf zu töten. Die Ratte starb nicht leicht, und bis zum heutigen Tag finde ich widerstrebende Bewunderung für den Kampf, den sie zwei schwergewichtigeren Gegnern lieferte. Als ihr Zucken schließlich aufhörte und das letzte Stöhnen sich dem blutigem Körper entrang, fühlte ich mich nicht nur erschöpft, sondern auch erniedrigt. Sie hatte ebenso viel Recht zu leben gehabt wie wir, so verachtenswert sie auch in den Augen anderer war, und ihr Mut war nicht zu leugnen gewesen. Ich glaube, Rumbo empfand das gleiche Schamgefühl, obwohl er nichts sagte.
Er zerrte den toten Kadaver unter einen Wagen, damit man ihn nicht mehr sehen konnte (ich weiß nicht, warum — eine Art Begräbnis, vermute ich), und kehrte dann zurück, um meine Wunden zu lecken.
»Das hast du gut gemacht, Kleiner«, sagte er müde, wenn seine Zunge gerade zur Ruhe gekommen war. Seine Stimme war ungewöhnlich leise. »Das war ein Riesenbiest. Anders als die meisten, denen ich bisher begegnet bin.«
Ich wimmerte, als seine Zunge über die klaffende Wunde an meiner Nase zuckte. »Was hat sie denn gemeint, Rumbo, als sie sagte, wir seien alle gleich?«
»Damit hatte sie unrecht. Das sind wir nicht.«
Das war alles, was mein Freund zu dem Thema zu sagen hatte. Der Zwischenfall mit der Ratte nahm mir die Freude daran, andere Angehörige dieser Gattung zu töten; ich kämpfte natürlich mit ihnen, züchtigte sie, aber von nun an ließ ich sie entkommen. Rumbo merkte mein Widerstreben bald und wurde ärgerlich; er hasste diese Geschöpfe immer noch und brachte sie unweigerlich um, wenn wir mit ihnen Kontakt bekamen; vielleicht mit weniger Freude als vorher, aber mit kalter Entschlossenheit.
Ich habe keine Lust, mehr darüber zu erzählen, was wir mit dem Ungeziefer taten, denn es war ein unangenehmer, hässlicher Teil mein Hundelebens, wenn auch nur ein sehr kleiner Teil; aber ich muss noch einen anderen Vorfall erwähnen, denn er zeigt, wie tief Rumbos Hass auf diese unglücklichen und unseligen Geschöpfe ging.
Wir stießen auf ein Nest von ihnen. Es befand sich am äußersten Ende des Hofes in einem Wagen, der der unterste in einem ganzen Haufen war. Das Dach des Fahrzeugs war plattgedrückt, es hatte keine Türen, und in der Polsterung eines zerfetzten Rücksitzes waren ein Dutzend winziger rosafarbener Ratten, die gerade an ihrer Mutter säugten. Ihre kleinen Körper glänzten noch feucht von der Geburt. Die Witterung zog uns an wie ein Magnet, und wir zwängten uns durch den zerquetschten Schrott, um an sie heranzukommen. Als ich die Babys und die erschreckte Mutter sah, schickte ich mich an umzukehren und sie in Frieden zu lassen. Aber nicht Rumbo. Er stürzte sich mit einer Wut auf sie, die ich an ihm noch nie gesehen hatte.
Ich rief ihm zu, forderte ihn auf, sie zu schonen, aber er hörte meine Schreie gar nicht. Ich rannte weg, wollte nicht Zeuge dieses Schlachtens sein und rannte aus dem Hof, weg von der schrecklichen Zerstörung.
Nachher redeten wir tagelang nicht miteinander; Rumbos Brutalität verwirrte mich, und er war über meine Einstellung verdutzt. Ich hatte ohnehin lange gebraucht, um mich mit der Brutalität des Tierlebens auseinanderzusetzen, und es war natürlich genau meine >Menschlichkeit<, die meinen Fortschritt (oder Rückschritt, je nachdem wie du es sehen willst) auf seine Akzeptanz hin behinderte. Ich denke,
Rumbo verbuchte mein Schmollen auf das Konto Wachstumsschmerzen, denn ich wuchs sichtlich. Mein Welpenfett war fast völlig verschwunden, und meine Beine waren lang und kräftig (wenn auch meine Hinterbeine immer noch etwas krumm waren). Das ständige Laufen auf hartem Beton hatte meine Zehennägel gestutzt, und meine Zähne waren fest und spitz. Mein Gesichtssinn war immer noch ausgezeichnet und ungewöhnlich scharf. (Rumbo hatte das normale Sehvermögen von Hunden; nicht ganz so gut wie das des Menschen und nicht besonders geeignet, um Farben zu unterscheiden. Dafür sah er im Dunkeln sehr gut, vielleicht besser als ich.) Mein Appetit war ausnehmend gesund, und ich hatte keine Probleme mit Würmern, Verstopfung, Diarrhöe, Blasenreizung, Ekzemen oder anderen
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