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Höllenhund

Höllenhund

Titel: Höllenhund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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mir vorbei und stieß eine stinkende Wolke aus ihren Afterdrüsen, um ihre Meinung zum Ausdruck zu bringen.
    »Komm näher!« sagte der Dachs, als seine Gefährtin gegangen war. »Komm, damit ich dich besser sehen kann.« Sein riesiger Körper war zusammengeschrumpft, und ich begriff, dass er die Borsten gespreizt hatte, als er mich gesehen hatte. »Sag mir, warum du hier bist. Gehörst du einem Menschen?«
    Ich schlurfte auf ihn zu, immer noch zur Flucht bereit.
    »Nein, ich gehöre niemandem. Das war früher einmal, aber jetzt nicht mehr.«
    »Hat man dich schlecht bandelt?«
    »Hunde, denen das nicht passiert ist, können von Glück reden.«
    Er nickte zustimmend. »Jedes Tier und jeder Mensch können das von sich sagen«, meinte er.
    Jetzt war ich an der Reihe, ihn neugierig zu mustern. Was wusste er von Menschen?
    Der Dachs machte es sich auf dem Boden bequem und lud mich ein, es ihm gleichzutun. Nach kurzem Zögern kam ich der Aufforderung nach.
    »Erzähl mir von dir. Hast du einen Menschennamen?« fragte er.
    »Dusel«, sagte ich, von seinem Wissen verblüfft. Für einen Dachs schien er mir sehr menschlich. »Und wie ist deiner?«
    Der Dachs gluckste trocken. »Wilde Tiere haben keinen Namen. Wir wissen, wer wir sind. Nur die Menschen geben den Tieren Namen.«
    »Und wie kommt es, dass du davon weißt? Über die Menschen meine ich.«
    Da lachte er laut. »Ich war einmal einer«, sagte er.
    Ich saß wie vom Donner gerührt da. Hatte ich richtig gehört? Die Kinnlade fiel mir herunter.
    Wieder lachte der Dachs, und einen Dachs lachen zu hören, kann einem angst machen. Ich kämpfte gegen den Drang an wegzurennen und stieß schließlich stammelnd hervor: »D-d-du w-warst...«
    »Ja, und du warst auch einer. Alle Tiere waren das.«
    »Aber... aber ich weiß, dass ich einmal ein Mensch war. Ich dachte, ich wäre der einzige! Ich...«
    Er brachte mich mit einem Grinsen zum Schweigen. »Sei jetzt still. Ich wusste gleich, dass du nicht wie die anderen bist. Beim ersten Schnüffeln. Ich bin schon anderen begegnet, die ähnlich waren, aber an dir ist etwas Merkwürdiges. Beruhige dich jetzt, und lass mich deine Geschichte hören, und dann werde ich dir ein paar Dinge über dich sagen — über uns.«
    Ich versuchte mein wie wild schlagendes Herz zu beruhigen und begann dem Dachs aus meinem Leben zu erzählen: Meine ersten Erinnerungen an den Markt, mein erster Besitzer, das Hundeheim, der Schrottplatz, der Boss, Rumbo, die alte Dame und meine Episode mit der schlauen Füchsin. Ich sagte ihm, wo ich hinging, erzählte ihm von meinen Menschenerinnerungen, und während ich ihm alles das erzählte, beruhigten sich meine Nerven, obwohl da noch genug Erregung blieb. Es war wunderbar, so zu reden, mit jemandem zu sprechen, der einem zuhörte, der die Dinge, die ich sagte, begriff, der verstand, wie ich fühlte. Der Dachs blieb die ganze Zeit stumm, nickte hier und da, schüttelte gelegentlich mitfühlend den Kopf. Als ich fertig war, kam ich mir ausgepumpt vor, ausgepumpt und doch von einem seltsamen Hochgefühl erfüllt. Es schien, als hätte man eine Last von mir genommen. Ich war nicht länger allein — es gab einen anderen, der wusste, was ich wusste! Ich sah den Dachs erwartungsvoll an.
    »Warum willst du in diese Ortschaft — dieses Edenbridge?« fragte er, ehe ich eine Frage stellen konnte.
    »Um meine Familie zu sehen natürlich! Meine Frau, meine Tochter — um sie wissen zu lassen, dass ich nicht tot bin!«
    Er blieb einen Augenblick lang stumm und sagte dann: »Aber du bist tot.«
    Der Schock hätte beinahe mein Herz zum Stillstand gebracht. »Das bin ich nicht. Wie kannst du das sagen? Ich bin am Leben — nicht als Mensch, aber als Hund. Ich bin im Körper eines Hundes!«
    »Nein. Der Mann, der du warst, ist tot. Der Mann, den deine Frau und deine Tochter kannten, ist tot. Für sie wärst du nur ein Hund.«
    »Warum?« heulte ich. »Wie bin ich so geworden? Warum bin ich ein Hund?«
    »Ein Hund? Du hättest alles Mögliche werden können; das hing in weitem Maße von deinem früheren Leben ab.«
    Ich schüttelte mich verzweifelt und stöhnte: »Das versteh ich nicht.«
    »Glaubst du an Reinkarnation, Dusel?« fragte der Dachs.
    »Reinkarnation? Als jemand anderer wiedergeboren zu werden in einer anderen Zeit? Ich weiß nicht. Ich glaube nicht.«
    »Du bist doch ein lebender Beweis dafür.«
    »Nein, es muss eine andere Erklärung geben.«
    »Welche denn?«
    »Keine Ahnung. Aber warum sollten wir als jemand

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