Höllenjagd
Schleppern über Oakland aus der Stadt zu bringen. Dort nämlich haben wir die Personenzüge zusammengezogen, um sie aus der Region fortzuschaffen. Über 1400 Entlastungswaggons kommen aus dem ganzen Land. Auf dieser Seite der Bucht werden dreihundert Waggons, sowohl für Personen als auch für Güter, südlich um das Erdbebengebiet herumgeführt. Wie soll ich da einen einzelnen Waggon im Auge behalten?«
Bell blickte in Goulds Augen. »Dieser spezielle Waggon gehört Jacob Cromwell.«
Da war es, ein kaum wahrnehmbares Glimmen in den Augen. »Ich kenne keinen Jacob Cromwell.« Gould hielt inne, um Bell besorgt anzuschauen. »Worum geht es überhaupt?«
»Sie haben eine Lokomotive für seinen privaten Güterwaggon freigegeben.«
»Sie sind verrückt! In einer Notsituation wie dieser würde ich doch keine Privatzüge freigeben!«
»Wie viel hat er Ihnen dafür bezahlt?«
Der Fahrdienstleiter hob die Hände. »Ich kann nicht von einem Mann bezahlt werden, den ich nicht einmal kenne. Das ist lächerlich.«
Bell überging Goulds Lüge. »Zu welchem Zielort ist Cromwells Zug unterwegs?«
»Ich bitte Sie!«, sagte Gould mit wachsender Angst in den Augen. »Ich möchte, dass Sie verschwinden, ob Sie nun ein Van-Dorn-Agent sind oder nicht.«
Bell nahm seinen Hut ab und machte eine Bewegung, als wollte er das Innenband abwischen. Das Nächste, was der Fahrdienstleiter mitbekam, war, dass er in den Doppellauf einer Derringer blickte. Dann drückte Bell die Mündung links neben Goulds Augenhöhle. »Wenn Sie nicht innerhalb der nächsten sechzig Sekunden mit der Wahrheit rausrücken, werde ich schießen, und die Kugel wird Ihr Gesicht furchtbar entstellen, abgesehen davon, dass sie Ihr Augenlicht zerstören wird. Wollen Sie den Rest Ihres Lebens als blinder Krüppel verbringen?«
Goulds Gesicht nahm einen entsetzten Ausdruck an. »Sie sind wahnsinnig.«
»Sie haben noch fünfzig Sekunden, bevor Sie nichts mehr sehen.«
»Das können Sie nicht tun!«
»Ich kann und ich werde, wenn Sie mir nicht sagen, was ich wissen will.«
Bells kalter Gesichtsausdruck und seine eisige Stimme genügten, um Gould davon zu überzeugen, dass der Van-Dorn-Agent nicht bluffte. Er blickte verzweifelt um sich, als gäbe es irgendeine Fluchtmöglichkeit, doch Bell machte unerbittlich weiter.
»Dreißig Sekunden«, sagte er und spannte den Hahn der Derringer.
Goulds Schultern sackten zusammen, und in seinen Augen stand Todesangst. »Nein, bitte nicht!«, murmelte er.
»Sagen Sie es mir!«
»In Ordnung«, stammelte Gould leise. »Cromwell war hier. Er hat mir 10 000 Dollar in bar gegeben, damit ich seinen Waggon an eine schnelle Lokomotive hänge und den Zug auf ein Gleis in Richtung Süden setze.«
Bell kniff die Augen verständnislos zu schmalen Schlitzen zusammen. »Süden?«
»Das ist der einzige Weg, um raus aus der Stadt zu kommen«, erklärte Gould. »Sämtliche Eisenbahnfähren werden dazu benutzt, Leute hinüber nach Oakland zu transportieren und die Entlastungszüge in die entgegengesetzte Richtung zu bringen. Es gab keine andere Möglichkeit für ihn.«
»Auf welche Strecke wurde er geschickt?«
»Runter nach San Jose, dann um die Bucht herum nach Norden, bis sein Zug östlich auf die Hauptstrecke einschwenken kann, die über die Berge und durch Nevada nach Salt Lake City fährt.«
»Wie lange ist es her, dass er den Rangierbahnhof verlassen hat?«, wollte Bell wissen.
»Ungefähr vier Stunden.«
Bell ließ nicht locker. »Wann soll er in Salt Lake City ankommen?«
Gould schüttelte mit zuckenden Bewegungen den Kopf. »Kann ich nicht sagen. Sein Lokomotivführer wird eine Menge Zeit auf Nebengleisen verbringen müssen, damit die Entlastungszüge durchrauschen können. Wenn er Glück hat, wird sein Zug Salt Lake City morgen am späten Nachmittag erreichen.«
»Welche Lokomotive haben Sie Cromwell gegeben?«
Gould beugte sich über den Schreibtisch und überprüfte die Eintragungen in einem großen Buch. »Ich habe ihm Nummer 3025 gegeben, eine 462 Pacific, gebaut von Baldwin.«
»Eine schnelle Lok?«
Gould nickte. »Wir haben noch ein paar, die schneller sind.«
»Wann steht eine davon zur Verfügung?«
»Warum fragen Sie?«
»Ich will die schnellste, die Sie haben«, antwortete Bell und drohte Gould mit der Derringer. »Es ist ein dringender Notfall. Ich muss Cromwells Zug erwischen.«
Gould konsultierte die große Tafel. »Ich hätte die 3455, eine 442 Baldwin Atlantic. Sie ist schneller als die Pacific. Aber
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