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Höllenjagd

Höllenjagd

Titel: Höllenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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schleppen zu müssen, gelang ihr das mühelos.
    Die Frühlingsluft war frisch, und es lag immer noch Schnee. Der Donner-Pass war der berüchtigte Teil der Berge, wo das ergreifendste Ereignis der Geschichte des Westens stattgefunden hatte. Ein Personenzug mit einem halben Dutzend Familien sollte zur Legende werden, als die Gruppe im Winterblizzard von 1846 plötzlich festgesessen und Schreckliches durchlitten hatte, bevor sie gerettet werden konnte. Viele hatten nur überlebt, weil sie die Toten gegessen hatten. Von den ursprünglich achtundsiebzig Männern, Frauen und Kindern hatten es nur fünfundvierzig geschafft.
    Seit sie durch Sacramento gefahren waren, war Bell hellwach und fand die Umgebung atemberaubend: die hoch aufragenden Gipfel, die Wälder aus Tannen, auf deren Ästen hier und dort noch Schnee lag, die Bergtunnel, die 1867 von chinesischen Arbeitern aus dem Granit gesprengt worden waren. Adeline tauchte in die schwarze Öffnung eines langen Tunnels ein, wobei das Donnern des Zugs wie hundert Basstrommeln widerhallte. Bald tauchte ein kleiner Lichtkreis vor ihnen in der Dunkelheit auf, der schnell größer wurde. Dann brauste Adeline dröhnend in das helle Sonnenlicht. Nach ein paar Kilometern hatte man einen Panoramablick über den Donner Lake, während der Zug die lange, kurvenreiche Talfahrt hinunter in die Wüste begann.
    Bell blickte unbehaglich einen Steilhang von dreihundert Metern hinab, der nur ein oder zwei Schritte entfernt war, als die Lokomotive um eine scharfe Kurve fuhr. Er musste Lofgren nicht drängen, schneller zu fahren. Der Lokführer lenkte die große Lokomotive mit beinahe sechzig Stundenkilometern um die Bergkurven, gut fünfzehn Kilometer schneller als die Geschwindigkeit, die noch als sicher galt.
    »Wir haben den Gipfel geschafft«, sagte Lofgren, »und fahren jetzt die nächsten 120 Kilometer bergab.«
    Bell stand auf und überließ Long den Heizersitz. Der ließ sich dankbar nieder und machte eine Pause, als Lofgren den Dampf absperrte und Adeline den Pass hinabrollen ließ. Long hatte, seit sie in Sacramento auf die Hauptstrecke und in die steilen Sierras gefahren waren, fast ununterbrochen Kohlen geschaufelt.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte Bell.
    »Sie sind herzlich eingeladen«, sagte Long. »Ich zeige Ihnen, wie man die Kohle in den Feuerkasten schaufeln muss. Selbst wenn wir die nächste Stunde bergab fahren, dürfen wir das Feuer nicht ausgehen lassen.«
    »Wirft man die Kohle nicht einfach mit der Schaufel hinein?«
    Long grinste. »Da gehört ein bisschen mehr dazu. Und es ist auch nicht irgendeine Schaufel, sondern eine Heizerschaufel der Größe vier.«
    Während Bell die nächsten beiden Stunden vor dem Labyrinth aus Leitungen und Ventilen schuftete, lernte er, wie schwierig es war, eine Lokomotive zu heizen. Der Kessel schwang in den Kurven hin und her und erschwerte es, die Kohle in den Feuerkasten zu befördern. Trotzdem war es eine leichte Arbeit, da Adeline bergab fuhr. Er schaufelte gerade so viel Kohle, damit genug Dampf produziert wurde, und er begriff schnell, dass er die Klappe des Feuerkastens weit öffnen musste, nachdem er ein paarmal mit der Schaufel dagegen gestoßen war und die Kohle über den Boden verteilt hatte. Und statt einen glühenden Haufen aufzuschichten, lernte er den Kniff, wie man ein gleichmäßiges Feuer machte, das hell und orangerot brannte.
    Sie ließen die Haarnadelkurven hinter sich und fuhren in weiteren Bögen bergab, als sie sich dem Fuß der Berge näherten. Eine Stunde, nachdem Bell die Schaufel wieder an Long übergeben hatte, rief der Heizer Lofgren zu: »Wir haben nur noch genug Kohle und Wasser für achtzig Kilometer.«
    Lofgren nickte, ohne den Blick von der Bahnstrecke abzuwenden. »Genug, um es nach Reno zu schaffen. Dort können wir Kohle und Wasser aufnehmen und eine zweite Crew anheuern.«
    Bell bemerkte, dass die schnelle Fahrt durch die Berge ihren Tribut von Lofgren und Long gefordert hatte. Er konnte erkennen, dass die körperliche und geistige Beanspruchung die zuverlässigen Lokführer ausgelaugt hatte und Long zudem entkräftet war von der enormen Anstrengung, die er sich abverlangt hatte, um an den steilen Berghängen für genug Dampf zu sorgen. Es lag auf der Hand, dass Cromwells Crew ebenfalls erschöpft sein musste. Er sah auf seine Uhr und fragte sich, ob sie aufgeholt hatten.
    »Wie lange wird es dauern, eine neue Crew zu finden?«, fragte Bell.
    »So lange wie es dauert, Kohle und Wasser

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