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Höllenjagd

Höllenjagd

Titel: Höllenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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dem linken Seitenfenster lehnte, sah er den Bahnhof und die kleine Stadt Reno, Nevada, in der Ferne auftauchen. Als sie näher kamen, entdeckte er eine Gestalt, die an der Weiche stand und eine kleine rote Fahne schwenkte. Hall betätigte die Pfeife, um dem Mann anzuzeigen, dass sie das Signal zum Bremsen gesehen hatten und bereit waren, vom Hauptgleis herunterzufahren.
    Hall brachte den Pacific-Tender genau unter einem hohen hölzernen Wassertank auf der einen Seite des Gleises und einem Kohlebunker auf der anderen zum Stehen. Wilbanks sprang auf den Tender, packte ein Seil und zog das Fallrohr herunter, das am Tank angebracht war, bis die Schwerkraft dafür sorgte, dass Wasser he- rausfloss. Hall kletterte, mit einer Ölkanne in der Hand, aus dem Führerhaus und überprüfte sämtliche Lager, und da Cromwell sich geweigert hatte, bis zur Ankunft eines Bremsers zu warten, musste er ebenfalls die Lager an den Rädern des Tenders und des Güterwaggons überprüfen.
    Während Abner Hall und Wilbanks im Auge behielt, ging er am Tender vorbei zur Tür des Güterwaggons. Er klopfte zweimal mit dem Griff seiner Smith & Wesson dagegen, wartete einen Moment und klopfte dann noch einmal. Die Tür wurde von innen entriegelt und glitt zur Seite. Jacob und Margaret Cromwell standen da und blickten zu ihm herab.
    »Warum halten wir?«, fragte Cromwell.
    Abner nickte in Richtung Lokomotive. »Wir sind auf ein Nebengleis gefahren, um einen Versorgungszug durchzulassen. Während wir warten, nehmen wir Kohle und Wasser auf.«
    »Wo sind wir?«, fragte Margaret. Sie trug untypischerweise Männerhosen, deren Beine in Stiefeln steckten, und dazu einen blauen Pullover und ein Kopftuch.
    »In Reno«, antwortete Abner. »Wir haben die Sierra hinter uns gelassen. Zur Wüste hin wird die Landschaft flacher.«
    »Was ist mit der Bahnlinie?«, wollte Cromwell wissen. »Gibt es noch mehr Versorgungszüge, die unsere Fahrt verzögern?«
    »Ich werde den Weichensteller nach weiteren Zügen in westlicher Richtung fragen. Aber wir müssen ausweichen, wenn sie kommen.«
    Cromwell sprang herunter und breitete eine Landkarte auf dem Boden aus. Die kreuz und quer verlaufenden Linien waren die Bahnverbindungen der Staaten westlich des Mississippi. Er zeigte auf den Punkt, der Reno darstellte. »Dann sind wir also hier. Die nächste Abzweigung nach Norden ist Ogden, Utah.«
    »Nicht Salt Lake City?«, fragte Margaret.
    Cromwell schüttelte den Kopf. »Die Hauptlinie der Southern Pacific trifft nördlich von Salt Lake City auf die der Union Pacific. An der Abzweigung Ogden schwenken wir nach Norden in Richtung Missoula, Montana. Dort fahren wir auf der Linie der Northern Pacific nach Kanada.«
    Abner ließ die Crew nicht aus den Augen. Er sah, wie sich der Heizer mit der Kohle abmühte, die sich von der Rutsche in den Tender ergoss, und wie der Lokführer umherging, als wäre er in Trance. »Die Männer sind völlig fertig. Wir können von Glück reden, wenn sie die Lokomotive noch vier Stunden lang in Bewegung halten.«
    Cromwell studierte die Landkarte. »Es gibt einen Bahnhof in Winnemucca, Nevada, ungefähr zweihundertsiebzig Kilometer von hier. Dort nehmen wir uns eine neue Crew.«
    »Was ist mit den beiden?«, wollte Abner wissen. »Wir können sie nicht zum nächsten Telegrafenamt rennen lassen, damit sie die Gesetzeshüter weiter im Norden alarmieren, dass wir kommen.«
    Cromwell dachte einen Moment nach. »Sie fahren mit, dann lassen wir sie irgendwo in der Wüste abspringen. Wir werden nicht das Risiko eingehen, dass irgendein Van-Dorn-Agent dahinterkommt, dass wir San Francisco verlassen haben, und der Polizei an der Strecke kabelt, dass sie unseren Zug anhalten sollen. Also kappen wir unterwegs die Telegrafenleitungen.«
    Margaret warf einen langen Blick auf die Sierras und die Bahnstrecke, über die sie gekommen waren. »Glaubst du, Isaac ist hinter uns her?«
    »Das ist nur eine Frage der Zeit, Schwesterherz«, sagte er mit gewohnter Selbstsicherheit. »Doch bis er herausgefunden hat, dass wir San Francisco verlassen haben, und eine Lokomotive findet, um die Verfolgung aufzunehmen, sind wir schon fast in Kanada, und dann hat er keine Möglichkeit mehr, uns aufzuhalten.«

 
43
    Adeline war Lofgrens Ein und Alles, und er redete mit ihr, als wäre sie eine schöne Frau und kein stählernes, feuerspeiendes Monster, das die Kurven der Sierras und den Donner-Pass hinaufstampfte. Ohne zweihundert Tonnen Waggongewicht mit Passagieren und Gepäck

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