Höllenjagd
durch den Rangierbahnhof. Long sorgte dafür, dass das Feuer hell und gleichmäßig brannte. In den fünf Jahren, die er Lokomotiven beheizte, hatte er eine Technik entwickelt, die das Feuer weder zu stark noch zu schwach brennen ließ. Lofgren beschleunigte weiter, von den Treibrädern entwich laut ein Schwall Dampf, und schwarzer Rauch quoll aus dem Schornstein.
Bell ließ sich auf dem linken Platz des Führerhauses nieder und war ausgesprochen erleichtert, dass nun - und da war er sich ganz sicher - die letzte Etappe der Höllenjagd auf Cromwell begonnen hatte, um ihn, tot oder lebendig, zu schnappen und den Behörden in Chicago zu übergeben.
Er fand das Vibrieren der Lokomotive auf den Gleisen so beruhigend wie das Dahingleiten auf einem Gummifloß in einem Bergsee. Das Zischen des Dampfs, der die Treibräder antrieb, und die Hitze aus der Feuerkammer hatten beinahe etwas Gemütliches für einen Mann auf einer wichtigen Mission. Bevor sie Sacramento erreichten und dann nach Osten in Richtung Berge fuhren, sank Bell in seinen Sitz, gähnte und schloss die Augen. Innerhalb einer Minute war er in tiefen Schlaf gefallen, inmitten des Stampfens der dahinrasenden Lokomotive, während Adeline ihren großen Gleisräumer auf die Sierra Nevada und den Donner-Pass richtete.
42
Abner Weeds Tonnenbrust und seine muskulösen Schultern schwitzten, während er Kohle in die Feuerkammer schaufelte. Es gab eine Methode, ein kräftiges Feuer zu schüren, doch er hatte keine Ahnung davon. Er hievte einfach Kohle durch die Öffnung und ignorierte die Beschwerden des Lokführers, der ihm zurief, dass zu viel Kohle die Temperatur des Feuers senkte.
Abner machte die Arbeit nur, um den Heizer Ralph Wilbanks abzulösen, einen großen, stämmigen Kerl, der völlig erschöpft war, nachdem er die nötige Temperatur mehrere Stunden lang gehalten hatte, damit die große Pacific-Lokomotive die steilen Hänge der Sierra Nevada Mountains schaffte. Sie hatten vereinbart, abwechselnd eine Stunde zu heizen und eine Stunde auszuruhen.
Während er schuftete, blieb Abner, der sich die Smith & Wesson unter den Gürtel gesteckt hatte, die ganze Zeit wachsam. Er hatte ein Auge auf den Lokführer, der die Pacific mit hoher Geschwindigkeit durch die vielen Bergkurven fuhr, während er selbst das Gleis im Auge behielt, um rechtzeitig unerwartete Hindernisse wie zum Beispiel einen nicht fahrplanmäßigen, entgegenkommenden Zug zu bemerken. Endlich kamen sie am Gipfel an, und danach ging es bergab, bis sie die Ebene der Wüste erreichten.
»Wir sind gleich in Reno«, schrie Wes Hall, der Lokführer, um das Prasseln der Flammen in der Feuerkammer zu übertönen. Er war ein starker Mann mit den wettergegerbten Zügen eines Cowboys, und er hatte den Zug aus Protest angehalten, als seine Fahrgäste von ihm verlangt hatten, er sollte einen Geschwindigkeitsrekord im Überqueren der Berge aufstellen. Doch dann hatte er nachgegeben, als Abner ihm seine Smith & Wesson an den Kopf gehalten und gedroht hatte, ihn und seinen Heizer zu töten, falls sie nicht das taten, was man von ihnen verlangte. Tausend Dollar in bar von Cromwell halfen, ihn zu überzeugen, und nun jagten Hall und Wilbanks die Pacific-Lokomotive so schnell durch die Berge, wie sie konnten.
»Das Signal vor uns steht auf Rot«, sagte Wilbanks.
Hall machte Zeichen, dass er es ebenfalls gesehen hatte. »Wir müssen anhalten und auf ein Nebengleis fahren.«
Abner richtete erneut das Schießeisen auf den Kopf des Lokomotivführers. »Betätigen Sie die Dampfpfeife. Wir fahren weiter.«
»Wir können nicht«, sagte Hall und starrte Abner an. »Das ist bestimmt ein Schnellzug mit Hilfsgütern für San Francisco, der auf demselben Gleis auf uns zukommt.
Mir wäre es lieber, Sie erschießen mich, als dass ich einen Zusammenstoß mit einem anderen Zug verursache, der uns alle töten und den Verkehr in beide Richtungen vielleicht für eine Woche unterbrechen wird.«
Langsam steckte Abner den Revolver zurück in den Gürtel. »In Ordnung. Aber bringen Sie uns wieder auf das Hauptgleis zurück, sobald der Versorgungszug durch ist.«
Hall schob den Dampfregler nach vorn. »Wir können die Pause dazu nutzen, Kohle zu bunkern und Wasser zu tanken.«
»Gut. Aber machen Sie keine Mätzchen, sonst verpasse ich Ihnen 'ne Kugel.«
»Ralph und ich halten nicht mehr lange durch. Wir sind fertig.«
»Sie bekommen Ihr Geld - und bleiben am Leben -, wenn Sie weiterfahren«, sagte Abner drohend.
Als er sich aus
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