Höllenjagd
Morgen im Büro eingetroffen war, überbrachte ihm ein Laufbursche des Telegrafenamts eine Nachricht von Van Dorn.
Mein Chefermittler in Los Angeles kann keinen Hinweis auf eine Rose Manteca finden. Im Umkreis von dreihundert Kilometern gibt es keine Familie dieses Namens, die im Besitz einer Ranch ist. Sieht so aus, als ob die Dame Sie hinters Licht führen wollte. War sie hübsch?
Van Dorn
Bell lächelte in sich hinein. Er steckte das Telegramm in die Tasche, ging zu Alexanders Büro und klopfte an die Tür.
»Kommen Sie herein«, sagte Alexander so leise, als würde er zu jemandem im Raum sprechen. Bell, der die Worte hören konnte, trat ein. »Sie sind hier, um zu berichten, nehme ich an«, sagte der Chefermittler von Denver ohne Umschweife.
Bell nickte. »Ich wollte Sie über unsere Aktivitäten auf den neuesten Stand bringen.«
»Ich höre.« Alexander saß an seinem Schreibtisch, ohne aufzuschauen oder Bell einen Stuhl anzubieten.
»Ich habe Curtis und Irvine losgeschickt, um die Gesetzeshüter und mögliche Zeugen der Banküberfälle und Morde zu befragen«, log Bell.
»Es ist unwahrscheinlich, dass sie etwas ausgraben, das uns nicht schon von den zuständigen Beamten berichtet wurde.«
»Ich selbst werde versuchen, den nächsten Zug nach Los Angeles zu nehmen.«
Mit einem misstrauischen Ausdruck in den Augen sah Alexander auf. »Los Angeles? Warum sollten Sie dort hinfahren?«
»Tue ich gar nicht«, antwortete Bell. »Ich steige in Las Vegas in die Nebenlinie nach Rhyolite um, wo ich mich selbst mit den Zeugen unterhalten möchte, sofern es welche gibt.«
»Ein kluger Plan.« Alexander sah beinahe erleichtert aus. »Ich dachte für einen Moment, Sie wollten wegen Miss Manteca nach Los Angeles.«
Bell tat überrascht. »Sie kennen sie?«
»Sie saß gestern bei der Party im Country Club bei mir und meiner Frau am Tisch. Wir sind uns schon ein paar Mal begegnet. Sie sagte, dass Sie beide sich bei der Benefizveranstaltung für Waisenkinder getroffen hätten, und sie schien sehr an Ihrer Arbeit und Ihrem Hintergrund interessiert zu sein. Sie war vor allem fasziniert von unserem Bankräuber.«
Darauf wette ich, dass sie an meiner Arbeit interessiert war, dachte Bell. Doch er sagte nur: »Ich wusste gar nicht, dass ich so großen Eindruck auf sie gemacht habe. Sie hat mich ordentlich abblitzen lassen.«
»Meine Frau dachte, Miss Manteca wäre in Sie verknallt.«
»Wohl kaum. Das Einzige, was ich von ihr weiß, ist, dass sie aus einer wohlhabenden Familie in Los Angeles stammt.«
»Das stimmt«, antwortete Alexander in Unkenntnis der Dinge. »Ihr Vater besitzt große Ländereien außerhalb der Stadt.«
Für Bell war es offensichtlich, dass Alexander weder Erkundigungen über Rose eingezogen hatte, noch dass er wegen ihrer Fragen, die ihn und den Fall des Schlächters betrafen, misstrauisch geworden war.
»Wann kommen Sie zurück?«, fragte Alexander.
»Ich müsste die Untersuchung in Rhyolite innerhalb der nächsten fünf Tage abgeschlossen haben und gleich danach wieder zurück sein.«
»Und Curtis und Irvine?«
»Zehn bis vierzehn Tage.«
Alexander widmete sich wieder den Papieren auf seinem Schreibtisch. »Viel Glück«, sagte er kurz angebunden und entließ Bell damit.
In den Konferenzraum zurückgekehrt, ließ sich Bell auf einem Drehstuhl nieder und legte die Füße auf den langen Tisch. Er nippte an einem Kaffee, den Mrs. Murphy ihm zuvor gebracht hatte.. Dann lehnte er sich zurück und starrte an die Decke, als würde er etwas im Stockwerk darüber sehen.
Mit seinem Verdacht gegenüber Rose Manteca hatte er also den Nagel auf den Kopf getroffen. Sie war nicht nur eine Betrügerin, sondern hatte vielleicht sogar etwas mit dem Schlächter zu tun und war geschickt worden, um so viel wie möglich über die Untersuchung der Van Dorn Detective Agency in Erfahrung zu bringen. Bells Gegner war nicht zu unterschätzen. Das war kein gewöhnlicher Verbrecher. Die Dienste einer hübschen Spionin in Anspruch zu nehmen war die Vorgehensweise eines Mannes, der seine Aktionen sorgfältig plante. Rose, oder wie auch immer ihr richtiger Name lautete, war geschickt. Sie hatte keinerlei Schwierigkeiten gehabt, das Vertrauen des Bürochefs von Denver zu gewinnen. Die Basisarbeit war sorgfältig erledigt worden. Das war eindeutig die Arbeit eines Profis. Eine Betrügerin anzustellen bedeutete, dass der Gauner über erstklassige Ressourcen und ein Netzwerk verfügte, das womöglich bis in Regierungs- und
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