Höllenhund
Polizisten.
Unterdessen hatte der Boss das Dach des zweiten Wagens erreicht, und ich konnte sehen, dass er sich verstört umblickte. Von allen Seiten drängten blaue Uniformen auf ihn ein, und er stieß einen trotzigen Schrei aus, als die Polizisten unten anfingen, ihm nachzuklettern.
»Passt auf!« schrie einer von ihnen. »Er kippt die Wagen um!«
Der Polizist verdrückte sich, und ich sah, dass der Boss auf das Dach des nächsten halbzerquetschten Wagens gesprungen war und jetzt einen Fuß gegen den stemmte, den er gerade verlassen hatte. Er befand sich jetzt schon in höchst labilem Gleichgewicht, und viel gehörte nicht mehr dazu, ihn ganz zu kippen. Das einzig Unangenehme war, dass der Wagen auf dem der Boss stand, hinter rutschte.
Und was noch schlimmer war: Rumbo war wieder vorgesprungen, um den Polizisten abzudrängen.
Er konnte unmöglich gewusst haben, was ihn traf; das war das einzig Barmherzige daran. Im einen Augenblick kauerte er geduckt auf dem Boden und fletschte vor dem Polizisten die Zähne, im nächsten war er unter einem Haufen rostigem Metall verschwunden.
»Rumbo!« schrie ich und rannte los, ehe die herunterkrachenden Fahrzeuge zur Ruhe gekommen waren. »Rumbo! Rumbo! Ich zwängte mich zwischen den Blechteilen durch, versuchte unter die Wracks zu sehen, versuchte eine Lücke zu finden, um durchzukriechen, wollte, dass mein Freund durch ein Wunder am Leben sein sollte, weigerte mich, das Unvermeidliche zu akzeptieren.
Das dünne Rinnsal dunkelroten Blutes, das unter dem Wagen hervorquoll, rief mich in die Wirklichkeit zurück: Für Rumbo gab es überhaupt keine Chance.
Ich heulte, die Art von Heulen, wie man es manchmal meilenweit durch die Nacht hört: der Schrei eines Tieres in tiefster Verzweiflung. Dann weinte ich.
Der Boss litt höllische Schmerzen, denn sein Arm war zwischen zwei Wracks eingezwängt. Aber er hatte Glück; es hätte sein ganzer Körper sein können.
Eine Hand packte mich am Kragen und zerrte mich sachte von dem Grab aus Metall weg, und ich fühlte, wie Mitgefühl von dem Polizisten auf mich überströmte, als er mich in den vorderen Teil des Hofes führte. Ich war zu erregt, um Widerstand zu leisten. Rumbo war tot, und für den Augenblick war in mir jeder Lebenswille gelähmt. Ich hörte, wie einer der Beamten jemanden aufforderte, schnell eine Ambulanz kommen zu lassen; es gäbe einen Verletzten. Ich sah, wie zwei Männer in Zivil den Metallbehälter aus der Hütte schleppten und einem anderen Mann zunickten, der Lenny verhörte. Lenny war jetzt zornig, redete hitzig, während ihn zwei uniformierte Männer von hinten festhielten.
»Wer hat's dann getan?« fragte er. »Wer hat uns verpfiffen?«
»Wir haben diesen Schrottplatz schon lange beobachtet, Junge«, erwiderte der Mann vor ihm. »Seit einer unserer Jungs Ronnie Smileys Auto vor einer Weile hier entdeckt hat. Wir alle wissen, was Ronnie treibt, nicht wahr, also dachten wir, wir warten ein wenig und lassen den Dingen ihren Lauf. Sehr interessant, als wir den gestohlenen Lieferwagen hereinkommen sahen und dann den Wagen. Und noch interessanter, als sie nicht wieder herauskamen — bis heute Morgen, meine ich.« Er lachte über Lennys offensichtliches Missvergnügen. »Oh, keine Sorge, das war es nicht allein. Wir hatten diesen Platz schon eine ganze Weile in Verdacht. Fragten uns immer, wo euer Boss sein Geld herbekam. Jetzt wissen wir's, nicht wahr?«
Lenny blickte verdrossen. Der Polizist in Zivil sah, wie ich weggeführt wurde.
»Das Komische ist«, bemerkte er, »dass der Polizist nur hinter ein paar diebischen Hunden her war, als er Smileys Wagen entdeckte. Die geraten ganz nach ihrem Herrchen, nicht wahr?« Er nickte dem Mann zu, der Lenny festhielt, und sie schoben ihn zu einem der Polizeiwagen am Eingang des Hofes. Ehe Lenny einstieg, warf er mir einen letzten durchdringenden Blick zu, der mich innerlich frösteln ließ.
Und in dem Augenblick wusste ich, wo ich hingehen musste. Es drängte sich durch irgendwie benommene äußere Schichten meines Wesens und berührte mich fast körperlich.
Ich drehte den Hals herum und schnappte nach der Hand, die mich festhielt. Der erschreckte Polizist zog schnell die Hand zurück — und ich war frei. Ich schoss zur Straße hinaus, und wieder rannte ich, rannte, rannte.
Aber diesmal hatte ich ein Ziel.
TEIL 2
12
Wie fühlst du dich jetzt? Hat dein Verstand sich immer noch meiner Geschichte verschlossen, oder fängst du an, dich zu fragen? Lass mich
Weitere Kostenlose Bücher