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Höllenhund

Höllenhund

Titel: Höllenhund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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Zähne über meine Flanke, doch am Ende schien selbst ihre Energie erschöpft. Bei einem besonders erfolgreichen Haken war sie fast fünf Meter an mir vorbeigeschossen, also hielt ich inne, um Luft zu schnappen. Die Dogge blieb ebenfalls stehen, und so sahen wir einander über das Gras hinweg an, beide keuchend und mit fliegenden Flanken.
    »Hör zu«, keuchte ich, »lass uns doch darüber reden.«
    Aber dazu verspürte sie gar keine Neigung. Sie schoss knurrend auf mich los. Also ergriff ich wieder die Flucht.
    Beim Rennen nahm ich eine Witterung auf. Füchse verstehen sich gewöhnlich recht gut darauf, ihre Spuren zu verdecken — sie laufen ein Stück in umgekehrter Richtung, klettern auf Bäume, springen ins Wasser oder mischen sich unter Schafe —, aber wenn sie ein totes Huhn im Maul haben, das Blut und Federn verliert, ist das eine andere Geschichte. Sie hatte eine Spur hinterlassen, die so deutlich wie Katzenaugen auf einer Straße waren.
    Die Dogge bekam einen Hauch davon ab und verlor sofort das Interesse ?n mir; dann hetzten wir beide hinter dem Duft her. Durch die nächste Hecke ging es, und dann waren wir im Wald, wichen Bäumen und größeren Büschen aus. Erschreckte Nachtgeschöpfe huschten in ihre Behausungen zurück, als wir vorbeibrausten, und schimpften über unser Eindringen.
    Ich glaube nicht, dass die Nachtsicht der Dogge so gut wie meine war — vermutlich war sie ein gutes Stück älter —, denn sie kam nicht so schnell voran, und einige Male hörte ich sie erschreckt aufschreien, wenn sie gegen einen Baum stieß. Ich konnte jetzt etwas Abstand gewinnen und wurde langsam etwas zuversichtlicher, dass mir die Flucht gelingen würde. Dann prallte ich gegen die Füchsin.
    Das Huhn hatte ihre Flucht behindert, und sie musste es an dieser Stelle fallen gelassen haben und stehengeblieben sein, um es wieder aufzuheben. Ich war ihr nicht böse — und hätte sie wahrscheinlich überhaupt nicht beachtet, wenn ich nicht geradewegs gegen sie geprallt wäre. Wir bildeten einen wirren, um sich schlagenden Haufen,
    Fuchs, Huhn und Hund, lösten uns aber sofort wieder, als die Dogge sich zu uns gesellte. Sie biss nach allem, was in Reichweite war, und zu unserem Glück — der Füchsin und meinem — konnten wir sie mit einem Mundvoll Huhn zurücklassen, sichtlich mit ihrem Fang zufrieden. Sie schüttelte das tote Stück Federvieh und versuchte es in Stücke zu reißen. Der Bauer würde wirklich zufrieden sein, wenn sein Wachhund mit einem Maul voll Federn und Blut zurückkehrte.
    Wir gingen unserer getrennten Wege, die Füchsin und ich: sie zurück zu ihren Jungen und ich auf der Suche nach einem ruhigen Platz, wo ich mich um meine Wunden kümmern konnte. Es wurde jetzt schnell heller, und ich beeilte mich weiterzukommen, nicht ganz sicher, welches die richtige Richtung war, aber jedenfalls daran interessiert, vor Tagesanbruch so weit wie möglich zu kommen. Ich wusste (woher wusste ich es?), dass Bauern sehr darauf bedacht waren, streunende Hunde ausfindig zu machen und zu töten, wenn diese ihnen einmal lästig geworden waren, und dieser ganz bestimmte Bauer würde mich sicherlich als Streuner betrachten. Mein Schwanz tat jetzt schrecklich weh und übertönte die Schmerzen aus meinen verschiedenen anderen Wunden. Aber ich wagte nicht anzuhalten und mir den Schaden anzusehen. Ich kam an einen Bach und schwamm hinüber, genoss die Kühle an meinen Wunden, und als ich schließlich das andere Ufer erreichte, krabbelte ich widerstrebend heraus. Ich schüttelte mich gründlich und hetzte dann weiter, entschlossen, das Land des Bauern schnell hinter mir zu lassen.
    Als ich schließlich einen Rastplatz fand, war die Sonne aufgegangen und fing bereits an, Kraft zu sammeln. Mir tat alles weh, und alles, was ich tun konnte, war, in einer Bodensenke zu liegen und langsam wieder zu Kräften zu kommen. Nach einer Weile konnte ich den Kopf drehen und meinen brennenden Schwanz untersuchen. Die Wunde war nicht halb so schlimm, wie ich erwartet hatte; nur die äußerste Spitze war beschädigt, und die meisten Haare waren weg. Victoria wäre zufrieden gewesen, denn unsere Schwänze waren einander jetzt wirklich sehr ähnlich. Die Kratzwunden an meinem Rücken und den Flanken, die der Drahtzaun und die Doggenzähne hinterlassen hatten, waren nicht besonders gefährlich, aber immerhin unangenehm. Ich legte den Kopf zwischen die Vorderpfoten und schlief.
    Als ich erwachte, stand die Sonne hoch am Himmel und hüllte meinen

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