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Höllenhund

Höllenhund

Titel: Höllenhund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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Körper in ihre Wärme. Mein Mund und meine Kehle fühlten sich trocken an, und meine Wunden pochten dumpf. Mein Magen knurrte, weil ich Hunger hatte. Ich richtete mich auf, sah mich um und stellte fest, dass ich in einer kleinen Bodenvertiefung an einem sanften Abhang lag. Unter mir dehnte sich ein Tal, und auf der anderen Seite erhoben sich weitere grasbedeckte Hügel, auf deren Gipfel Birken standen. Ich schlenderte hinunter, in der Hoffnung, unten am Hügel eine Quelle zu finden, und knabberte dabei an bestimmten Gräsern. Das Gras — Schwingelgras nennt es sich, war nicht besonders schmackhaft, aber ich wusste, dass viele Tiere es aßen, also würde es mir zumindest Nahrung liefern. Wieder fragte ich mich, woher es kam, dass ich solche Dinge wusste: Woher ich wusste, dass die Schnecke, die ich gerade weggeschoben hatte, eine Römerschnecke war, die das Kalzium in dem kalkigen Boden dazu benutzte, ihr Haus zu machen; und warum der Vogel, der irgendwo rechts von mir sang, eine Lerche war; und wieso der Schmetterling, der vorbeiflatterte, ein Admiral war, den das plötzliche warme Wetter vorzeitig geweckt hatte. Offenbar hatte mich in meinem vergangenen Leben das Land sehr interessiert, und ich hatte mir die Mühe gemacht, einiges darüber zu lernen. War ich vielleicht Botaniker oder so etwas gewesen? Oder war das nur ein Hobby von mir gewesen? Vielleicht war ich auf dem Land aufgewachsen. Ich schüttelte verwirrt den Kopf: Ich musste herausfinden, wer ich gewesen war, was ich gewesen war; wie ich gestorben war, und warum ich ein Hund geworden war. Und ich musste herausfinden, wer der Mann war, der Mann in meinen Träumen, der mir so böse erschien, der für meine Familie eine solche Bedrohung zu sein schien. Meine Familie, die Frau und das kleine Mädchen — ich musste sie finden, musste sie wissen lassen, dass ich nicht tot war. Ich musste ihnen sagen, dass ich ein Hund geworden war. Gab es denn nicht irgendjemanden, der mir helfen konnte?
    Den gab es. Aber ich sollte ihm erst zwei Nächte später begegnen.

15

    Und jetzt musst du aufpassen, denn das ist wichtig. Das ist der Punkt in meiner Geschichte, wo ich einen Grund für meine Existenz erfuhr, warum ich ein Hund war. Das ist die Stelle, die dir vielleicht helfen kann, wenn du bereit bist, sie zu akzeptieren. Wenn nicht, dann macht mir das nichts aus; das liegt bei dir. Aber denk an das, worum ich dich am Anfang gebeten habe: Halte deinen Verstand offen.
    Ich wanderte noch zwei Tage weiter, fand die Straße wieder und war darüber erleichtert. Ich war entschlossen, keine Zeit mehr zu vergeuden, sondern mein Zuhause und ein paar Antworten zu finden.
    Es fiel mir jetzt schwerer, die Straßenschilder zu lesen; ich musste sie lange anstarren und mich konzentrieren. Aber ich fand den richtigen Weg und setzte meine Reise fort, erfreut darüber, schließlich zu einer Ortschaft zu kommen; wenn ich unter Leuten und Läden war, war es viel leichter für mich, Nahrung zu bekommen. Ein paar Leute bedauerten meinen armseligen Zustand — wenn mich auch andere verjagten (als wäre ich etwas Unsauberes — und gaben mir Küchenabfälle. Ich verbrachte die Nacht bei einer Familie, die mich aufnahm, und nehme an, dass sie sich mit der Absicht trug, mich als Haustier zu behalten. Aber am folgenden Morgen, als man mich hinausließ, damit ich mich erleichtern konnte, rannte ich zur nächsten Ortschaft weiter. Es war mir unangenehm, die Freundlichkeit dieser Familie so schlecht zu vergelten, aber jetzt konnte nichts mehr mich von meinem Ziel abhalten.
    In der nächsten Ortschaft fiel es mir nicht ganz so leicht, Nahrung zu bekommen, obwohl ich immer noch hinreichend zu essen bekam. Die Straße wurde mir immer vertrauter, und ich wusste, dass ich mich meinem Heim näherte. Meine Erregung wuchs.
    Als die Dämmerung sich senkte, fand ich mich zwischen zwei Ortschaften; also verließ ich die Straße und suchte einen dichten Wald auf. Hungrig (selbstverständlich) und müde (natürlich) suchte ich nach einem sicheren Ort, um dort zu schlafen. Ich weiß nicht, ob du je eine Nacht alleine in einem Wald verbracht hast, aber es ist recht unheimlich. Zunächst einmal ist es stockdunkel (keine Straßenlaternen), und es herrscht ein dauerndes Rascheln und Knacken von trockenen Zweigen, während die Nachttiere herumstöbern. Ich kann bei Dunkelheit gut sehen — besser als du —, trotzdem war es schwierig, in der Dunkelheit viel zu erkennen. Unheimliche glühende Lichter beschleunigten

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